#donumenta – Kunst von Alexander Rosol leuchtet mit Sonnenstrom

Alexander Rosol und Regina Hellwig-Schmid bei der Vernissage von "Space Shifter"

#donumenta – Kunst von Alexander Rosol leuchtet mit Sonnenstrom

Mit „Space Shifter“ im mobilen donumenta ART LAB on the Move gelang dem donumenta e.V. eine völlig autarke Stromversorgung. Bis zum 26. Juli leuchtet das Werk Alexander Rosols an der Aussiger Straße mit Sonnenstrom. Von dort zieht der Kubus mit neuer Kunst und nachhaltiger Stromversorgung weiter.

Nach zehn Jahren arbeitet der Künstler zum ersten Mal mit einem richtig großen Leuchtkasten im öffentlichen Raum. „Das ist eine ganz andere Dimension“, sagt er. Fast zwei Meter hoch, sind im donumenta ART LAB on the Move auf Platten gedruckte, fotografisch generierte Architekturfragmente Schicht für Schicht hinter- und nebeneinander angeordnet.

Jeder erkennt bekannte Architektur

Hinterleuchtet zieht Space Shifter bereits während der Dämmerung und umso mehr nach Sonnenuntergang die Blicke von Flaneuren, Gassi-Geherinnen und Heimkehrenden auf sich. Jeder, der stehenbleibt und sich in das leuchtende Werk vertieft, erkennt etwas, was ihm bekannt vorkommt. Das ist faszinierend. Alexander Rosol erklärt es so: „Das liegt daran, dass ich mich auf den Aspekt der Austauschbarkeit urbaner Räume beziehe.“

Strom von der Sonne

Der Strom für das mobile ART LAB on the Move kommt ab jetzt von der autarken PV-Anlage auf dem Dach des Kunstkubus. Die Idee dazu gibt es schon länger. Jetzt fand sich ein Sponsor, mit dem der donumenta e.V. die ökologisch nachhaltige Stromversorgung realisiert hat. Peter Kropmeier, Geschäftsführer der Firma e-pn, erkannte die Chance für sich selbst und den Kunstverein. Er übernahm die Kosten der gesamten Anlage, die jetzt ausreichend Strom liefert für die Beleuchtung des Kunstwerks Alexander Rosols in den Abendstunden.

Im Abendlicht: Kuratorin Regina Hellwig-Schmid, Sposor Peter Kropmeier, Space Shifter und Küntler Alexander Rosol (Fotos: Julia Weigl-Wagner)

#donumenta – Im Strudel der Erkenntnis

„Und es bewegt sich doch etwas, in der kunstvoll gestalteten gläsernen Scheibe der gefragten Videokünstlerin Betty Mü.“ – Das war die überwältigende Erkenntnis gestern bei der Ausstellungseröffnung des donumenta ART LAB on the Move im Atelier am Wiedfang in Regensburg.

Inspirierend, mutig und voller Leben – so sind die Werke der international gefragten Videokünstlerin Betty Mü. Besucher*innen können sich an zwei Orten in die außergewöhnliche Kunst der Münchnerin vertiefen: Im Atelier Am Wiedfang zeigt die Künstlerin Werke aus Glas, die mittels Handy-App ihr schillerndes Eigenleben entwickelt. Für die Fassade des Historischen Museums bearbeitete Mü die Figuren aus einem historischen Gemälde als Videomapping: „Inside / Out – Liebe, Frieden, Gerechtigkeit, Stärke, Weisheit“. Eröffnung am Wiedfang ist am 3. April um 19.00 Uhr – Finissage am 30. April mit Vortrag der Künstlerin.

Ausstellungseröffnung mit Kulturreferent Wolfgang Dersch, Stadt Regensburg, Betty Mü (l.) und donumenta Vorsitzende Regina Hellwig-Schmid (Fotos: Julia Weigl-Wagner)

Vortex – eine hypnotische Erzählung

Vortex (Strudel) – so nennt Betty Mü die kreisrunden Glasscheiben, die abstrakte und surreale Motive zeigen. Die Rauminstallation im Atelier am Wiedfang erinnert an große Kaleidoskope im Raum, die das Licht reflektieren und sich um die eigene Achse drehen.  

Mittels einer App lässt Betty Mü die Oberflächen ihrer Vortex-Scheiben mit bewegten Bildern verschmelzen. Wer von Betty Mü entwickelte App diese auf seinem Handy installiert und auf die Vortex-Scheibe richtet, gerät in den Strudel einer hypnotischen Erzählung.

Per App animierte Vortex-Scheibe der Video-Künstlerin Betty Mü mit im Bild Betty Mü und die künstlerische Leiterin des donumenta e.V. regina Helwig-Schmid. (Video Julia weigl-Wagner)

Die Künstlerin Betty Mü

BETTY MÜ gilt international als eine der gefragtesten Medienkünstlerinnen. Sie schlägt Brücken zwischen digitalen und analogen Ausdrucksformen. Sie integriert Techniken wie AI und VR. Betty Mü realisiert Projekte für öffentliche und private Auftraggeber wie BMW, SAP,

Pinakothek der Moderne, Basel World sowie Kunstprojekte in Italien, USA und Mexiko.

Ihre immersiven Installationen zeigte sie u. a. am Lichtfest in Leipzig, dem Festival of Lights in Berlin und dem BLINK Festival in Cincinnati, USA.

JW2/04.04.2025

#donumenta – Betty Mü setzt Frauen aus historischem Gemälde in Bewegung

Am Internationalen Frauentag 2025 war Uraufführung des Video-Mappings „INSIDE/OUT – LIEBE, FRIEDEN, GERECHTIGKEIT, STÄRKE, WEISHEIT“ von Betty Mü. Auf Einladung des donumenta e.V. bearbeitete die gefragte Video-Künstlerin die Frauenfiguren aus einem Gemälde Isaac Schwendners von 1592, das im Alten Rathaus in Regensburg hängt. Die fünf Tugenden, die auf dem historischen Gemälde dargestellt sind, versetzte die Künstlerin mittels KI in Bewegung. Mittels Rückprojektion wurden die so bearbeiteten und animierten Figuren in den Fenstern des Museums sichtbar – Eine großartige Begegnung. Weitere Termine: 3.-30. April 2025 jeweils nach Einbruch der Dunkelheit bis 23.00 Uhr. 

