Regina Hellwig-Schmid ist Künstlerin und Kuratorin. In einem Seitenaltar der Regensburger Schottenkirche St. Jakob realisierte sie die Installation „himmelwärts“ – raumgreifend, poetisch, nahbar, aus Seide, einem Material so stark und so reissfest wie kaum ein anderes.
„Mit einer Leiter“, sagt die Künstlerin, „kommst Du überallhin. Ganz nach oben, aber Du musst auch in den Gulli schauen können. Die Leiter in der Schottenkirche ist eine Lebensleiter. Oben wird es enger.“ Zu sehen ist die Installation „himmelwärts“ noch bis 31. Oktober 2023 in der Schottenkirche St. Jakob, Jakobstraße 3, 93047 Regensburg, 8 bis 18 Uhr.
Vielen Dank, Stefan Voit, für das Interview über meine biografische Arbeit mit der Münchner Künstlerin Margot Luf. Hat Spaß gemacht. In „Lichtung – ostbayerisches Magazin“ ist das Interview über „Ein Sterntalerleben“ jetzt zu lesen.
Was mich an Margots Leben besonders fasziniert, hat mich Stefan gefragt. Natürlich musste ich überlegen, denn es gibt an Margot vieles, was mir gefällt. Ihre Spontaneität, ihre Freude am Ausprobieren, am meisten hat mich jedoch ihre Freude am Dialog begeistert. Wir hätten endlos weiterreden können.
aus: lichtung – ostbayerisches Magazin, Oktober 2023
Weigl-Wagner, Julia: Margot Luf – ein Sterntalerleben, 2023, 173 Seiten, 15,00 Euro, erhältlich bei Kunstpartner, Wilma Rapf, Altenthanner Straße 1, 93170 Adlmannstein
Werke von Margot Luf sind aktuell noch bis zum 29. November 2023 in der Ausstellung „Rhythmisaches Spiel zwischen Skulptur und Farbe“ der Volksbank Mittlerer Neckar eG in Nürtingen zu sehen.
Als wären es Geschichten aus 1001 Nacht, pulsieren die aus unendlich vielen Farbflächen zusammengesetzten Teile von Blüten über die Fliesen der ehemaligen Unterführung am Hauptbahnhof in Regensburg. „Transcendent Echoes of Transcendent Realms“ nennt Barbara Herold ihre Augmented Reality Installation im donumenta ART LAB Gleis 1. Für die digitale Rauminstallation der Medienkünstlerin ist die 60 Meer lange ehemalige Bahnhofsunterführung, der Ausstellungsraum des donumenta e.V. in Regensburg, ein idealer Raum.
Herold kennt die wirkungsvollen Methoden der Verführung zwischen realer und digitaler Welt. Magisch wirkt ihre Augmented Reality Installation mit den sich endlos wiederholenden Bewegungen und Farben. Wer noch weiter hineintauchen möchte in dieses Gefühl von Schwerelosigkeit, lädt die App (QR-Code am Eingang in die Ausstellung) auf sein Smartphone und holt sich so Barbara Herolds Welt immer wieder in die eigene, phantastisch und verführerisch.
Außer in Regensburg waren Arbeiten der Medienkünstlerin Barbara Herold in diesem Jahr auf der resetNOW, der 6. Biennale der Künstlerinnen im Haus der Kunst in München ebenso vertreten wie auf der SaarART, dem Laboratorium des Instituts für Aktuelle Kunst in Saarlouis.
Nur noch bis 29. Oktober, Mi – So, 14 – 19 Uhr im donumenta ART LAB Gleis 1, Hauptbahnhof Regensburg
„Ein Sterntalerleben“ erzählt die Geschichte der Münchner Künstlerin Margot Luf.
Geboren 1945 in Oberbayern, wuchs Margot Luf zwischen Trümmern auf und erlebte, wie sich die Welt um sie herum langsam herausputzte aus dem Schutt – Wirtschaftswunder, Kunstschule, erste Verkäufe auf der Münchner Leopoldstraße. Gegen Widerstände bahnt sich Margot Luf ihren Weg hinaus in die Welt. Sie reist, erlebt den Alltag in New York, die große Anziehungskraft Griechenlands und der Berge.
