#cordonhaus – „Linie und Gebiet“ mit Ursula Kreutz und Günter Nosch

Günter Nosch, Ursula Kreutz und Anjalie Chaubal im Cordonhaus

Was ist eine Linie, was ein Gebiet? Heißt es „eine Landschaft“ oder „ein Landstrich“? Wo gibt es Grenzen? Im Dialog mit Betrachterinnen und Betrachtern widmet sich die Städtische Galerie Cordonhaus bis zum 3. August 2025 diesen Fragen. In der Ausstellung „Linie und Gebiet“ zeigt sie Arbeiten von Ursula Kreutz und Günter Nosch.

Ursula Kreutz und Günter Nosch stellen zum ersten Mal gemeinsam aus, wobei Günter Nosch den linken, Ursula Kreutz den rechten Flügel der Ausstellungsräumeim Cordonhaus bespielen. In der Mitte, im Foyer, begegnen sich beide Positionen und spätestens dort gewinnen Betrachterinnen und Betrachter wieder den Eindruck, dass zwei künstlersiche Positionen im Cordonhaus mehr sind als die Summe ihrer Werke. Halbstransparent und tiefgründig, das Wesen von Papier, Tusche, Persönlichkeit und Identität ergründend, führen sie durch ein gemeinsames Werk.

Die Ausstellung von Günter Nosch (*1956) und Ursula Kreutz (*1969) erkundet in einer feinsinnigen Gegenüberstellung das Spannungsfeld zwischen Linie und Fläche, Bewegung und Struktur. Unter dem Titel „Linie und Gebiet“ treten die Arbeiten der beiden Künstler in einen vielschichtigen Dialog. Nosch arbeitet mit grafischer Reduktion und rhythmischer Linienführung, die Raum und Dynamik andeuten, während Kreutz mit farblich akzentuierten Flächen und kompositorischer Dichte geografische wie emotionale Räume erschließt. Die Werke von Ursula Kreutz verbinden sich zu einer visuell-poetischen Sprache der Formen, in der Licht, Bewegung und Materialität eine entscheidende Rolle spielen.

Während einem die Arbeiten von Ursula Kreutz subtil und spielerisch begegnen, installativ an die eigenen Erinnerungen anknüpfen und Vergänglichkeit thematisieren, hat Günter Nosch ein eigenes Zeichensystem in Schwarz und Weiß entwickelt.

Geistreiche Codes

Günter Nosch beobachtet genau. Er entwickelt geistreiche Codes, stellt Wortbedeutungen auf den Kopf und wieder auf die Füße. Ob mit Tusche oder schwarzem Kabel, vielen Arbeiten Günter Noschs ist eines gemeinsam: Sie erinnern an Schriftzeichen, Schriftzüge und Schriftbilder. In seiner Werkgruppe „Landschaft schreiben“ wird das besonders deutlich. Nosch begreift Landschaft als Prozess, als sich ständig verändernde Struktur. Künstlerisch begegnet er diesem Phänomen mit kalligrafisch erzeugten Lineamenten, die Landschaft ebenso abzubilden scheinen, wie sie seismografisch ihre Veränderung nachzeichnen. „Zwischen diesen beiden Polen – dem visuellen und dem zeitlichen Abbild – bewegt sich meine Auseinandersetzung mit dem Thema Landschaft“, schreibt der Künstler über seine Arbeit.

In Günter Noschs Zeichensystem.
In Günter Noschs Zeichensystem.

Noschs Konzept „Duden dichten“ ist ein dreidimensionales Wörterbuch voller Wortwitz, doppelbödig und hintersinnig, ebenso wie die Arbeit „Transformator“ oder „Verabredetes Grün“. Der Künstler fordert dazu auf, zwischen den Zeilen zu lesen.

Wandelbare Rauminstallation

Im großen Ausstellungssaal der Städtischen Galerie Cordonhaus gestaltet Ursula Kreutz eine Rauminstallation. An den Wänden kleben Teile einer zerrissenen Fototapete. Drei Skulpturen aus Silberbronze stehen im Raum. Maskenfragmente aus Keramik hängen von der Decke. Zerschnittene transparente Vorhangstreifen, bedruckt mit dem gleichen Motiv wie die Wand, teilen den Raum. Kreutz spielt mit Metamorphose, Bild und Abbild, Portrait und Identität. Ähnlich der Momentaufnahme einer Fotografie ermöglichen die Fragmente, aus denen sich die Rauminstallation von Ursula Kreutz zusammensetzt, eines – Erinnerung an Vergangenes.

Ursula Kreutz mit massivem Keramikkopf. Immer wieder hat sie seine Konturen mit einem feuchten Tuch verwischt, um das Thema Auflösung darzustellen.
Ursula Kreutz mit massivem Keramikkopf. Immer wieder hat sie seine Konturen mit einem feuchten Tuch verwischt, um das Thema Auflösung darzustellen.