Links das Original des Malers Isaac Schwendner, rechts die Bearbeitung der Video-Künstlerin Betty Mü. (Montage donumenta e.V., Beitragsfoto Stefan Effenhauser)

#donumenta – Videokunst im öffentlichen Raum

Diese Videokunst macht glücklich. In konsumierbare Häppchen geschnitten überrascht sie en passant. Man kommt immer wieder. Ab 9. Oktober vier Wochen lang an der Universität Regensburg (Forum) und im November im Donaueinkaufszentrum.

Mit seiner Video-Säule bringt der donumenta e.V. gemeinsam mit Kurator Raimund Ritz ein neues Format in den öffentlichen Raum. Bis November zeigt das Programm zeigt überraschend geschnittene Sequenzen aus Kunstvideos von Studierenden der deutschen Kunst- und Filmhochschulen.
 
Es ist für alle ein Novum. Im öffentlichen Raum begegnen uns bisher vor allem Werbefilme. Jetzt installiert der donumenta e.V. zum ersten Mal eine Videosäule für Kunstfilme im öffentlichen Raum – ein Experiment für Künstler*innen, Kurator und   donumenta. Kurator Raimund Ritz ist gespannt. In einem geschlossenen Raum wie dem Kino seien die Bedingungen für den Filmgenuss doch optimal. Vorteile, die es im öffentlichen Raum nicht gibt und doch fasziniert ihn die Idee des donumenta ART LAB on Screen: „Der Zufall spielt eine große Rolle: wie laut oder wie konzentriert ist es gerade? Wo steigt der Betrachter bei einer im Loop abgespielten Installation ein? Haben wir etwas verpasst?“
 
Wenn Kunst zum Betrachter kommt 
Die beteiligten Künstler*innen lassen sich darauf ein, dass der öffentliche Raum die Kunst verändert. Drei Monate werden Kunstvideos über die hochformatigen Screens der dreiseitigen donumenta-Video-Säule flimmern. Bei einbrechender Dunkelheit werden sie die Szenerie am Kohlenmarkt, am Campus der Universität und im Donaueinkaufszentrum verändern und ihre Fans finden.
 
Hochformat und Experiment
Am Anfang war das Smartphone und drehte den Experimentalfilm aus der Horizontalen in die Vertikale. Das verändert Blick, Perspektive und Inhalt. Neun hochformatige Filme von Studierenden der Kunst- und Filmhochschulen in Deutschland laufen drei Monate lang an drei Plätzen im Stadtraum.
 
„Dreaming Bodies“ heißt der Streifen von Vivian Bausch und Ella Knorz. Die Protagonistin dieses Filmes beobachtet sich mit einer Wärmebildkamera. So werden Gefühle und Empfindungen sichtbar. Neugier, Unsicherheit, Verletzlichkeit oder gar Angst werden durch die Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera verstärkt. Sie eröffnen eine zusätzliche Dimension der Wahrnehmung. Auf überraschende und poetische Weise lenken sie so den Fokus auf verborgene, im Grunde nicht filmbare körperliche Empfindungen. Die Autorinnen dieses Films studieren an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit 2020 drehen sie gemeinsam. Als Kamerafrauen waren sie mit dem Spielfilm „Para:Dies“ für den Max Ophüls-Preis 2022 nominiert.
 
In seiner Videoinstallation „Scalalogia“ beobachtet Emil Silvester Ahlhelm mit unbewegter Kamera Menschen, die in gleicher Richtung zu besonderen Orten oder Ereignissen strömen. Der langsame, bedächtige Fluss der Bilder lässt nur erahnen, aus welchem Grund die Menge in Bewegung ist. Die Dynamik der Menschen auf den Treppen erinnert an Blutkreisläufe oder Industriestraßen, in denen lebenswichtige Stoffe transportiert und wichtige Waren produziert werden. Der angehende Filmemacher studiert Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
 
Der Film „Love at First Byte“ der Schwestern Felizitas und Theresa Hoffmann nutzt die Überwachungsbilder der Londoner U-Bahn und erzählt mit Hilfe des neu geordneten Videomaterials die abstrakte Geschichte rund um den Fahrgast 061651774505 durch das Transportsystem der Millionenstadt London. Die Video-Arbeit geht zurück auf Theresas Anfragen bei verschiedenen Organisationen in London. Sie wollte herausfinden, welche persönlichen Daten über sie gespeichert, verwendet und geteilt werden. Theresa Hoffmann studierte Schauspiel in London, Felizitas Hoffmann Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
 
„Alltagsnotizen“ ist die Videoinstallation von Hans Wagner, montiert aus unzähligen Schnappschüssen, die den Fotobibliotheken der Mobiltelefone entnommen sein könnten. Sie zeigt alltägliche Beobachtungen des Künstlers. Auf den ersten Blick sind es gewöhnliche Alltagsaufnahmen. Innerhalb von wenigen Sekunden verwandeln sie sich dramatisch und erzeugen ungeahnte Spannung. Hans Wagner studiert an der Akademie der Bildenden Künste München Fotografie.  
 
Der Kurzfilm „Flight To Nowhere“ ist eine Arbeit von Katharina Rabl. Mit dem Handy aus verschiedenen Perspektiven erzählt, thematisiert sie den Eskapismus der Passagiere in Zeiten globaler Krisen. Der vermeintlich unterhaltsame Rundflug macht die Fluggäste zu ohnmächtigen Zeugen ihres eigenen Lebensstils. Katharina Rabl ist freie Autorin und Regisseurin. Sie studiert seit 2016 Dokumentarfilmregie an der an der Hochschule für Fernsehen und Film München. 2020 gewann sie den Preis der deutschen Filmkritik und den Tenk Award für „Dead Sea Dying“.
 
Der Experimentalfilm „Caring Co-Existence“ von Katharina Schnekenbühl, Lea Geerkens und Mariella Maier geht der Beziehung zwischen Mensch und Taube nach und fragt nach der Bedeutung für beide.
Katharina Schnekenbühl studiert seit 2018 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München, Lea Geerkens verbindet seit 2021 Kunst und Bildung an der Akademie der Bildenden Künste in München und Mariella Mair bringt ihre interdisziplinäre Expertise in Philosophie und Kunst ein.
 
„Staubfängerin“ heißt die Videoinstallation von Laura Sophia Rentz. Die Filmemacherin beschäftigt sich in ihrem Projekt mit der Bedeutung von Zeit im Medium Film und wie darin Vergangenheit und Veränderung wahrgenommen werden. Aus welchem Material besteht ein Körper? Kann er aufgelöst und wieder zusammengesetzt werden? Ist dieser Prozess auch auf das Vergangene, auf eine Erinnerung übertragbar? Ist es möglich, eine unverfälschte Erinnerung oder ein unveränderliches Bild der Vergangenheit zu bewahren? Laura Sophia Rentz studiert an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn Kunsttherapie.
 
