#Cordonhaus – Morsende Kronleuchter

Morsende Kronleuchter

Rauminstallationen von Stefanie Unruh im Cordonhaus

Die Städtische Galerie im Cordonhaus Cham zeigte einmal mehr, was Kunst kann – fesseln, begleiten und Gespräche anregen. Selten kamen so viele Gäste über die Kunst ins Gespräch, deren Teil sie bei der Ausstellungseröffnung am Samstag wurden. Noch bis zum 3. November zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus „Works“ mit Arbeiten der Münchner Künstlerin Stefanie Unruh. Sie handeln vom Dickicht der Städte, vom Frieden, vom Krieg und von der Inspiration.

Im 13. Jahrhundert als Zehentstadel des Klosters Reichenbach errichtet, fungierte das Cordonhaus im 19. Jahrhundert als Militärposten. Das Gebäude atmet Geschichte und ist vom White Cube weit entfernt. Umso herausfordernder für Künstlerinnen und Künstler, den historischen Räumen mit Rauminstallationen zu begegnen. Stefanie Unruhs assoziativer Zugang führt zu ebenso überraschenden wie inspirierenden Bildern. Dabei geht es um existenzielle Fragen, um Wahrnehmung und um Bedeutung – kuratiert von Simone Seifert.

So entsteht Inspiration

Schon im Foyer der Städtischen Galerie nehmen Künstlerin Stefanie Unruh und Kuratorin Simone Seifert Ausstellungsbesucherinnen und -besucher mit auf eine besondere Reise. Sie gehen der Frage nach: Wie entsteht künstlerische Inspiration? Die Installation „bric à brac“ gibt Aufschluss. Sie zeigt Fotos, Tiere, Uhren, Zeichnungen, Badekappen, schließlich all die kleinen Dinge, die sich im kreativen Prozess zu Stefanie Unruhs Werken zusammensetzen und sich vom Zwei- ins Drei-Dimensionale vergegenständlichen. „bric á brac“ ist eine sehr persönliche Arbeit der Künstlerin.  

Baustelle Menschlichkeit

Die Baustelle ist für Stefanie Unruh Metapher für das Verschwinden des Menschlichen. Wenn Baugruben abgesperrt, Brachen dem Zufall entrissen und Möglichkeitsräume aufgelöst werden, stellt sich die Frage nach der menschlichen Dimension. Stefanie Unruhs Installation zeigt ein vielschichtiges Bild des Phänomens Verdichtung im urbanen Raum. Bauzaunsegment für Bauzaunsegment hangelt es sich entlang an der zentralen gesellschaftlichen Frage: Wie wollen wir leben? Und, weniger offen: Formen wir die Stadt oder formt sie uns? Zwischen Drucken auf Stoff, Bauzaunelementen, Videos und großformatigen Fotografien, finden Besucherinnen und Besucher ihren Weg aus dem Dickicht der Städte.

Der Leuchter stürzt

Seit vielen Jahren arbeitet Unruh mit Sprache und Zeichen. Sie sind feste Elemente in ihren Werken. Im zweiten Raum im Cordonhaus hängen Kronleuchter von der Decke. Einer liegt zerborsten am Boden. – Der Kronleuchter, Sinnbild gediegener Bürgerlichkeit, über Generationen vererbt, schillernd, strahlend, freundlich, hell. Er hängt an der Decke bis diese birst, der Haken bricht, der Leuchter stürzt. Längst sind bürgerliche Gemütlichkeit und der Frieden in Europa in Gefahr. Kronleuchter morsen das Alphabet des Krieges und konterkarieren den Frieden. In diesem Raum verweisen zwei weitere Skulpturen auf dieses Thema. „Athene“, die griechische Göttin der Weisheit, der Strategie und des Krieges, nennt die Künstlerin eine gepolsterte Badekappe, aus der spitze Stecknadeln ragen. Mit Goldfarbe bestrichenes Japanpapier zeigt japanische Familienwappen und mit Schreibmaschine geschriebene Berichte von Frauen, die morgens ihre Männer verabschiedeten, die am Abend nicht wieder nach Hause kamen. Das Werk trägt den Titel „6.8.1945“, das Datum des Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Die Künstlerin Stefanie Unruh