Die Nürnberger Künstlerin schöpft in ihrer Gestaltung aus vielfältigen Bezügen, die sie gleichzeitig infrage stellt. Zum zerschnittenen Vorhang, den Teilen der zerrissenen Fototapete und den Masken aus Keramik gesellen sich schließlich die drei Silberbronzen, deren spiegelnde Oberflächen die kunstvoll gestaltete Umgebung aufzulösen und zu entmaterialisieren scheinen. Besonders beeindruckend wie sinnhaft begegnet einem bereits im Foyer ein Kopf, den die Künstlerin aus einem Klumpen Ton formte. Immer wieder, wenn sie ihm, ihm noch im feuchtem Zustand begegnete, wischtre sie mit einem nassen Lappen darüber. So verschwanden Schicht für Schicht die ursprünglichen Konturen. Ursula Kreutz interessiert der Prozess der Auflösung. Schließlich konserviert sie einen Zustand dieses Kopfes gebrannt und unter silbern glänzender Glasur.

Fotos: Julia Weigl-Wagner

#cordonhaus – Drop me a Line

Wie zwei Künstlerinnen aus unterschiedlichen Generationen im Dialog eine großartige Ausstellung schaffen. „Drop me a Line“ diente als Titel, formaler gemeinsamere Nenner und Kommunikationsprinzip zugleich. „Drop me a Line“ mit Arbeiten von Jasmin Schmidt und Christine Reiter läuft bis zum 18. Mai in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham.

Christine Reiter und Jasmin Schmidt sind in Vielem einig. Die Hände sind wichtig. Beide arbeiten mit den Händen, formen, malen, zeichnen. Unzählige Male hat Christine Reiter das Gesicht eines auf der Straße gefundenen Handschuhs variantenreich verdichtet und überlagert in Papier geritzt und ihm so Wert und Ausdruck verliehen. Als „Rot Händle“ hat Reiter diesen Handschuh in Wachs gegossen und ihm dreidiomensional eine Form geschenkt.

Geschichten auf Loden

Jasmin Schmid faszinieren die Mudras, die indischen Handgesten in Alltag, Religion und Tanz. In „Träge Hände“ hat sie sie auf Loden verweigt. Der Stoff aus der traditionsreichen Tirschenreuther Tuchfabrikation Mehler gehört zum Kunstschaffen Jasmin Schmidts wie das Auswaschen und Übermalen. Damit der Stoff die respektable Größe ihrer Bilder erreicht und als Malgrund taugt, näht sie die Stücke erst einmal zusammen und bearbeitet den wasserabweisenden Lodenstoff solange, bis er Farbe aufnehmen kann. So enstehen beeindruckende Arbeiten, darunter ein Seebild, das die Bildergeschichte eines sinkenden Handelsschiffes vergegenwärtigt oder ein Schmuckstück aus dem Dresdner Grünen Gewölbe. Indem Jasmin Schmidt das Kleinod um ein vielfaches vergrößert, rückt sie Bedeutungen und kulturelle Zusammenhänge gerade. Sie erzählt wie ein Schulkind den Clan-Älteren vom Schatz im Grünen Gewölbe der Dresdner Residenz berichtet und damit den großen Dresdner Juwelendiebstahl von 2019 in Gang setzt.

Juwel aus dem Grünen Gewölbe auf Loden. Jasmin Schmidts Arbeit „Machtsymmetrie“ (Fotos Julia Weigl-Wagner)

Trompe-l’œil

„Krone“ nennt Christine Reiter eine Weiße Skulptur die mit unserer Vorstellung von Schwer und Leicht spielt. Das zweiteilige Trompe-l’œil scheint aus einem prorösen Stein gehauen zu sein. So täuschend echt hat die Künstlerin PU-Schaum bemalt und in Szene gesetzt. Den Deckel auf diesen vermeintlich schweren Trog hat die Künstlerin aus Pappmaché geformt, bemalt und geschliffen. Immer wieder bearbeitet Reiter Fundstücke. Wie auch bei ihrer Installation „Sitzlandschaft“. Aus Gartenmöbeln vom Sperrmüll schafft sie die perfekte Illusion einer Landschaft, mit dem Betrachter in seiner Mitte wie er am Horizont die sanft geschungene Höhenlinie wahrnimmt.

Jasmin Schmidt und Christien Reiter sind wunderbare Illusionistinnen, Spielerinnen und Seherinnen, die Horizonte öffnen. Wenn Sie sich in „Drop me a Line“ auf den gemeinsamen Nenner „Linie“ verständigt haben, dann geben sie damit den Blick frei auf einen ganzen Kosmos.