In „Farbstill I & II“ untersucht Lina Killinger die Bewegung und Konsistenz von Farbpigmenten in einem mit Wasser gefüllten Aquarium. Durch Heranzoomen öffnet sie den Blick auf sonst verborgene Vorgänge wie Verdichtung, Ausbreitung und Auflösung. Das sich ständig verändernde Bildmaterial erinnert an organische Abläufe, an den ständigen Kreislauf von Entstehen und Vergehen, Trennen und Verbinden. Lina Killinger studierte Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München und setzt ihr Studium ab dem kommenden Semester in der Glasklasse der Académie de Strasbourg fort.
 
„Close up“ von Anja Verbeek von Loewis teilt mit uns den sonst verborgenen Blick einer Malerin während des Malens. Verbeek von Loewis macht uns zu Zeugen dieses kreativen Prozesses. Beim Zuschauen erleben wir Momente des Entstehens und Augenblicke der Zerstörung, wenn bereits fertig geglaubte Strukturen übermalt werden oder wie aus dem Nichts neue Formen und Zusammenhänge entstehen. Anja Verbeek von Loewis studiert an der Akademie der Bildenden Künste München.
donumenta.de
Information: Künstlerinnen: Vivian Bausch und Ella Knorz, Emil Silvester Ahlhelm, Felizitas Hoffman und Theresa Hoffmann, Hans Wagner, Katharina Rabl, Katharina Schnekenbühl mit Lea Geerkens und Mariella Maier, Laura Sophia Rentz, Lina Killinger, Anja Verbeek von Loewis
Kurator: Raimund Ritz, München
Ort: Kohlenmarkt, Regensburg

Weitere Ausstellungsorte 2024: 
ab 09. Oktober 2024: Forum der Universität Regensburg
ab 05. November 2024: Donau-Einkaufszentrum Regensburg
Foto: Minh Chau Truong

#donumenta – Mehrgängiges visuelles Festmahl

Die frühneuzeitlichen Gobelins im Historischen Museum der Stadt Regensburg erfahren durch die Linse zweier Wiener Künstlerin eine neue Bedeutung – im donumenta ART LAB on the Move im Regensburger Stadtosten an der Kreuzung Straubinger Straße / Kastenmaierstraße.

Das Werk von Gabriele Edlbauer und Julia S. Goodman heißt “And Now a Few Words From Our Sponsors“ (dt. Und nun ein paar Worte von unseren Sponsor*innen”). In diesem anspielungsreichen Werk geht um Essen, Geld und Konsum.

Hommage an historische Wandteppiche

Wie die farbigen Fäden in einem Wandteppich, weben die Wiener Künstlerinnen Gabriele Edlbauer und Julia S. Goodman in ihren Arbeiten Erzählstränge aus Populärkultur, Kunstgeschichte und Alltag ineinander. Ihr aktuelles Werk für die dritte Station des donumenta ART LAB on the Move ist eine Hommage an die frühneuzeitlichen Wandteppiche „Kampf gegen die Laster und Tugenden“ (ca. 1400) und “Wilde Leute” (1400 – 1420) im Historischen Museum der Stadt Regensburg. 

Die Präsentation von Edlbauer und Goodman besticht durch Humor und Detailverliebtheit, die vielfältige Assoziationen hervorrufen können. In diesem Werk vermischen sich alberne Wortspiele, tiefgründige politischen Andeutungen und vieles mehr. Wer sich mit dieser Installation beschäftigt, genießt schließlich ein mehrgängiges visuelles Festmahl.

Humorvolle Annäherung

In ihrer Zusammenarbeit verbinden die Künstlerinnen Malerei und Skulptur. Dabei beziehen sie sich jeweils auf lokale Bildwelten. Für ihre Regensburger Arbeit wählten sie Motive aus dem 15. Jahrhundert und entwickelten daraus neue Narrative.

Die Installation für das donumenta ART LAB on the Move setzt sich aus zwei großen Gemälden – Rücken an Rücken montiert – und einer Vielzahl von Keramiken zusammen. Das eine Gemälde zeigt in Referenz zu den Teppichen, die Protagonist*innen, die die Ausstellung “And Now a Few Words From Our Sponsors” ermöglichten. Die persönlichen Verbindungen zu einem Ort und seinen Menschen sind wichtige Faktoren in der Kunstproduktion. In allen Epochen verewigen sich Künstler*innen und ihre Auftraggeberinnen in ihren Werken. Wer genau hinschaut, entdeckt die künstlerische Leiterin des donumenta e.V. und Trägerin des diesjährigen Kulturpreises der Stadt Regensburg. Weil sie seit vielen Jahrzehnten Künstler*innen den Zugang zur Stadt ermöglicht, hält sie die Schlüssel zur Stadt in ihren Händen. Kuratorin Antonie Angerer, gebürtige Regensburgerin, schuf die Verbindung zur UNESCO Weltkulturerbestadt. Angerer schwebt mit ihren beiden Schwestern über der Szene.

Frauen schaffen neue Räume des Dialogs

Das zweite Gemälde bildet den Hintergrund für zahlreiche handgefertigte Keramiken. Überdimensionierte Lebensmittelbehälter erinnern sowohl an Ketchup-Flaschen, und Senftuben als auch an Farbtuben und -töpfe. Ihre handbemalten oder glasierten Etiketten transferieren die Warenwelt des 21. Jahrhunderts ins Mittelalter. Das Design der Logos greift die Tier- und Pflanzenwelt der Teppiche auf. Die Keramiken verbinden sich mit der Malerei, der Makroaufnahme des gewebten Stoffes. Die gesamte Installation bedient sich Versatzstücken aus beiden Teppichen. Tatsächlich wurden diese Teppiche über Jahrhunderte hinweg immer wieder zerschnitten und neu zusammengesetzt. 

Mit feministischer Linse extrahieren Edlbauer und Goodman Figuren aus den historischen Wandteppichen und übersetzen sie in eine zeitgenössische Bildsprache. Sie thematisieren Geschlechterrollen und historische Fiktion, indem sie diese mit ihrer eigenen künstlerischen Ästhetik verbinden und neue Zusammenhänge herstellen. Sie füllen die grauen Bereiche aus, die verlorene Teile der Teppiche kennzeichnen. Diese Leerstellen, sowie die Würzmittel, die faden Lebensmitteln Geschmack verleihen, dienen als Metaphern dafür, Altes neu zu denken. So sind es in dieser Installation die Frauen, die Kunst ermöglichen, schaffen und nutzen, um neue Räume des Dialogs zu schaffen. 