Traumtänzer, Sterntaler – Margot Lufs Skulpturen erzählen von ihrer Schöpferin. Buchcover von Florian Toperngpong
Diese Biografie skizziert mehr als sieben Jahrzehnte eines Menschenlebens. Sie zeigt die Jonglage mit all dem, was Margot Luf umgab. Es sind die Bestandteile ihrer Kunst.
Ich danke Margot Luf von Herzen für ihr großes Vertrauen und die vielen Interviews, die wir sehr konzentriert in ihrem Atelier führten. Danke auch an Margots Ehemann Anton Yeremenko für wichtige Anmerkungen.
Die Kunstpartner Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler machen Margot Lufs Vorlass in ihrer Galerie in Adlmannstein zugänglich. Wilma Rapf Karikari und Margot Luf sind die Herausgeberinnen dieser Biografie, die Florian Toperngpong gestaltet hat.
Weigl-Wagner, Julia: Margot Luf – ein Sterntalerleben, 2023, bebildert, 163 Seiten, ISBN 978-3-9817660-9-7
Im donumenta ART LAB Gleis 1, inszeniert Barbara Sophie Höcherl bis zum 3. Oktober 2021 das Unscheinbare. Ihre Installationen in der Ausstellung „Echo on Survival“ sind inspiriert von der Natur.
In diesen Arbeiten unterzieht die Künstlerin ihr Material einer Analyse, untersucht seinen Charakter und prüft Möglichkeiten der Ausarbeitung und Inszenierung. Es ist ein Spiel mit der Balance zwischen organischen und anorganischen Elementen, Naturstoffen und Materialien der Konsumgesellschaft.
Mit ihren Arbeiten kommentiert Barbara Sophie Höcherl nicht zuletzt die eigene Biografie. Bevor sie an der Westböhmischen Universität Kunst studierte, hatte sie Staudengärtnerin gelernt. Im Interview erzählt Barbara Sophie Höcherl von natürlichen Prozessen und davon wie wichtig es ihr ist, die Natur zu verstehen.
Zunächst eine grundsätzliche und vielleicht auch schwierige Frage, liebe Barbara Sophie Höcherl. Was treibt Dich an? Wie entstehen Deine Skulpturen?
Mein Antrieb ist die Natur. Da kommt alles her und dahin geht alles zurück. Ich denke in Kreisläufen und weiß als Staudengärtnerin relativ viel über Pflanzen. Die Natur gibt mir Halt, auch als bildende Künstlerin. Es hat ein bisschen gedauert, aber heute behaupte ich, um Natur dreht sich alles. Dann stellt sich für mich die Frage, wie kann ich das formulieren? Wie kann ich das ausdrücken?
Ich bin verrückt nach Material – Material, das ich vorfinde, Material, das von Menschen gemacht ist und Material, das ich selbst herstellen kann. Meine Arbeiten sind oft fragil, weil sie aus Naturmaterialien bestehen. Sie sind nicht für die Ewigkeit, verändern sich, und gehen vielleicht irgendwann kaputt, weil das Material Schwächen hat und – wie Schaumstoff – keine UV-Beständigkeit. Schaumstoff ist ein gutes Beispiel für einen Stoff, der massenweise vorkommt. Wir liegen und sitzen darauf. Aber wir sehen ihn nicht, weil er immer überdeckt ist. Und in dem Moment, in dem wir Schaumstoff wahrnehmen, ist der Bezug aufgerissen und das Ding, in dem er verarbeitet wurde, muss weg, wird im besten Fall recycelt. In dem Moment, in dem es für andere wertlos ist, wird es für mich interessant. Dann benutze ich es und schaffe daraus einen neuen Wert. Ich zerschneide und untersuche es, dann wird es immer recht systematisch.
Wie näherst Du Dich dem Material, das Du für Deine Skulpturen benutzt?
Ich frage mich, mit welcher Technik ich das Material verarbeiten kann. Was ist möglich, zum Beispiel mit einem Kirschlorbeerblatt oder einem Seerosenblatt? Ich kann beide nähen, das eine problemlos mit der Maschine, das andere muss ich im frischen Zustand nähen, weil es sonst zerbricht.
Seit vielen Jahren arbeite ich mit Naturpigmenten. Ich koche Pflanzen mit Essig ein und arbeite mit den so gewonnenen Farben. Sie faszinieren mich. Wenn man eine Blüte vor sich hat, kann man nicht unbedingt sagen, welche Farbe das wird. Und das findet jetzt eben in „Pieces of Babylon“ in der Ausstellung im donumenta ART LAB Gleis 1 seine Entsprechung.