JW2 / 07.04.2025

#cordonhaus – Harmonie der Gegensätze

Yvonne Andreini, Robert Dufter, Kai Schiemenz. Es ist faszinierend, wie im Cordonhaus mit jeder neuen Ausstellung ein neuer Raum entsteht. Dieses Mal führen drei künstlerische Positionen einen Dialog über Form, Farbe und Raum. Und während die beschwingt lebendige Malerei Yvonne Andreini mit den strengen Farbkompositionen Robert Dufters und den verwegenen Glasskulpturen von Kai Schiemenz diskutiert, stehen wir mitten drin in diesem Raum, der sich mit jedem Schritt, jedem Sonnenstrahl und mit jeder Perspektive verändert. Bis zum 30. März in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham.

Die ausgestellten Werke verbinden sich in dieser Ausstellung zu einer spannungsvollen Erzählung über Struktur, Ästhetik und das Zusammenspiel von Kunst und Umgebung. „Die Arbeiten der drei laden dazu ein, die Grenzen zwischen Malerei, Skulptur und Architektur auszuloten und die Wechselwirkung von Material und Wahrnehmung zu erforschen“, findet Anjalie Chaubal. Die Leiterin der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham hat die Ausstellung kuratiert. Die drei Künstler*innen stellen zum ersten Mal gemeinsam aus. Alle drei sind an der räumlichen Wirkung ihrer Werke interessiert. In der Ausstellung beziehen sich ihre Werke aufeinander.

Robert Dufter mit Malerei von Yvonne Andreini und Glasarbeiten von Kai Schiemenz (Foto Julia Weigl-Wagner)

Kalkül und Zufall

Yvonne Andreini arbeitet in ihren futuristisch anmutenden großformatigen Gemälden mit Staffelungen. So schafft Andreini abstrakte Räume von unendlicher Tiefe. Der Rhythmus kreisender Bewegungen strukturiert Yvonne Andreinis ebenso lebendige wie feinsinnige Malerei. Als seien sie künstlerisch verwandt, bedient sich Robert Dufter eines ähnlichen Farbenspektrums wie Andreini und kommt doch zu einer völlig anderen Wirkung.

Der studierte Ingenieur für Druckereitechnik näherte sich der Farbe methodisch, um daraus emotionale Wirkung abzuleiten. Er interessiert sich für Johannes Itten und die Farbenlehre am Bauhaus. Als Ausdrucksform hat sich Dufter ein hochkomplexes System aus Farbkarten angelegt, das er als Farbvokabular in seine Kunst einbringt.

Kai Schiemenz im Gespräch mit Robert Dufter – Glasskulpturen von Schiemenz und Gemälde von Dufter (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Kai Schiemenz‘ virtuoser Umgang mit dem Werkstoff Glas ist sensationell. Ganz anders als Dufter lässt Schiemenz den Zufall als Mitgestalter gelten. In Grün und leuchtendem Blau ahmen seine Glassteine die steinerne Struktur von Basaltsäulen nach. Fragil wirkt ein aus farbigem Glas geblasener Turm aus Quadern.

Yvonne Anreini wurde 1985 in Rom geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee in Berlin bei Prof. Hanns Schimansky und wurde dessen Meisterschülerin. 2008 erhielt sie den DAAD-Preis für die beste ausländische Studentin.

Robert Dufter, 1969 in Traunstein geboren, besuchte die FH München und wurde Ingenieur für Druckereitechnik. Neben seinen zweidimensionalen Bildkompositionen arbeitet das Vorstandsmitglied des Kunstvereins Traunstein e.V. an Konzepten für Kunst im Öffentlichen Raum und erhielt dafür Preise. Dufter lebt und arbeitet in Siegsdorf.  

Kai Schiemenz, Jahrgang1966, wurde in Erfurt geboren und studierte 1990-1991 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 1992-1998 Visual Cultural Studies an der Universität der Künste, Berlin und wurde 1999 Meisterschüler bei Professor Lothar Baumgarten an der UdK Berlin. 2005 folgte das Villa Aurora Stipendium, Los Angeles, USA, 2006 ein  Arbeitsstipendium der Stadt Madrid, schließlich, 2010, ein New York-Stipendium der Senatskanzlei Berlin Kulturelle Angelegenheiten, USA. Schiemenz lebt und arbeitet in Berlin.

Die Ausstellung „Räume im Wandel“ ist bis zum 30. März 2025 in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham zu sehen. Mittwoch bis Sonntag / Feiertage: 14.00 – 17.00 Uhr, Donnerstag: 14.00 – 19.00 Uhr

Beitragsbild: v.l. Kai Schiemenz, Anjalie Chabal und Robert Dufter (Foto: Julia Weigl-Wagner)

#cordonhaus – Wie Künstler*innen mit der KI experimentrieren

„künstlich<echt>künstlich“ ist die erste Ausstellung in Ostbayern, die sich umfassend mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Bis zum 19. Januar 2025 zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus Cham die Schau, für die Roul Kaufer Künstler*innen aus ganz Deutschland holte, von denen er sich vorstellen konnte, dass sie die Künstliche Intelligenz (KI) in ihre Arbeit integrierten. Seine Ausstellung mit neun Künstler*innen fragt: Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Kunst? Es ist die allererste Ausstellung in Ostbayern, die sich umfassend mit Kunst und KI beschäftigt.