Die Ausstellung wird bei Tag und Nacht für alle Besucher*innen und insbesondere die Nachbar*innen sichtbar sein. An zwei Samstagen (21.09. und 12.10.2024) lädt der Verein donumenta e.V. jeweils zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr zum Dialog, um die vielfältigen Aspekte dieses mehrgängigen visuellen Festmahls zu diskutieren.

Die Künstlerinnen

Gabriele Edlbauer (*1988, Linz) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien (2006–2012) und am Royal Institute of Art in Stockholm (2009–2011).

Edlbauer hat an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen, darunter sind die Luleå Biennale in Schweden, Belvedere 21 in Wien, Offenes Kulturhaus in Linz, Contemporary Istanbul, Kunstverein Dortmund und Luckman Gallery in Los Angeles. Zu ihren Residenzen zählen unter anderem Red Gate Residency in Peking/China, Black Sea Calling in Krasnodar/Russland und Spread Art in Detroit/USA. 

Julia S. Goodman (*1987, New York) machte 2020 ihr Diplom an der Akademie der bildenden Künste Wien und 2009 einen BFA der New York University. 

Ausgewählte Ausstellungen in Österreich bei Belvedere 21, MQ Art Box, Galerie Zeller van Almsick, Galerie Raum mit Licht, Galerie 5020, VBKÖ, ksRoom, One Work Gallery. Sie hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter Na rayone, Novo Molokova, Moskau, Queer Encounters / Vienna trans LA, Los Angeles, I guess the diet’s working, Galerie Zahorian & Van Espen, Bratislava, SubDocumenta, Athens Museum of Queer Arts, Athen.

Die Kuratorinnen

Antonie Angerer (*1986) ist gebürtige Regensburgerin, Kuratorin und Forscherin. Derzeit arbeitet sie an einem vom BMBF geförderten Projekt mit dem Titel „Social Worlds: China‘s Cities as Spaces of Worldmaking“ an der Universität Würzburg. 2014 gründete sie in Beijing die unabhängigen Kunst- und Forschungsplattform I: project space für kunstbasierte Forschung, internationalen Austausch und Ausstellungen und leitete die Institution bis 2023. Angerer kuratierte international Ausstellungen und hielt Fachvorträge, u. a. bei der documenta fünfzehn, dem Kunstmuseum Wolfsburg, dem Artspace Sydney und dem CAFAM (China Academy of Fine Arts Museum) Beijing. Heute ist Angerer als freiberufliche Kuratorin in Deutschland tätig und promoviert an der Freien Universität Berlin über die Imagination einer Stadt der Zukunft.

Anna-Viktoria Eschbach (* 1987) arbeitete als Kuratorin und Autorin an Projekten für die documenta fünfzehn, das Kunstmuseum Wolfsburg, das Artspace Sydney, das CAFAM (China Academy of Fine Arts Museum) Beijing und das Ludwig Museum in Budapest. Von 2014 bis 2020 baute sie das kuratorische Büro und Residenzprogramm von I: project space in Beijing auf. Thematischer Schwerpunkt waren Urbanisierung, Gender-Konzepten im asiatisch-pazifischen Raum, unabhängige Kunsträume, neuen Medien und digitale Kunst. Bis 2022 arbeitete sie an dem mehrjährigen kuratorischen Forschungsprojekt „Beijing22“, das den urbanen Wandel im Großraum Beijing dokumentierte. Als Mitglied des schweizerisch-chinesischen Verlags tria veröffentlichte Anna-Maria Eschbach zahlreiche Bücher über Kunst, Theorie, Stadtentwicklung und China. An der Kunstuniversität Linz promoviert Eschbach über Museen und Soft-Power-Politik in China.

Noch bis 13. Oktober an der Kastenmaierstraße 1, Ecke Straubingerstraße, vor der Raiffeisenbank Regensburg.

#donumenta – Mach Dich zu einer Wassernixe

REGENSBURG. Für das Dörnbergforum gestaltete die Frankfurter Künstlerin Tina Kohlmann eine imaginäre Wasserwelt mit sympathischen Wesen, die einen in die eigene Phantasie entführen. Bis zum 25. August 2024 gastiert das donumenta ART LAB on the Move mit dieser Installation im Dörnbergforum im neuen Stadtviertel an der Kumpfmühler Brücke.

Bei 30 Grad im Schatten wird sehr schnell klar, was Planer*innen auf dem dreieckigen Platz zwischen Geschäften und Restaurants im neuen Dörnberg-Viertel vergessen haben: Wasser. Tina Kohlmann, Künstlerin aus Frankfurt bringt zumindest eine Vorstellung davon auf den überhitzten Platz. Kuratiert von Antonie Angerer und Anna Eschbach gestaltete Kohlmann eine anregende und richtig coole Wasserwelt. Schon am Vorabend der Präsentation dieses schillernden Werks versammelten sich feiernde Abiturient*innen vor dem Kunstlabor, imaginierten sich selbst in die Wasserwesen, deuteten es als Avatare und fotografierten sich paarweise vor den illuminierten Wasserwesen. Mit seinen spiegelnden Augen sind sie wie gemacht dafür, sich selbst zu erkennen.

Bewusstsein für öffentlichen Raum

Das Dörnbergforum ist die 2. Station des Projekts, das Dialog und Begegnung in Stadtteilen außerhalb des UNESCO Weltkulturerbes fördert. Jeden Samstag zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr lädt der donumenta e.V. vor Ort zu Gesprächen. Die Themen setzen jeweils die Besucher*innen. Wie wichtig das ist, zeigen die Genehmigungsprozesse für die Kunst im öffentlichen Raum. Wer glaubt, dass es mit Anfragen bei der Stadt getan sei, weil er öffentliche Raum allen Bürger*innen gehört, irrt. Die Anfragen bei Investmentgesellschaften führen mitunter bis zu den Kaiman-Inseln. Mit seiner Arbeit will der donumenta e.V. ein Bewusstsein für die gemeinsamen Orte schaffen. „Die Stadt gehört uns“, sagt Regina Hellwig-Schmid, 1. Vorsitzende des Vereins. 