Geboren in Hamburg lebt und arbeitet Stefanie Unruh heute in München. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der School of Visual Arts in New York. ihre Vita umfasst zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Rauminstallationen und Kunst im öffentlichen Raum. Von 2000 bis 2005 war Stefanie Unruh an der Städtischen Kunstkommission „Quivid“ für Kunst im Öffentlichen Raum am Baureferat der Landeshauptstadt München beteiligt.  

Stefanie Unruh – WORKS

bis zum 03.11.2024

Die Ausstellung kuratierte Simone Seifert.

JW2/ 16.09.2024

#cordonhaus Männer, Frauen, Hund und Katz – Lisa Endriß und Klaus Effern

Sie sprechen miteinander als wären sie für einander gemacht. In der Ausstellung „Artenvielfalt“ in der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham führen mit Lisa Endriß (Malerei) und Klaus Effern (Skulptur) zwei Künstlergenerationen einen anregenden Dialog. Während der Bildhauer Klaus Effern das Material bändigt, bezieht die Malerin Lisa Endriß ihre Inspiration aus der täglichen Bilder- und Informationsflut. Auf Menschen und Tiere, Männer und Frauen in all ihren Merkwürdigkeit haben es beide abgesehen. – „Artenvielfalt“ ist eine Ode an das Lebendige.

Immer wieder beweist Kuratorin und Galerieleiterin Anjalie Chaubal, wie sich künstlerische Seh- und Arbeitsweisen ergänzen und zusammen mehr ergeben als die Summe ihrer Werke. „Artenvielfalt“ ist die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß mit dem Bildhauers Klaus Effern. Für Anjalie Chaubal eine besondere Paarung: „Als schwinge sich das doppelbödig Paradoxe in der Malerei von Lisa Endriß zu den kraftvoll eigenwilligen Skulpturen von Klaus Effern in die dritte Dimension empor.“ ­– Regelmäßig verwandelt Chaubal die Städtische Galerie Cordonhaus Cham in Rauminstallationen. Flanieren zwischen Kunstwerken ist hier möglich, der Dialog mit der Kunst, den Künstlerinnen, Künstlern – und der Kuratorin.

Der Rapper mit Klaus Effern, Galerieleiterin Anjalie Chaubal und Mensch mit Tieren von Lisa Endriß.

Die Geschichtenerzählerin …

Wie sie darauf kommt, den Tiger ausgerechnet neben die rosahäutige, nur leicht bedeckte Dame zu legen. Beide liegen im Gras. Eine friedliche Szene, wäre da nicht das alarmierend rotbraun, weiß, schwarz gestreifte Fell des Tigers. Oder der Panther, der Menschen, einem Schwein und anderem Getier in eine Schlucht folgt. Mit ihrer Kunst erzählt Lisa Endriß Geschichten. In Philosophie und Kunsttheorie gut informiert, gehören ironische Brüche zu den Spezialitäten der Künstlerin. Sie schöpft aus dem Informationsnetz unserer Gesellschaft, filtert aus der täglichen Informationsflut Bilddokumente voller Widersprüche, immer auf der Suche nach den feinen Merkwürdigkeiten mit ihrer gewissen Doppelbödigkeit.

Das malerische Werk von Lisa Endriß zeigt Motive mit Menschen und Tieren oder auch Menschen hinter Masken. Das Thema Mensch und Umwelt behandelt sie, indem sie auch mal das Medium wechselt und etwa in einem Videoprojekt Männer und Frauen ihre utopischen Ideen zur Rettung der Welt erzählen lässt. 