Manche der beteiligten Künstler*innen experimentierten zum ersten Mal mit KI. Gemeinsam brachten sie sich beim Workshop im Technologie-Campus CHam der Technoschen Hochschule Deggendorf auf den neuesten Stand der Technik.

Kurator Raoul Kaufer, selbst Bildender Künstler fragt: Können Künstliche Intelligenzen Kunst erschaffen? Ist das, was sie hervorbringen überhaupt Kunst? Wenn ja, ist sie echt oder falsch oder schlicht ein Surrogat? Welche Art von Faktizität, Authentizität, Originalität, Individualität wohnt der Künstlichen Intelligenz inne? Und wie steht es mit Ausdruck, Stil, Autoren- und Urheberschaft der Künstler, die KI nutzen?

Mit der Ausstellung „künstlich<echt>künstlich“ im Cordonhaus eröffnet der Kurator neun ausgesuchten Künstler*innen aus ganz Deutschland die Möglichkeit, sich über diese Fragen miteinander sowie mit Besucher*innen auszutauschen. Experten steuern im Begleitprogramm wichtige Fakten, Trends und technische Innovationen bei.

Werke mit und ohne KI

Für die Ausstellung, die am 9. November in der Städtischen Galerie Cordonhaus eröffnet wird, wählte Raoul Kaufer Künstlerinnen und Künstler, die KI bereits in ihre Arbeitsroutine integriert haben oder das zum ersten Mal tun, aber auch Arbeiten aus ihrer künstlerischen Arbeit vor KI vorstellen. Daraus ergibt sich die große Spannung von „künstlich<echt>künstlich“. Besonders reizvoll an der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von Arbeiten mit und ohne KI bei jedem teilnehmenden Künstler.

Mit und ohne KI

Zu den teilnehmenden Künstler*innen gehören so schillernde Persönlichkeiten, wie Boris Eldagsen (Berlin), der 2023 den Sony World Photography Award ablehnte, weil er ein KI-generiertes Bild eingereicht hatte. Seine heute ikonische Promptografie „PSEUDOMNESIA | The Electrician“ wurde zu einem der berühmtesten Bilder des Jahres. Eldagsen arbeitet mit Fotografie, Video, Installation und KI. Er ist Lehrbeauftragter und Gastprofessor an internationalen Bildungseinrichtungen und bekannt durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Boris Eldagsen, PSEUDOMNESIA I | The Electrician, Promptografie, 2022, ©Boris Eldagsen, courtesy: Photo Edition Berlin
Boris Eldagsen, PSEUDOMNESIA I | The Electrician, Promptografie, 2022, courtesy: Photo Edition Berlin

Ornella Fieres (Berlin) schuf ein vollkommen künstliches Video, das Landschaften nach der Vorstellung der Künstlerin zeigt und dazu die Geschichte einer Familie erzählt. Alles, was sie zeigt, wurde von der KI nach ihren Vorgabe als Film umgesetzt. Ihre Landschaften sehen täuschend echt aus. Fieres‘ Thema ist eine Welt von gestern, gesehen durch die Brille der Algorithmen von heute. Sie bearbeitet Fotografien aus Nachlässen oder filmisches Archivmaterial mit Künstlicher Intelligenz und transferiert es so in die Gegenwart. Ihre Multimedia-Installationen wurden unter anderem im Centre Pompidou in Paris, an der School of the Art Institute of Chicago und im Kunstverein Speyer ausgestellt.

Ornella Fieres, It seems to capture the beauty and majesty of nature, 2023, ©Ornella Fieres,courtesy SEXAUER Gallery
Ornella Fieres, It seems to capture the beauty and majesty of nature, 2023, courtesy SEXAUER Gallery

Michael Franz (Berlin) legt einen Kalender mit Monatsblättern vor. Die nach seinen Prompts entstandenen Bilder der KI zeichnet er mit Buntstift nach und schafft so eine anregende Spannung zwischen analoger Technik und Künstlicher Intelligenz. Das Gros seiner Arbeiten handelt vom ästhetischen Zusammenspiel unterschiedlicher Arbeitstechniken. Dabei analysiert Franz sowohl gesellschaftliche, ökonomische und politische Entwicklungen wie auch die Herstellungs- und Vertriebslogik zeitgenössischer Kunst. Er lehrt an den Kunsthochschulen Leipzig und Nürnberg.  

