Beton und Marathon – Herzlichen Glückwunsch Ludwig Schierer zum 90. Geburtstag

Ein Marathonläufer wie er im Buche steht, das ist Ludwig Schierer. – Dieses Buch hat der Jubilar zu seinem 90 Geburtstag geschrieben und ich durfte ihn dabei als Lektorin unterstützen. Pünktlich zum 90. Geburtstag erschien die Biografie „Beton und Marathon“ in einer 1.000 Stück mit Erinnerungen an viele Menschen, denen Ludwig Schierer als Sportler, Ehemann, Vater, Großvater und Geschäftsmann im Laufe seines bisherigen Lebens begegnet ist. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag.

Stadtgeschichtlich interessant

Den Ausschlag, diese Biografie zu schreiben, haben seine Enkelsöhne gegeben, erzählt Schierer. Freund und Rechtsanwalt Ludwig Wanninger überzeugte den Jubilar schließlich davon, seine Biografie drucken und als Buch herausgeben zu lassen. Jetzt liegt ein Werk vor. Es reicht weit über das Familiäre hinaus und bezieht auch die stadtgeschichtliche Perspektive ein. Zahlreiche Fotos zeigen Ansichten von Cham oder vom Regen seit den 30er Jahren. Berichte vom Krieg gehören zu den traurigen Kapiteln im Leben des Ludwig Schierer. Doch berichtet der Zeitzeuge mit großem Stolz vom Mut des eigenen Vaters, der bei Kriegsende zum Wohle der Stadt Cham einen Befehl verweigerte.

Die Ansichten des Betriebsgeländes der Firma Schierer reflektieren die Unternehmensentwicklung von ihren Anfängen. Ludwig Schierers Text erzählt von den Ersten Lkws, vom Transportbeton und von Grundstücksgeschäften, die getätigt wurden, um das Betriebsgelände zu arrondieren.

Laufen, radeln, kraxeln, wallfahren

In schriftlichen und fotografischen Erinnerungen schlägt sich die Sportbegeisterung Schierers nieder. Seine Leidenschaft für den Ausdauersport begann mit dem Arber-Ski-Marathon. Schierer erlief sich in Moskau, New York, Athen, Berlin und vielen anderen Städten Medaillen. Er lief und lief und lief, radelte, kraxelte, wallfahrtete und rief die legendäre Schierer-Arberwanderung ins Leben, die vielen Mitarbeiterinnen sowie Chamerinnen und Chamern aus dem eigenen Erleben ein Begriff ist.

Kapelle gestiftet – Söhne und Enkel gefördert

Leserinnen und Leser der Biografie Ludwig Schierers erfahren schließlich, warum der Autor in Rissing eine Kapelle gestiftet hat und wie er seine Söhne und Enkelkinder förderte. Das Unternehmen Ludwig Schierer GmbH ist nach wie vor ein Familienunternehmen. Sohn Bernhard folgt dem Vater in der Geschäftsführung des breit aufgestellten Betriebs nach.

Die Gegenwart besser verstehen

Der 90jährige Ludwig Schierer hat sein Leben aufgeschrieben. Mit seiner Biografie lädt er alle ein, die mit sich mit ihm auf eine Reise in die Vergangenheit begeben wollen. Doch tut er das nicht aus romantischen oder nostalgischen Beweggründen. Sein Credo: „Wenn man sich einmal genauer anschaut, was früher passiert ist, versteht man die Gegenwart besser.“ – Das ist Ludwig Schierers Überzeugung.

Alles Gute zum Geburtstag, Gesundheit und Glück.

Ludwig Schierer: Beton und Marathon, Perlinger Druck GmbH Furth i. Wald 2021, 144 Seiten, ISBN: 978-3-00-068861-4, 14,80 Euro – im Buchhandel erhältlich.

Hans Dieter Trayer (*1941), Schauspieler

Hans Dieter Trayer ist Schauspieler und Schauspielcoach (Trayer Studio München für Schauspielcoaching und Präsentationscoaching). Sowohl in der einen als auch in der anderen Rolle arbeitet er nach der Methode des amerikanischen Schauspiellehrers Lee Strasberg ( * 1901 † 1982). Um eine Figur möglichst wahrhaftig darzustellen, findet er Situationen in der eigenen Biografie, denen er im Schauspiel nachspürt.

Am 15. Februar 2021 feierte der Münchner Schauspieler seinen 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

„Das Leben – ein Spiel“ ist die kurze Biografie Hans Dieter Trayers. Mein Text beruht auf zwei lebensgeschichtlichen Interviews und vielen Fragen.

Textauszug:

Schauspielen ist Leben

Im Training bei Schauspiel-Coach Susan Batson spielt Hans Dieter Trayer in einer Szene aus „Who is afraid of Virginia Wolf“ den George. Für sein Gegenüber im Spiel, seine Ehefrau Martha, wählt der Schauspieler den Charakter seiner Mutter. Im begrifflichen System der amerikanischen Schauspieltrainerin ist das ein „character private moment“. – „Das hat mich so aufgerissen. Ich konnte schreien und heulen. Das war sensationell. Susan hat danach zu mir gesagt, ich hätte noch ein paar Stunden weitermachen können. Ich lag da so drauf“. 

Biografisch gesehen verbindet dieser Kommentar die vielen Momente im Leben von Hans Dieter Trayer. Es sind Momente, die passen. – Dabei fällt ihm manches zu, manches muss er sich erkämpfen oder erarbeiten und genauso ist es bei seinen Rollen.

Für uns war es das Paradies

Am 15. Februar 1945 feiert Hans Dieter Trayer seinen vierten Geburtstag. Eine Woche später sterben innerhalb von 20 Minuten 17.600 Menschen beim Bombenangriff auf Pforzheim. Zu den Opfern der britischen Luftangriffe zählen zwei Tanten und eine fünfjährige Cousine. Ein Onkel wurde als 17-Jähriger gegen Ende des Krieges eingezogen. Drei Monate später ist er tot. – Eine Familie, viele Opfer.

Am 23. Februar 1945 zerstören Bomben 98 Prozent der Gebäude in Pforzheim, darunter das Haus der Großeltern, in dem auch Hans Dieter Trayer mit seinen Eltern und der dreieinhalb Jahre älteren Schwester Renate wohnt. Die Familie überlebt. Die Mutter mit den Kindern, weil sie sich bei einer Freundin auf dem Land einquartiert hatte, der Vater, weil er als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Hans Dieter Trayer verliert Freunde und Spielsachen. Was wirklich passiert ist, wird sich erst dem Erwachsenen erschließen.

Mit Mutter und Schwester verbringt der Vierjährige bereits vor dieser zerstörerischen Nacht des 23. Februar 1945 die Stunden des Bombenalarms. In der Nähe des großelterlichen Hauses bietet ein Stollen Schutz. – Heulende Sirenen, ein zum Luftschutzkeller umfunktionierter unterirdischer Gang und der Spielplatz mit Sandkasten im Stadtpark gegenüber sobald es Entwarnung gibt, gestalten die Szenerie, in der Hans Dieter Trayer die letzten Kriegstage erlebt. Es ist gleichzeitig die Kulisse der ersten Kindheitserinnerungen des späteren Schauspielers. „Da hab ich die Erfahrung gemacht, dass man jeden Moment tot sein könnte.“

Julia Weigl-Wagner: Hans Dieter Trayer / Das Leben – Ein Spiel, 2021

Selbstverlag

Foto: Christian Dlusztus