Kunst findet im Leben statt

Diese Auffassung teilen die Kuratorinnen Antonie Angerer und Anna Eschbach. Seit vielen Jahren geht es ihnen darum, mit dem Vehikel der Kunst, Orte für Begegnung und Experimente zu schaffen. „Kunst findet im Leben statt und nicht in White Cubes“, sagt Angerer. In Regensburg aufgewachsen, entwickelte die Kunstexpertin unter anderem in zehn Jahren Peking Strategien, um im öffentlichen Raum Passant*innen einzubeziehen, wenn es um die gesellschaftliche Bedeutung des öffentlichen Raums geht. Auch wenn sich Angerer bisher nicht vorstellen konnte, sich einmal für ein Projekt in Regensburg zu engagieren. Jetzt freut sie sich über das aufregende Heimspiel im Dörnbergforum. Das Konzept des donumenta ART LAB on the Move überzeugte sie. Gemeinsam mit Co-Kuratorin Anna Eschbach wird sie auch die 3. Station des donumenta ART LAB on the Move im Regensburger Osten konzipieren.

Tor in eine andere Welt

Mit Tina Kohlmann teilen die Kuratorinnen ihre große Neugier auf das Verborgene, auf das, was sich unter der Oberfläche befindet. Im Bild der Wasserwelt verschmelzen diese Aspekte miteinander. „Go make thyself like a nymph o‘ th‘ sea” (dt. Mach dich zu einer Wassernixe!), der Titel von Kohlmanns Installation ist Shakespeares „Sturm“ entlehnt. „Der Text beginnt mit der Anrufung der Kunst, die Veränderung bringen soll.“ So entschlüsselt Anna Eschbach die Bedeutung von Kohlmanns Werk.

Ihre gelb leuchtenden, sehr sympathischen, mal traurigen, mal heiteren, überlebensgroß wachenden Figuren mit ihren das Gegenüber reflektierenden Augen geben mannigfache Möglichkeiten, sich in sie hineinzuversetzen und sich selbst zu verwandeln. Dabei wirkt die Hülle, in die sie hineingestellt sind, das auf zwei Seiten transparente donumenta ART LAB on the Move, wie ein Portal, das Tor in eine andere Welt. Es lädt dazu ein, die Dinge mit anderen Augen zu sehen, aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen. Dabei wirbt es um Respekt für andere Lebenswelten – funkelnd, warm und vielschichtig: Versuche es auch: „Mach Dich zu einer Wassernixe.“

Beitragsfoto: Von links: Die Kuratorinnen Antonie Angerer und Anna Eschbach, Künstlerin Tina Kohlmann und donumenta-Vereinsvorsitzende Regina Hellwig-Schmid. (Foto: Laura Bork)

#donumenta – Zeichnen mit Roboterarm

Der renommierten Patrick Tresset und seine Zeichen-Maschinen sind Gast des donumenta e.V. in Regensburg. Für die Inszenierung des französisch-belgischen Künstlers hatte sich Kuratorin Regina Hellwig-Schmid einen Raum gewünscht, in den man „von außen hineinschauen kann“. Jetzt können Groß und Klein ihre Nase am Schaufenster des Pop up-Raumes des Degginger in der Tändlergasse 18 plattdrücken und zusehen wie Kameraaugen rotieren, fokussieren und wie sich Roboterarme zeichnend über zweieinhalb Stunden auf Zeichenkarton bewegen. Allmählich entsteht so ein Tableau aus Roboterzeichnungen mit signaturähnlichem Strich in der linken unteren Ecke. Tressets Arbeiten sind auf der ganzen Welt zu sehen, darunter im Centre Pompidou in Paris, in der Tate Modern in London oder im Mori Museum in Tokyo.

Was das Kameraauge sieh
Auf drei historischen Zeichentischen ruhen die Apparaturen aus Roboterarmen und Kameraaugen. Vor weißen Wänden sind Tierpräparate aus dem Naturkundemuseum Ostbayern arrangiert: Reh, Eule, Biber, Eichhörnchen, Fuchs, Pfau, Iltis und Krähe. In der Mitte der Inszenierung ist ein memento mori aus Spielzeugrobotern, Totenköpfen und einer Muschel zu sehen. Die Tierpräparate stehen in dieser Inszenierung für Natur und Vergänglichkeit, während sie anmutig und spielerisch auf die Technik treffen.

Distanz zur Emotion 
Mit seinen Zeichenmaschinen ahmt Tresset menschliche Fähigkeiten nach. Die Faszination des Künstlers für Computer begann bereits im Alter von neun Jahren. Überwältigt von Spontaneität und emotionalen Momenten des künstlerischen Schaffens, wechselte er nach seinem Kunststudium am Goldsmith-College in London zum Technikstudium in das Department of Media. Für mehr Distanz zum eigenen Malprozess entwickelt er seit mehr als 20 Jahren Zeichenroboter.

„Der Roboter zeichnet einfach weiter, was er sieht“, sagt Tresset und lässt sich durch Spontaneität und Emotion nicht aus dem Konzept bringen. Das ist die Motivation, die Tresset dazu brachte das Zeichnen an den Roboter zu delegieren und ihm seinen eigenen Zeichenstil einzuprogrammieren. Heute verfolgt der Künstler mit großem Interesse, wie Menschen reagieren, wenn sie dem Roboter beim Zeichnen zusehen und die so erzeugten Werke später an der Wand betrachten. Als Regisseur, Dramaturg und technischer Mastermind seiner theatralischen Inszenierung bestimmt er das Geschehen zwischen den Zeichenrobotern und den Modellen. Seine Installationen zeigen einen möglichen Weg, die Technik zu beherrschen und sie konstruktiv einzusetzen.
#donumenta – Zeichnen mit Roboterarm
Der renommierten Patrick Tresset und seine Zeichen-Maschinen sind Gast des donumenta e.V. in Regensburg. Für die Inszenierung des französisch-belgischen Künstlers hatte sich Kuratorin Regina Hellwig-Schmid einen Raum gewünscht, in den man „von außen hineinschauen kann“. Jetzt können Groß und Klein ihre Nase am Schaufenster des Pop up-Raumes des Degginger in der Tändlergasse 18 plattdrücken und zusehen wie Kameraaugen rotieren, fokussieren und wie sich Roboterarme zeichnend über zweieinhalb Stunden auf Zeichenkarton bewegen. Allmählich entsteht so ein Tableau aus Roboterzeichnungen mit signaturähnlichem Strich in der linken unteren Ecke. Tressets Arbeiten sind auf der ganzen Welt zu sehen, darunter im Centre Pompidou in Paris, in der Tate Modern in London oder im Mori Museum in Tokyo.