Michael Franz, 2025 (Juni), 2024, ©Michael Franz
Michael Franz, 2025 (Juni), 2024

In einem großen Tableau stellt Johannes Franzen (Frankfurt a. M.) seine Arbeiten mit und ohne KI gegenüber. Das Auge ruht auf den verschiedenfarbigen Kühen und Bergen aus der Zeit bevor sich Franzen des Instruments der Künstlichen Intelligenz bediente und springt schließlich überrascht von einer KI-Kreation zur nächsten. Franzen macht sich das Prinzip des Generatoiven seit den frühen 2000er Jahren zunutze. Seit 2020 ist die generative KI zu sein bevorzugtes Werkzeug. Die daraus resultierenden konzeptuellen Werke überschreiten den Raum des Bildhaften. Franzen war Meisterschüler bei Peter Kubelka an der Städelschule in Frankfurt a. M. und in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.

Johannes Franzen, alles+, 2023, ©Johannes Franzen
Alles KI: Johannes Franzen, alles+, 2023

Zita Habarta (München) hat sich in langen Experimentreihen am Computer einen digitalen Baukasten geschaffen, mit dem sie Informationen der uns umgebenden Welt transferiert, um daraus Neues zu entwickeln. Mit Hilfe der KI bringen ihre 2-D-Grafiken noch mehr Dreidimensionalität. Ihre Werke werden im In- und Ausland gezeigt.

Zita Habarta, ROD Cy-5#AI 33, 2024, ©Zita Habarta
Zita Habarta, ROD Cy-5#AI 33, 2024

Barbara Herold (München) gehört zu den Künstler*innen, die aus dem um die KI vergrößerten Werkzeugkasten schöpfen. Dabei wirken traditionelle Techniken nach. Durch ausgeklügelte Prompts generiert Herold die für sie so charakteristischen konstruktivistischen Bildwerke. Sie schöpft aus dem Vollen, wenn sie sie schließlich als Siebdrucke präsentiert. Barbara Herold arbeitet sowohl als Solo-Künstlerin als auch in Koproduktionen an den Schnittstellen von Mensch und Maschine, Natur und Künstlichkeit. Für ihre Simulationen und spielerischen Systeme nutzt sie Animation, Grafik, Installation und digitale Formate. Sie entwickelt unter anderem Apps für mobile devices, die u. a. als geobasierte Augmented-Reality-Installationen in München, Würzburg, Esslingen und Wien zu erleben sind. Ihre Medienkunst wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Barbara Herold, “SPACER” / HALF-CAB TS machine parts 2003, ©Barbara Herold / VG-Bild-Kunst, Bonn
Barbara Herold, “SPACER” / HALF-CAB TS machine parts 2003

Raoul Kaufer (Regensburg) hat für die Ausstellung einen Roboterarm von der KI programmieren lassen und seine eigenen Bewegungsmuster zugrunde gelegt. Jetzt agiert der um den Roboterarm imaginierte Maler (runder Kristallspiegel) zwischen Modell (Besucher*innen der Ausstellung) und Leinwand (Kristallspiegel auf Staffelei) hin und her und schafft sich seine eigenen Bilder. In einer weiteren Arbeit legt Kaufer der Bilderstellungs-KI Midjourney eigene computergenerierte Grafiken vor und weist sie an, Figuren daraus zu erstellen. Das Ergebnis ist eine phantastische Mode-Fotostrecke: Futuro-Retro. Diese stellt Kaufer nun ChatGbT vor, um den Figuren Namen zu geben und sie möglichst treffend zu beschreiben. Das Ergebnis ist ein weiterer Beitrag zu den Werkserien Kaufers, die durchweg auf Kenntnissen der Medien- und Kunstgeschichte, Philosophie, Semiotik und Ökonomie zurückgreifen – neuerdings mit KI. Er nutzt dafür sowohl analoge als auch digitale Techniken, die sich in unterschiedlichen räumlichen und sozialen Kontexten mittels Installationen, Interventionen, Bildern und Objekten spiegeln.

Raoul Kaufer, „FUTURORETRO_Model Olinara“, 2024, ©Raoul Kaufer
Raoul Kaufer, „FUTURORETRO_Model Olinara“, 2024

Michaela Lautenschlager (Regensburg) arbeitet in der Ausstellung mit einem interaktiven Gesichtserkennungstool, das Emotionen darstellt. Glückliche Gesichter, die sich der KI vorstellen, erscheinen in einem Rahmen aus überwiegend gelben Punkten. Verärgerte umkreist pures Stoppschild-Rot. Die vielseitig interessierte Künstlerin arbeitet mit digitalen Datenspuren (z. B. der Stadt Regensburg) und macht diese in Bild und Installation sichtbar. Sie studierte an der TU München Landschaftsarchitektur und absolvierte danach ein weiteres Studium als Kommunikationsdesignerin. 2021 erhielt sie das Stipendium „Junge Kunst und neue Wege“ des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Michaela Lautenschlager, Bildwurzel, Serie Japan, Nr. 11, 2022, ©Michaela Lautenschlager
Michaela Lautenschlager, Bildwurzel, Serie Japan, Nr. 11, 2022

