Hans Dieter Trayer (*1941), Schauspieler

Hans Dieter Trayer ist Schauspieler und Schauspielcoach (Trayer Studio München für Schauspielcoaching und Präsentationscoaching). Sowohl in der einen als auch in der anderen Rolle arbeitet er nach der Methode des amerikanischen Schauspiellehrers Lee Strasberg ( * 1901 † 1982). Um eine Figur möglichst wahrhaftig darzustellen, findet er Situationen in der eigenen Biografie, denen er im Schauspiel nachspürt.

Am 15. Februar 2021 feierte der Münchner Schauspieler seinen 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

„Das Leben – ein Spiel“ ist die kurze Biografie Hans Dieter Trayers. Mein Text beruht auf zwei lebensgeschichtlichen Interviews und vielen Fragen.

Textauszug:

Schauspielen ist Leben

Im Training bei Schauspiel-Coach Susan Batson spielt Hans Dieter Trayer in einer Szene aus „Who is afraid of Virginia Wolf“ den George. Für sein Gegenüber im Spiel, seine Ehefrau Martha, wählt der Schauspieler den Charakter seiner Mutter. Im begrifflichen System der amerikanischen Schauspieltrainerin ist das ein „character private moment“. – „Das hat mich so aufgerissen. Ich konnte schreien und heulen. Das war sensationell. Susan hat danach zu mir gesagt, ich hätte noch ein paar Stunden weitermachen können. Ich lag da so drauf“. 

Biografisch gesehen verbindet dieser Kommentar die vielen Momente im Leben von Hans Dieter Trayer. Es sind Momente, die passen. – Dabei fällt ihm manches zu, manches muss er sich erkämpfen oder erarbeiten und genauso ist es bei seinen Rollen.

Für uns war es das Paradies

Am 15. Februar 1945 feiert Hans Dieter Trayer seinen vierten Geburtstag. Eine Woche später sterben innerhalb von 20 Minuten 17.600 Menschen beim Bombenangriff auf Pforzheim. Zu den Opfern der britischen Luftangriffe zählen zwei Tanten und eine fünfjährige Cousine. Ein Onkel wurde als 17-Jähriger gegen Ende des Krieges eingezogen. Drei Monate später ist er tot. – Eine Familie, viele Opfer.

Am 23. Februar 1945 zerstören Bomben 98 Prozent der Gebäude in Pforzheim, darunter das Haus der Großeltern, in dem auch Hans Dieter Trayer mit seinen Eltern und der dreieinhalb Jahre älteren Schwester Renate wohnt. Die Familie überlebt. Die Mutter mit den Kindern, weil sie sich bei einer Freundin auf dem Land einquartiert hatte, der Vater, weil er als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Hans Dieter Trayer verliert Freunde und Spielsachen. Was wirklich passiert ist, wird sich erst dem Erwachsenen erschließen.

Mit Mutter und Schwester verbringt der Vierjährige bereits vor dieser zerstörerischen Nacht des 23. Februar 1945 die Stunden des Bombenalarms. In der Nähe des großelterlichen Hauses bietet ein Stollen Schutz. – Heulende Sirenen, ein zum Luftschutzkeller umfunktionierter unterirdischer Gang und der Spielplatz mit Sandkasten im Stadtpark gegenüber sobald es Entwarnung gibt, gestalten die Szenerie, in der Hans Dieter Trayer die letzten Kriegstage erlebt. Es ist gleichzeitig die Kulisse der ersten Kindheitserinnerungen des späteren Schauspielers. „Da hab ich die Erfahrung gemacht, dass man jeden Moment tot sein könnte.“

Julia Weigl-Wagner: Hans Dieter Trayer / Das Leben – Ein Spiel, 2021

Selbstverlag

Foto: Christian Dlusztus