Die Künstlerin wurde mit zahlreichen internationalen Stipendien und Preisen ausgezeichnet und gehörte in den 80er Jahre zur Künstlerinnengruppe „WeibsBilder“. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Sammlungen, darunter in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, in der Sammlung Götz, im Kunstmuseum Düsseldorf, in der Städtischen Galerie Regensburg, bei der BMW Group und bei der Hypo-Stiftung München.

… und der Materialbändiger

Als das „zusammengesetzt Lebendige“ bezeichnet Arie Hartog, Leiter des Gerhard-Marcks-Museums für Bildhauerei in Bremen, die Skulpturen von Klaus Effern. In seinen Holzfiguren arbeite der Bildhauer gleichzeitig mit und gegen das Material. Tatsächlich dürfte die dadurch erzeugte Spannung der wichtigste Grund für die eigentümlich lebendige Wirkung der Werke Klaus Efferns sein. Aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, steht Efferns Hund nicht still. Neongrün angesprüht, läuft er jemandem oder etwas hinterher. Der Hund ist eine Ausnahme im Werk Efferns. Viele seiner anderen Figuren stehen trotz all ihrer inneren Bewegung still. Ebenso sein David, der zerfurcht mit einer Art Rüstung angetan nur noch entfernt an das Vorbild Michelangelos erinnert oder der moderne Morisk mit einem Kopf, der auch ein Tierkopf sein könnte.

Für seine in Holz arbeitenden Kollegen hat das Material die Konnotationen Block oder Stamm. Effern hingegen arbeitet mit der Technik der Montage. Seine Figuren entstehen aus rohen oder vom Künstler bereits geschnitzten Hölzern. Sie werden jeweils in unterschiedlichen Bearbeitungsphasen zusammengefügt und dann weiterbearbeitet. Die weiße Lasur, die den Arbeitsprozess abschließt, täuscht eine Einheitlichkeit vor. In Wirklichkeit scheinen die einzelnen Teile plastisch immer noch durch. Die Wirkung des Materials wird durch die weiße Lasur wortwörtlich unterdrückt. Umso mehr bricht sich das innere Wirken im Holz Bahn, das Reißen und Trocknen. Efferns Figuren stehen unter Spannung.

Der Holzbildhauer lernte sein Handwerk in Berchtesgaden, bevor er sein Studium an der Hochschule für Künste in Bremen aufnahm und schließlich Meisterschüler von Prof. Alfred Hrdlicka in Wien und Prof. Bernd Altenstein in Bremen wurde. Er gestaltet Kunst im öffentlichen Raum. Seine Werke waren und sind in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen.

Mit „Artenvielfalt“ zeigt das Cordonhaus die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß und des Bildhauer Klaus Effern.

„Artenvielfalt“

Lisa Endriß – Klaus Effern

Städtische Galerie Cordonhaus Cham vom 23.06. bis 11.08.2024

Lisa Endriß

1978-88 Gruppe WeibsBilder 1989-95 Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hans Baschang 1996-97 MFA Programme Vermont College, USA DAAD Jahresstipendium für New York, USA 2005 Fellowship Seaside Florida, USA 2016 Fellowship Yaddo, Upstate New York 2018 Nominierung für „Villa Romana Preis“, Florenz 2020 Fellowship Seaside Florida, USA

Einzelausstellungen (Auswahl)

2022 SFB TRR 294/1-424638267, Strukturwandel des Eigentums, Friedrich-Schiller-Universität Jena (K) 2019 Kunstraum Potsdam, Showtime Reloaded, Katalog 2018 Kasper König & Lisa Endriß Artisttalk & Performance, Münchner Kammerspiele, München 2017 Showtime, Laura Mars Gallery, Berlin 2015 AK68 – Kunstverein Wasserburg – David and Goliath for paradise now; Yaddo, New York, Rauminstallation 2012 Lisa Endriß – Odd stage 2, Laura Mars Gallery, Berlin 2011 Städtische Galerie Rosenheim (K) 2010 Galerie Seiler, München 2009 Kunstverein Schweinfurt; Kunstverein Landshut 2008 Odd stag, Laura Mars Gallery, Berlin 2007 Ballhaus Ost, Berlin; Galerie Bernd Kugler, Innsbruck 2005 Morsel Gallery, New York, USA 2001 A.R.T Gallery, New York, 1991 Kunstforum der Galerie im Lenbachhaus, München (K)