Was das Kameraauge sieht
Auf drei historischen Zeichentischen ruhen die Apparaturen aus Roboterarmen und Kameraaugen. Vor weißen Wänden sind Tierpräparate aus dem Naturkundemuseum Ostbayern arrangiert: Reh, Eule, Biber, Eichhörnchen, Fuchs, Pfau, Iltis und Krähe. In der Mitte der Inszenierung ist ein memento mori aus Spielzeugrobotern, Totenköpfen und einer Muschel zu sehen. Die Tierpräparate stehen in dieser Inszenierung für Natur und Vergänglichkeit, während sie anmutig und spielerisch auf die Technik treffen.

Distanz zur Emotion 
Mit seinen Zeichenmaschinen ahmt Tresset menschliche Fähigkeiten nach. Die Faszination des Künstlers für Computer begann bereits im Alter von neun Jahren. Überwältigt von Spontaneität und emotionalen Momenten des künstlerischen Schaffens, wechselte er nach seinem Kunststudium am Goldsmith-College in London zum Technikstudium in das Department of Media. Für mehr Distanz zum eigenen Malprozess entwickelt er seit mehr als 20 Jahren Zeichenroboter.

„Der Roboter zeichnet einfach weiter, was er sieht“, sagt Tresset und lässt sich durch Spontaneität und Emotion nicht aus dem Konzept bringen. Das ist die Motivation, die Tresset dazu brachte das Zeichnen an den Roboter zu delegieren und ihm seinen eigenen Zeichenstil einzuprogrammieren. Heute verfolgt der Künstler mit großem Interesse, wie Menschen reagieren, wenn sie dem Roboter beim Zeichnen zusehen und die so erzeugten Werke später an der Wand betrachten. Als Regisseur, Dramaturg und technischer Mastermind seiner theatralischen Inszenierung bestimmt er das Geschehen zwischen den Zeichenrobotern und den Modellen. Seine Installationen zeigen einen möglichen Weg, die Technik zu beherrschen und sie konstruktiv einzusetzen.


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Patrick Tresset: Tableau aus Roboterzeichnungen
Information: Ausstellungszeitraum: 5.-30. Juni 2024, Mi-So, 14.00 – 19.00 Uhr, Pop up-Raum, Degginger, Tändlergasse 18, Regensburg Matinee & Podium mit Ausstellung der computergenerierten Zeichnungen von Patrick Tresset:
21. Juli 2024, 11.00 – 13.00 Uhr mit
Wouter Wahl (Leiter Naturkundemuseum Ostbayern),
Barbara Sophie-Höcherl (Künstlerin),
Elisabeth Peterlik (Künstlerin).
Moderation: Regina Hellwig-Schmid
Ort: Naturkundemuseum Ostbayern, Am Prebrunntor 4, 93047 Regensburg.

#donumenta – Kunst im gläsernen Container

„Wir bringen Kunst zu den Menschen.“ Mit dem Projekt „donumenta ART LAB on the Move“ bringt der donumenta e.V. Kunst an Orte, an denen kulturelle Angebote fehlen. In Königswiesen startet er mit dem Werk der Dresdner Künstlerin Patricia Westerholz – zur Freude der ganzen Nachbarschaft. – Jeden Samstag von 11 bis 13 Uhr lädt der Verein mit Brezen und Kaffee zum Gespräch.
 
Am Freitag war die Skulptur „Thinking like a Mountain“ im Beisein von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gefeiert worden. Maltz-Schwarzfischer lobte das Engagement des donumenta e.V. außerhalb der Altstadt. Christian Janele, Stadtrat, Immobilienmakler und Vertreter der Eigentümergemeinschaft am Theodor-Heuss-Platz, erinnerte daran, dass der Platz bis vor Kurzem als Parkplatz genutzt wurde. Kunst schlage Brücken zu Menschen unterschiedlicher Herkunft, bedankte er sich bei der Künstlerin Patricia Westerholz.

Kunst außerhalb der Altstadt
Regina Hellwig-Schmid, Vorsitzende und Kuratorin des donumenta e.V., freute sich über die Gastfreundschaft am Theodor-Heuss-Platz. Für sie gebe es nichts Schöneres als mit der Kunst an Orten zusammenzukommen, an denen man sonst aneinander vorbei gehe.
Seit „Thinking like a Mountain“ aufgebaut ist, streift kaum jemand ohne neugierige und fragende Blicke an dem quaderförmigen Kunstraum mitten auf dem Platz. Nachts leuchtet der gläserne Container verführerisch.

Geheimnisvolle Strukturen
Die gebürtige Landshuterin Patricia Westerholz machte sich mit Kunst im öffentlichen Raum einen Namen. Ihr Material ist der Papierstapel, in den sie hinein- und aus dem sie herausschneidet.

Skulptur von Patricia Westerholz

So entstehen geheimnisvolle Strukturen aus Schatten und Licht. Patricia Westerholz schafft dreidimensionale Objekte, die Glücksgefühle hervorrufen, wenn man sich in sie hineindenkt und immer mehr erkennt. Im öffentlichen Raum des Theodor-Heuss-Platzes in Regensburg sind es Buchstaben, die in dicke Platten geschnitten und in der Tiefe der gläsernen Box strahlenförmig angeordnet sind. Wer genau hinschaut, erkennt in diesem kunstvollen Arrangement aus Cutouts Buchstaben und liest den Titel des Werks – „Thinking like a Mountain“. Die Künstlerin erklärt ihre Inspiration so: Der amerikanische Förster und Wissenschaftler Aldo Leopold prägte die Idee, wie ein Berg zu denken und damit einen ganzheitlichen Blick auf die Umwelt zu lenken. Abgesehen davon assoziierte Westerholz die Bergmetapher beim Anblick Königswiesens hoch über der Domstadt.

Treffpunkt Kunst: Der donumenta e.V. lädt zu Kaffee, Brezen und zum Gespräch.


Bauernmarkt und barrierefreie Bushaltestelle
Die Skulptur erregt die Aufmerksamkeit der Königswiesener Nachbarschaft um den Theodor-Heuss-Platz, die in Einfamilien-, Reihen-, größeren Mietshäusern oder Senioreneinrichtungen lebt. Bei Kaffee oder Tee wird erzählt, wie es sich so lebt in Königswiesen Süd, dass ein Bauernmarkt schön wäre zwischen den Linden auf der einen und dem Hegenauer Park auf der anderen Seite. Dass es Bänke zum Ausruhen bräuchte, der Brunnen wieder fließen sollte und die Bushaltestelle barrierefrei besser wäre.