Roland Schappert (Köln) ist Essayis, Bildender Künstler und Musiker. Für seine Plattencover nutzt er regelmäßg die KI. Witzig, schräg und schön, was dabei herauskommt. Mit und ohne KI arbeitet im Spannungsfeld gesellschaftspolitischer Fragestellungen und beschäftigt sich u. a. mit der Bedeutung von Kunst, kreativen Prozessen und KI im gesellschaftlichen Wandel. Seiner Arbeit „Fiction“ mit der Anmutung eines Goldmosaiks liegt eine Kugelschreiber-Kritzelei zugrunde, die hochvergrößert wurde, bis die Pixel Mosaikgröße erreichten. Dafür war keine KI notwendig. Als Bildender Künstler entfaltet er mit analogen und digitalen Medien eine spezifische Bildwerdung der Schrift, die sich für Dialogvielfalt einsetzt. Parallel zu seinen Ausstellungen im In- und Ausland veröffentlicht er als Autor hybride Textformen, Lyrik sowie Essays, u. a. regelmäßig im Kunstforum International.

Roland Schappert, o. T. (FICTION), 2023, ©R. Schappert und VG Bild-Kunst
Roland Schappert, o. T. (FICTION), 2023

Beitragsfoto: Julia Weigl-Wagner

#Cordonhaus – Morsende Kronleuchter

Morsende Kronleuchter

Rauminstallationen von Stefanie Unruh im Cordonhaus

Die Städtische Galerie im Cordonhaus Cham zeigte einmal mehr, was Kunst kann – fesseln, begleiten und Gespräche anregen. Selten kamen so viele Gäste über die Kunst ins Gespräch, deren Teil sie bei der Ausstellungseröffnung am Samstag wurden. Noch bis zum 3. November zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus „Works“ mit Arbeiten der Münchner Künstlerin Stefanie Unruh. Sie handeln vom Dickicht der Städte, vom Frieden, vom Krieg und von der Inspiration.

Im 13. Jahrhundert als Zehentstadel des Klosters Reichenbach errichtet, fungierte das Cordonhaus im 19. Jahrhundert als Militärposten. Das Gebäude atmet Geschichte und ist vom White Cube weit entfernt. Umso herausfordernder für Künstlerinnen und Künstler, den historischen Räumen mit Rauminstallationen zu begegnen. Stefanie Unruhs assoziativer Zugang führt zu ebenso überraschenden wie inspirierenden Bildern. Dabei geht es um existenzielle Fragen, um Wahrnehmung und um Bedeutung – kuratiert von Simone Seifert.

So entsteht Inspiration

Schon im Foyer der Städtischen Galerie nehmen Künstlerin Stefanie Unruh und Kuratorin Simone Seifert Ausstellungsbesucherinnen und -besucher mit auf eine besondere Reise. Sie gehen der Frage nach: Wie entsteht künstlerische Inspiration? Die Installation „bric à brac“ gibt Aufschluss. Sie zeigt Fotos, Tiere, Uhren, Zeichnungen, Badekappen, schließlich all die kleinen Dinge, die sich im kreativen Prozess zu Stefanie Unruhs Werken zusammensetzen und sich vom Zwei- ins Drei-Dimensionale vergegenständlichen. „bric á brac“ ist eine sehr persönliche Arbeit der Künstlerin.  

Baustelle Menschlichkeit

Die Baustelle ist für Stefanie Unruh Metapher für das Verschwinden des Menschlichen. Wenn Baugruben abgesperrt, Brachen dem Zufall entrissen und Möglichkeitsräume aufgelöst werden, stellt sich die Frage nach der menschlichen Dimension. Stefanie Unruhs Installation zeigt ein vielschichtiges Bild des Phänomens Verdichtung im urbanen Raum. Bauzaunsegment für Bauzaunsegment hangelt es sich entlang an der zentralen gesellschaftlichen Frage: Wie wollen wir leben? Und, weniger offen: Formen wir die Stadt oder formt sie uns? Zwischen Drucken auf Stoff, Bauzaunelementen, Videos und großformatigen Fotografien, finden Besucherinnen und Besucher ihren Weg aus dem Dickicht der Städte.

Der Leuchter stürzt

Seit vielen Jahren arbeitet Unruh mit Sprache und Zeichen. Sie sind feste Elemente in ihren Werken. Im zweiten Raum im Cordonhaus hängen Kronleuchter von der Decke. Einer liegt zerborsten am Boden. – Der Kronleuchter, Sinnbild gediegener Bürgerlichkeit, über Generationen vererbt, schillernd, strahlend, freundlich, hell. Er hängt an der Decke bis diese birst, der Haken bricht, der Leuchter stürzt. Längst sind bürgerliche Gemütlichkeit und der Frieden in Europa in Gefahr. Kronleuchter morsen das Alphabet des Krieges und konterkarieren den Frieden. In diesem Raum verweisen zwei weitere Skulpturen auf dieses Thema. „Athene“, die griechische Göttin der Weisheit, der Strategie und des Krieges, nennt die Künstlerin eine gepolsterte Badekappe, aus der spitze Stecknadeln ragen. Mit Goldfarbe bestrichenes Japanpapier zeigt japanische Familienwappen und mit Schreibmaschine geschriebene Berichte von Frauen, die morgens ihre Männer verabschiedeten, die am Abend nicht wieder nach Hause kamen. Das Werk trägt den Titel „6.8.1945“, das Datum des Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Die Künstlerin Stefanie Unruh