Klaus Effern

1967 geboren in Siegsdorf 1990-93 Ausbildung zum Holzbildhauer, Berchtesgaden 1993 Studium der Bildhauerei an der HfK Bremen bei Prof. W. Otto und Prof. B. Altenstein 1996 Arbeitsaufenthalt bei Prof. Hrdlicka, Wien 2000 Meisterschüler bei Prof. Altenstein 2000-03 Arbeitsaufenthalt in Berlin

2002 Lehrauftrag HfK Bremen Symposium Untersberg seit 2004 engagiert in der Bildhauerwerkstatt „Mauern-öffnen“ e.V.

Einzelausstellungen (Auswahl)2021 Inglorious Brazzbande, Kulturkirche St. Stephan, Bremen (mit Markus Keuler) 2016 „Father“, Lapua Art Museum (FI) 2015 St. Matthäus, Frankfurt a. Main 2014 Kulturkirche St.

#cordonhaus Elektrisch und eklektisch – zwei Berliner Maler in Cham

Es gibt sie noch, die Malerei – trotz der medialen Bilderflut im Alltag des 21. Jahrhunderts. Die Bildkonstruktion mit Pinsel und Farbe auf Leinwand schafft eine besonders emotionale Begegnung mit dem Dargestellten, egal, ob figürlich oder abstrakt. Entscheidend ist die Wirkung der Malerei sowie ihre zeitgenössische Qualität. Axel Geis und Paul Wesenberg ist es mit ihren jeweils völlig unterschiedlichen Werken gelungen, diese neue Bildqualität zu formulieren. Die Ausstellung „The Third Element“ ist bis zum 16. Juni 2024 in der Städtischen Galerie Cordonhaus zu erleben.

In der Dynamik des Meltingpots Berlin entwickelten Axel Geis und Paul Wesenberg neue Positionen für die Malerei des 21. Jahrhunderts. Der Berliner Kurator und Kunstkritiker Christoph Tannert beschreibt die Großstadt seit dem Mauerfall als „Pluriversum höchst unterschiedlicher ästhetischer Perspektiven“. Dabei nehme die Malerei in diesem System eine ausgesprochen wichtige Position ein – mit Axel Geis und Paul Wesenberg als deren „typische Protagonisten“.

Für eine neue Erfahrung mit der Malerei

Während Geis im Rückgriff auf Kunst- und Kulturgeschichte in der Manier eines post-, postpost- oder neo-modernen Künstlers gestaltet, experimentiert Wesenberg auf der Leinwand zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.

Die Bilder von Axel Geis sind ein Destillat aus der Geschichte der Malerei. Geis mischt das Romantische, Geheimnisvolle, Situative und Subjektive. Die Körperhaltung seiner Figuren reflektiert das Innere, die Gefühle, das Dasein. Dabei greift Geis auf Topoi aus Film- und Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur zurück. „Beim Versuch zu kopieren geht einiges schief“, bekennt Axel Geis augenzwinkernd: „So entsteht mein Bild.“ – Eklektisch zeigen seine teils großformatigen Werke einen viruosen Strich.