Samstagstreffen: 11:00 – 13:00 Uhr: 11.5., 18.5., 25.5., 1.6., 8.6.,15.6., 22.6.
Ausstellungszeitraum: 04.05.2024 – 23.06.2024

Medienkunst: Barbara Herold verführt digital

Als wären es Geschichten aus 1001 Nacht, pulsieren die aus unendlich vielen Farbflächen zusammengesetzten Teile von Blüten über die Fliesen der ehemaligen Unterführung am Hauptbahnhof in Regensburg. „Transcendent Echoes of Transcendent Realms“ nennt Barbara Herold ihre Augmented Reality Installation im donumenta ART LAB Gleis 1. Für die digitale Rauminstallation der Medienkünstlerin ist die 60 Meer lange ehemalige Bahnhofsunterführung, der Ausstellungsraum des donumenta e.V. in Regensburg, ein idealer Raum.

Herold kennt die wirkungsvollen Methoden der Verführung zwischen realer und digitaler Welt. Magisch wirkt ihre Augmented Reality Installation mit den sich endlos wiederholenden Bewegungen und Farben. Wer noch weiter hineintauchen möchte in dieses Gefühl von Schwerelosigkeit, lädt die App (QR-Code am Eingang in die Ausstellung) auf sein Smartphone und holt sich so Barbara Herolds Welt immer wieder in die eigene, phantastisch und verführerisch.

Außer in Regensburg waren Arbeiten der Medienkünstlerin Barbara Herold in diesem Jahr auf der resetNOW, der 6. Biennale der Künstlerinnen im Haus der Kunst in München ebenso vertreten wie auf der SaarART, dem Laboratorium des Instituts für Aktuelle Kunst in Saarlouis.

Nur noch bis 29. Oktober, Mi – So, 14 – 19 Uhr im donumenta ART LAB Gleis 1, Hauptbahnhof Regensburg

weitere Infos unter: http://www.donumenta.de

Über das Denken in elliptischen Bahnen – Interview mit Notburga Karl

Die Bildhauerin Notburga Karl ist bekannt für ihre Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Anlässlich des 450. Geburtstag des Mathematikers und Astromonem Johannes Kepler widmet die Künstlerin ihre Ausstellung „K wie …“ der Ellipse. Schließlich steht im ersten der Kleplerschen Gesetze, dass sich die Planeten nicht in regelmäßigen Kreisbahnen um die Planeten bewegen, sondern in Ellipsen. Im Interview erklärt Notburga Karl, warum die Ellipse so wichtig ist und wer sich in Kunst und Philosophie sonst auf die Ellipse bezogen hat. Notburga Karls Ausstellung ist noch bis zum 22. August 2021 im donumenta ART LAB Gleis 1 am Hauptbahnhof Regensburg zu sehen.

Herzlich Willkommen, Notburga Karl, zu diesem Interview anlässlich der Ausstellung  „K wie …“. Was bedeutet „K wie Kontingenz“? – So hattest Du ursprünglich getitelt.

K wie Kontingenz, K wie Karl – das bin ich, K wie Johannes Kepler – das ist der Astronom und Mathematiker auf den ich mich in dieser Ausstellung beziehe, K wie Kounellis, das ist mein Arte Povera Prof., es gibt so viele Ks, K wie Klaus, K wie Körperlichkeit und Krise, K wie Konzept, K wie Kunst und Kosmos, wie kaputt, wie Katastrophe, Katapult, wie Konsumkritik … Ich könnte diese Reihe unendlich fortsetzen. Kontingenz: Das ist eine Möglichkeit und gleichzeitige Nichtnotwendigkeit. Für mich als Künstlerin hat Keplers physikalischer Begriff der kosmischen Leere auch eine poetische Dimension.

Was fasziniert Dich als Künstlerin an dem Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler?

Kepler ist ja ein unglaublich bedeutender Wissenschaftler, der sehr viel prägendes Gedankengut hinterlassen hat. Ein Wissenschaftler denkt aufgrund seiner Forschungsaufgabe anders als ein Künstler, wobei sich beide auch wieder sehr nah kommen können. Auch ein Wissenschaftler wie Kepler war, ähnlich wie ein Künstler, auf seine Intuition und Imaginationskraft angewiesen.

Ganz konkret: Vor Kepler lag Tycho Brahes Daten-Material, das seinem gesamten angestammten Weltbild widersprach. Er hatte ja vorher über die Harmonie der Welt geschrieben. Es muss ihm wie ein Frevel an diesem Weltbild vorgekommen sein, in seinen Gesetzen die Kreisform zu verlassen und stattdessen konsequent zu formulieren: Die Planeten kreisen in elliptischen Bahnen um die Sonne. Deshalb ist er auch so einschlägig geworden. Verbrannt wurde er dafür nicht mehr.

Wie kam es dazu, dass Du Dich mit ihm beschäftigst?

Ich fand es interessant, dass sich auch Aby Warburg explizit auf die Ellipse bezieht. Dieser Kunst- und Kulturwissenschaftler, der mich eine Zeitlang beschäftigte, hat in seine Hamburger Bibliothek diese Ellipse hineingebaut. Für mich als Künstlerin ist die Ellipse deshalb so wichtig, weil es die Form ist, in der der statische Kreis Fahrt aufnimmt. Die Ellipse steht für das Aufbrechen von gefestigten, zu schön gewordenen Formen. Das macht die Ellipse zu einem starken Symbol. Warburgs Bibliothek mit ihrem elliptischen Grundriss ist nicht nur ein Ort der abgestellten Bücher, sondern auch ein Denkort oder aus künstlerischer Sicht sein geistiges Atelier, in dem verschiedene Denk- und Handlungsformen praktiziert werden. Bekannt geworden ist Aby Warburg auch durch seinen Mnemosyne-Atlas, der zum Methodenprogramm der Bildwissenschaft avanciert ist. Ein Bild ist kein fixes Lehrstück, sondern Ausdruck eines dynamischen Denkens und Wahr Nehmens. Kennst Du die Geschichte, dass er – der erstgeborene Bankhaus-Sohn – auf sein Erbe verzichtete, aber dafür von seinem Bruder jedes Buch bekam, das er wollte? Falls es nicht stimmt, mag ich den Mythos. Er orientiert.

Schöne Geschichte, die gefällt mir auch.

Eine weitere freudige Entdeckung an Kepler: Er hat sich auch mit Optik beschäftigt, mit der Brechkraft von Linsen, mit Ein- und Zweiäugigkeit. Und da haben wir sie wieder, die Ellipse, dieses Rausschieben auf einen zweiten Mittelpunkt, das Ambivalente. Dynamisch gesehen ist Ambivalenz wunderbar. Sie impliziert das Abwägen und Anpassen an Situationen. – Diese in Bewegung geratene Perspektive appelliert an meinen – K wie konzeptionellen Kunstansatz.  