Da präsentierst Du Schichten von Farben und nennst dieses Werk „Pieces of Babylon“.
Pflanzengefärbtes Wasser – „Pieces of Babylon“ (Foto: Alexander Rosol)
Das ist die Arbeit in den transparenten Kunststoffkästen. Man kann aus diesen Kästen einen Turm bauen, der aus Versatzstücken aus der Natur besteht, die im Endeffekt nur noch einen Code ihrer früheren Form in sich tragen.
Mir geht es ganz allgemein um eine verstärkte Wahrnehmung: Wie kann ich Natur neu wahrnehmen und besser mit ihr umgehen. Und mit meinen Arbeiten vielleicht auch die Aufmerksamkeit auf Diskrepanzen richten. Vieles ist irreparabel zerstört. Wir können nicht mehr zurück, wir können nur noch vorwärts. Das erfordert für die Zukunft auch neue Sichtweisen.
Was ist am donumenta ART LAB Gleis 1 so interessant, um diese Sichtweise zu vermitteln?
Dass sich der Raum unter der Erde befindet und im botanischen Sinn somit etwas Ursprüngliches hat. Unter der Erde passiert das Elementare – Wachsen und Vergehen. Man ist im ART LAB von einer Geräuschkulisse umgeben, die irgendwie surreal und wie gefiltert wirkt. In der Ausstellung geht es auch darum, den Ausstellungsraum bewusst wahrzunehmen und sich klarzumachen, wo er sich befindet.
Was verbindest Du mit dem Titel Deiner Ausstellung „Echo on Survival“?
Echo ist Widerhall und eben auch Rückmeldung oder Antwort. Ein Echo hat aber auch etwas Verzerrtes, es ist eine in sich instabile Form.
Und „Survival“? Es geht im Endeffekt um Kreisläufe in der Natur und vor allem darum wie wir sie unter den momentanen Gegebenheiten aufrechterhalten können. Ich bin der Meinung, wir müssen neu lernen, Pflanzen zu beachten, zu sehen und von ihnen zu lernen.
Und dazu leistest Du mit der Ausstellung „Echo on Survival“ einen sehr sinnlichen Beitrag.
Meine Ausstellung will Menschen in einen Gefühlszustand versetzen, sie für die Wahrnehmung von Natur sensibilisieren. Ich glaube wir leben in einer Zeit, in der wahnsinnig viel verloren geht, vielleicht unwiederbringlich.
Es geht darum, Neues zu erlernen, einen neuen Blick auf die Dinge zu erhalten. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Bäume anscheinend vor allem nachts wachsen. Ich finde es wahnsinnig spannend, wie viele neue Erkenntnisse uns die Wissenschaft mittlerweile liefert. Da gibt es so viel, was buchstäblich noch im Dunkel liegt.
Was ich damit sagen will: Hey, es ist so ein fantastischer Planet. Let’s do it!
Sich in einer Laudatio Gudula Zienteks Bildwelten zu nähern, ist ein besonderes Vergnügen. Am Freitag hatte ich anlässlich der Ausstellungseröffnung „Lebensräume“ in Amberg die Gelegenheit dazu. Die Stadt Amberg widmet der Künstlerin eine Einzelausstellung in der Alten Feuerwache beim Stadtmuseum.
Selbstportraits der Künstlerin
Neben dem fiktiven Portraitserie „du denkst nur du kennst mich“, zeigt die Ausstellung im so genannten „Schwarzen Kabinett“ den Zyklus „Böse Menschen“, weil die Karikatur oft das einzige Mittel ist, der Wirklichkeit zu begegnen. Die Illustrationen zum Märchen vom „Fischer und seiner Frau“ thematisieren die Gier und den touristischen Ausverkauf von Zienteks Wahlheimat an der Ostsee. Figuren des früheren Puppentheaters „Pupille schief“ der Künstlerin zeigen einen weiteren Aspekt ihres Schaffens. Großartig ihre ebenso skurrilen wie tiefgründigen Objektkästen aus Pappmaché, Zeitungs- und Backpapier.
Die Ausstellung in der Alten Feuerwache beim Stadtmuseum in Amberg, Zeughausstraße 18, 92224 Amberg ist bis 26. September 2021 zu sehen.
Beitragsfoto: Aus dem Linolschnitt-Zyklus „Vom Fischer und seiner Frau“