Paul Wesenbergs Werk changiert zwischen der hochreflektierten Position als Maler und einer großen Lust, sein Bild möglichst wirkungsvoll zu präsentieren. Zwischen diesen Polen oszilliert seine Arbeit auch formal. Mal abstrakt, mal konkret, mal pastos, mal transparent bietet die Leinwand dem Maler unendlich viele Möglichkeiten im Dialog mit seinem Publikum.  Als Krönung seines experimentellen Spiels mit dem Malgrund dringen Wesenbergs Bilder in den Raum vor. In so enannten Wunderbildern kehrt Wesenberg um, was malerei bisher bedeutete. Betrachterinnen erkennen Bildisse und Farbe in den Rissen einer Leinwand. Wesenberg spielt mit Bilderwartungen, kehrt Gewissheiten der Bildbetrachtung um. Schließlich führt er den Beweis, dass Farbe schweben kann – mittels Elektrizität, mittels Induktion. Als Objektkästen oder Installationen schweben seine Bilder schließlich über dem Boden, statt an der Wand zu hängen – für eine neue Erfahrung mit der Malerei.

Axel Geis

Seine malerische Haltung entwickelte Axel Geis (*1970 in Limburg/Lahn) an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und an der Kunsthochschule in Mainz. Das Werk des Berliner Malers befindet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter des Musée National d’Art Moderne Centre Pompidou in Paris. Es ist in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zusehen.

Paul Wesenberg

Paul Wesenberg (*1973 in Minsk, Belarus) studierte zunächst an der Hochschule für Kunst in Minsk und später an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Wesenberg arbeitete in Finnland, Schweden und Deutschland als Werbegrafiker für große Marken wie Samsung oder Hugo Boss. Das Werk des Berliner Malers ist in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

Städtische Galerie Cordonhaus Cham, Propsteistr. 46, 93413 Cham

Tel.: 0941 8579-420, http://www.cordonhaus-cham.de

Öffnungszeiten Mi – So und Feiertage 14 – 17 Uhr, Do 14 – 19 Uhr

#lebensgeschichte – der Junge mit dem Wespenstich

Noch bis zum 25. Februar zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus Cham Werke von Rudi Tröger. Landschaftsbilder, Gartenstücke und Portraits des früheren Kunstprofessors an der Akademie in München vermitteln Stimmung, Persönlichkeit und Charakter. So etwa das Portrait „Wespenstich Andreas, von 1987/97“.

Sammler Andreas Pahler war ein besonderer Gast bei der Midissage der Chamer Ausstellung. Sein Elternhaus stand in der Nachbarschaft Rudi Trögers. Ebenso wie seine Geschwister saß Pahler dem Künstler wiederholt Modell. Er muss ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein, als ihn während einer Sitzung eine Wespe stach. „Am oberen Bildrand ist sie noch zu sehen“, sagt Pahler und freut sich über das Portrait.

Andreas Pahler vor seinem Portrait als 10-Jähriger (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Galerist Fred Jahn erinnert sich daran, wie viele Jahre es dauerte, bis Tröger den Kunsthändler endlich in sein Atelier einlud. Dabei wollte Tröger mit seinen Bildern gar keine Geschäfte machen. Ehefrau Klara kaufte die Arbeiten ihres Mannes regelmäßig wieder zurück und erklärte: „Wir wollen unsere Bilder nicht verkufen.“

Dr. Michael Semff vom Vorstand der Tröger-Stiftung charakterisiert den Künstler als humorvoll, aber nicht beredt. Er hob die eigenständige Position Rudi Trögers hervor, der sich nicht an Strömungen orientierte, vielmehr dem Prozess des Malens folgte. Endlos hätte er überarbeitet, abgekratzt und wieder übermalt. Ein häufig wiederholter Kommentar Rudi Trögers zu Positionen zeitgenössischen Kunstschaffens soll gewesen sein: Das kann man schon machen.“

Ausser in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham sind Trögers Arbeiten aktuell im British Museum in London zu sehen. Die Ausstellung „Gesture and Line“ zeigt bis zum 1. April die Arbeiten von deutschen und österreichischen Nachkriegskünstlern.