Auch Marcel Duchamp hat sich dezidiert mit Optik beschäftigt. Da gibt es wunderbare Werke, zum Beispiel die Roto Reliefs mit einem umfunktionierten Plattenspieler. Er hat sich einschlägige wissenschaftliche Informationen beschafft und seine Notizzettel – als Gedankenspuren – in der so genannten Weißen Schachtel zum Kunstwerk erklärt. Ein dichter mentaler Denkraum, diese Zettelboxen – es gibt mehr davon. In diesen Denkkästchen hinterlässt er ein Denken in relativen Bezügen, in dem sich der frühneuzeitliche Rationalismus à la René Decartes auflöst und damit die Dominanz einer einäugigen Perspektive. Das Machtvolle dieser einäugigen Perspektive ist ja bekannt – das reicht ja bis zu Schussbahnen – nicht nur die der Fotografie. Das Bipolare der Ellipse löst auch den statischen Kreis auf. Auch Aby Warburg hat sich sehr mit dem Bipolaren beschäftigt und Kepler übrigens als den ersten modernen Denker herausgestellt. Das sind die Denkstränge, die mich interessieren, und sie verknoten sich für mich mit Kepler wunderbar. – So kann ich trotz all der schweren Thematik mit einem humanistischen Weltbild flirten.

Wenn ich die Ellipse als Kreis setze, der Fahrt aufgenommen hat, dann ist da auch das Elastische drin, das Geschmeidige. Das ist für mich als Bildhauern wichtig. Man denkt, in der Bildhauerei gäbe es fixe Kanten und Grenzen. Das ist nicht so. Die Frage ist, wie ein Körper erfahrbar wird, der in seinen Grenzen einen Spielraum hat. Bei Kepler, da bewege ich mich an der Grenze zwischen einer Wissenschaftlerin und einer Künstlerin und befinde mich in einer Zeit, in der sich das Denken bricht. Kepler ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Mühe es kostet und wie lange das dauert, bis neues Denken, Umdenken gelingt.

Können wir die Form der Ellipse als Metapher nutzen, um uns aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen, umzudenken?

Warum nicht? Umdenken dauert, es macht Mühe und geht nicht so schnell. Da hängt Schwerkraft drin. Wir sehen das aktuell im Zusammenhang mit dem Umweltschutz oder der Klimadebatte. Man ist ja immer wieder verwundert, wie lange so etwas dauert. Auch wenn die Evidenzen da sind. Das Handeln muss von bestehenden Zusammenhängen entkoppelt werden. Dazu braucht es Mut. Sich selbst bipolar zu betrachten, hilft.

Es ist einfacher Ideale zu haben und schwieriger eine Ellipse auszuhalten. Die perfekte Form ist vielleicht ein Grundbedürfnis, obwohl es sie in der Natur nirgends gibt. Kepler ist eine Übung in Ernüchterung. Das ist ein sehr versöhnlicher Ansatz. Man kann sich total für die Ellipse begeistern. Der absolute Kreis kommt auch ohne uns aus. Das hat auch Warburg so fasziniert an dieser Denkform, die in Bewegung bleibt und auch nie zur Ruhe kommt. Der Anfang ist die Bewegung und nicht der Stillstand. Möglicherweise – um das ganze medial zu hinterfragen – sind statische Bilder verantwortlich für ein statisches Weltbild.

Der Astronom und Himmelsforscher im donumenta ART LAB Gleis 1 der ehemaligen Fußgängerunterführung am Hauptbahnhof? Warum passt Deine Installation in diesen ungewöhnlichen Kunstraum?

Was im Tunnel angelegt ist, ist – konzeptuell gesehen – ein Fernrohr. Und dann ist da – im Querschnitt – eine halbe Ellipse. Ich bin von meinem Grundverständnis her eine Bildhauerin und deshalb brauche ich etwas, was mich hinauskatapultiert aus dieser Röhre. Ich bin fündig geworden bei einem ausgebrannten Auto. Das Verbrennen und das Verglühen eines Sternes waren mir in den Sinn gekommen. Dieses ausgebrannte Auto ist jetzt das Gefährt, wie ein Platzhalter. Konzeptuelle Kunst hat ja ein intrinsisches Darstellungsproblem. Dagegen kann sich vom Gefährt aus nun etwas Widerständiges entwickeln, um nicht in meinem Fernrohr oder in der Projektion in die Ferne verloren zu gehen. Es ist ein Platzhalter, ein Unort, eine raum-zeitliche Setzung, ähnlich einem Modell, um daraus etwas zu entwickeln. Die extreme Tiefe des Tunnels ist auch spannend. Man kann über Tiefenabstände arbeiten. Ich verfolge im Tunnel tatsächlich einen sehr bildhauerischen Ansatz. Ich arbeite mit etwas sehr Handfestem, mit Ton. Das rudimentär Unspektakuläre finde ich faszinierend und versuche meine Idee sehr bildhauerisch handwerklich umzusetzen. Ton ist ein tolles Material und die Ellipse spielt ihre Rolle in einer künstlerisch transformierten Form.

Dann die Überlegung: Meteoriteneinschläge – von anderen Sternen liegen Gesteinspartikel auf der Erde herum. Sterne sind so wahnsinnig weit weg und immer ein Bild für etwas Großes, das so klein werden kann wie Meteoritenreste, die irgendwo eingeschlagen sind. Es gibt Forscher, die Sternoberflächen in Geräusche umwandeln. Das Darstellungsproblem Stern – als Konzeptkünstlerin interessiert mich die Darstellung. Auf was kann ich zurückgreifen? Wann geht etwas verloren? Wie kann ich etwas hinzugewinnen?

Es ist auch eine Kritik an der Repräsentation, weil es Phänomene gibt, die sich nicht einfangen lassen.

Die Ausstellung im donumenta ART LAB Gleis 1 wird auch von der Haptik leben, vom sich Herantasten, vom Ausloten.

Was wünschst Du Kepler zum Geburtstag?

Dass er in Erinnerung bleibt – über Jahreszahlen und Gedenktafeln hinaus.  

Vielen Dank für dieses Gespräch, Notburga.

Das Interview führte Julia Weigl-Wagner am 19.06.2021

Foto: Parabelle – Installation von Notburga Karl im Kepler-Denkmal in Regensburg (Foto: Anatol Schmid)