Geboren in Hamburg lebt und arbeitet Stefanie Unruh heute in München. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der School of Visual Arts in New York. ihre Vita umfasst zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Rauminstallationen und Kunst im öffentlichen Raum. Von 2000 bis 2005 war Stefanie Unruh an der Städtischen Kunstkommission „Quivid“ für Kunst im Öffentlichen Raum am Baureferat der Landeshauptstadt München beteiligt.  

Stefanie Unruh – WORKS

bis zum 03.11.2024

Die Ausstellung kuratierte Simone Seifert.

JW2/ 16.09.2024

#cordonhaus Männer, Frauen, Hund und Katz – Lisa Endriß und Klaus Effern

Sie sprechen miteinander als wären sie für einander gemacht. In der Ausstellung „Artenvielfalt“ in der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham führen mit Lisa Endriß (Malerei) und Klaus Effern (Skulptur) zwei Künstlergenerationen einen anregenden Dialog. Während der Bildhauer Klaus Effern das Material bändigt, bezieht die Malerin Lisa Endriß ihre Inspiration aus der täglichen Bilder- und Informationsflut. Auf Menschen und Tiere, Männer und Frauen in all ihren Merkwürdigkeit haben es beide abgesehen. – „Artenvielfalt“ ist eine Ode an das Lebendige.

Immer wieder beweist Kuratorin und Galerieleiterin Anjalie Chaubal, wie sich künstlerische Seh- und Arbeitsweisen ergänzen und zusammen mehr ergeben als die Summe ihrer Werke. „Artenvielfalt“ ist die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß mit dem Bildhauers Klaus Effern. Für Anjalie Chaubal eine besondere Paarung: „Als schwinge sich das doppelbödig Paradoxe in der Malerei von Lisa Endriß zu den kraftvoll eigenwilligen Skulpturen von Klaus Effern in die dritte Dimension empor.“ ­– Regelmäßig verwandelt Chaubal die Städtische Galerie Cordonhaus Cham in Rauminstallationen. Flanieren zwischen Kunstwerken ist hier möglich, der Dialog mit der Kunst, den Künstlerinnen, Künstlern – und der Kuratorin.

Der Rapper mit Klaus Effern, Galerieleiterin Anjalie Chaubal und Mensch mit Tieren von Lisa Endriß.

Die Geschichtenerzählerin …

Wie sie darauf kommt, den Tiger ausgerechnet neben die rosahäutige, nur leicht bedeckte Dame zu legen. Beide liegen im Gras. Eine friedliche Szene, wäre da nicht das alarmierend rotbraun, weiß, schwarz gestreifte Fell des Tigers. Oder der Panther, der Menschen, einem Schwein und anderem Getier in eine Schlucht folgt. Mit ihrer Kunst erzählt Lisa Endriß Geschichten. In Philosophie und Kunsttheorie gut informiert, gehören ironische Brüche zu den Spezialitäten der Künstlerin. Sie schöpft aus dem Informationsnetz unserer Gesellschaft, filtert aus der täglichen Informationsflut Bilddokumente voller Widersprüche, immer auf der Suche nach den feinen Merkwürdigkeiten mit ihrer gewissen Doppelbödigkeit.

Das malerische Werk von Lisa Endriß zeigt Motive mit Menschen und Tieren oder auch Menschen hinter Masken. Das Thema Mensch und Umwelt behandelt sie, indem sie auch mal das Medium wechselt und etwa in einem Videoprojekt Männer und Frauen ihre utopischen Ideen zur Rettung der Welt erzählen lässt. 

Die Künstlerin wurde mit zahlreichen internationalen Stipendien und Preisen ausgezeichnet und gehörte in den 80er Jahre zur Künstlerinnengruppe „WeibsBilder“. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Sammlungen, darunter in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, in der Sammlung Götz, im Kunstmuseum Düsseldorf, in der Städtischen Galerie Regensburg, bei der BMW Group und bei der Hypo-Stiftung München.

… und der Materialbändiger

Als das „zusammengesetzt Lebendige“ bezeichnet Arie Hartog, Leiter des Gerhard-Marcks-Museums für Bildhauerei in Bremen, die Skulpturen von Klaus Effern. In seinen Holzfiguren arbeite der Bildhauer gleichzeitig mit und gegen das Material. Tatsächlich dürfte die dadurch erzeugte Spannung der wichtigste Grund für die eigentümlich lebendige Wirkung der Werke Klaus Efferns sein. Aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, steht Efferns Hund nicht still. Neongrün angesprüht, läuft er jemandem oder etwas hinterher. Der Hund ist eine Ausnahme im Werk Efferns. Viele seiner anderen Figuren stehen trotz all ihrer inneren Bewegung still. Ebenso sein David, der zerfurcht mit einer Art Rüstung angetan nur noch entfernt an das Vorbild Michelangelos erinnert oder der moderne Morisk mit einem Kopf, der auch ein Tierkopf sein könnte.

Für seine in Holz arbeitenden Kollegen hat das Material die Konnotationen Block oder Stamm. Effern hingegen arbeitet mit der Technik der Montage. Seine Figuren entstehen aus rohen oder vom Künstler bereits geschnitzten Hölzern. Sie werden jeweils in unterschiedlichen Bearbeitungsphasen zusammengefügt und dann weiterbearbeitet. Die weiße Lasur, die den Arbeitsprozess abschließt, täuscht eine Einheitlichkeit vor. In Wirklichkeit scheinen die einzelnen Teile plastisch immer noch durch. Die Wirkung des Materials wird durch die weiße Lasur wortwörtlich unterdrückt. Umso mehr bricht sich das innere Wirken im Holz Bahn, das Reißen und Trocknen. Efferns Figuren stehen unter Spannung.

Der Holzbildhauer lernte sein Handwerk in Berchtesgaden, bevor er sein Studium an der Hochschule für Künste in Bremen aufnahm und schließlich Meisterschüler von Prof. Alfred Hrdlicka in Wien und Prof. Bernd Altenstein in Bremen wurde. Er gestaltet Kunst im öffentlichen Raum. Seine Werke waren und sind in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen.

Mit „Artenvielfalt“ zeigt das Cordonhaus die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß und des Bildhauer Klaus Effern.

„Artenvielfalt“

Lisa Endriß – Klaus Effern

Städtische Galerie Cordonhaus Cham vom 23.06. bis 11.08.2024

Lisa Endriß

1978-88 Gruppe WeibsBilder 1989-95 Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hans Baschang 1996-97 MFA Programme Vermont College, USA DAAD Jahresstipendium für New York, USA 2005 Fellowship Seaside Florida, USA 2016 Fellowship Yaddo, Upstate New York 2018 Nominierung für „Villa Romana Preis“, Florenz 2020 Fellowship Seaside Florida, USA

Einzelausstellungen (Auswahl)

2022 SFB TRR 294/1-424638267, Strukturwandel des Eigentums, Friedrich-Schiller-Universität Jena (K) 2019 Kunstraum Potsdam, Showtime Reloaded, Katalog 2018 Kasper König & Lisa Endriß Artisttalk & Performance, Münchner Kammerspiele, München 2017 Showtime, Laura Mars Gallery, Berlin 2015 AK68 – Kunstverein Wasserburg – David and Goliath for paradise now; Yaddo, New York, Rauminstallation 2012 Lisa Endriß – Odd stage 2, Laura Mars Gallery, Berlin 2011 Städtische Galerie Rosenheim (K) 2010 Galerie Seiler, München 2009 Kunstverein Schweinfurt; Kunstverein Landshut 2008 Odd stag, Laura Mars Gallery, Berlin 2007 Ballhaus Ost, Berlin; Galerie Bernd Kugler, Innsbruck 2005 Morsel Gallery, New York, USA 2001 A.R.T Gallery, New York, 1991 Kunstforum der Galerie im Lenbachhaus, München (K)

Klaus Effern

1967 geboren in Siegsdorf 1990-93 Ausbildung zum Holzbildhauer, Berchtesgaden 1993 Studium der Bildhauerei an der HfK Bremen bei Prof. W. Otto und Prof. B. Altenstein 1996 Arbeitsaufenthalt bei Prof. Hrdlicka, Wien 2000 Meisterschüler bei Prof. Altenstein 2000-03 Arbeitsaufenthalt in Berlin

2002 Lehrauftrag HfK Bremen Symposium Untersberg seit 2004 engagiert in der Bildhauerwerkstatt „Mauern-öffnen“ e.V.

Einzelausstellungen (Auswahl)2021 Inglorious Brazzbande, Kulturkirche St. Stephan, Bremen (mit Markus Keuler) 2016 „Father“, Lapua Art Museum (FI) 2015 St. Matthäus, Frankfurt a. Main 2014 Kulturkirche St.

#cordonhaus Elektrisch und eklektisch – zwei Berliner Maler in Cham

Es gibt sie noch, die Malerei – trotz der medialen Bilderflut im Alltag des 21. Jahrhunderts. Die Bildkonstruktion mit Pinsel und Farbe auf Leinwand schafft eine besonders emotionale Begegnung mit dem Dargestellten, egal, ob figürlich oder abstrakt. Entscheidend ist die Wirkung der Malerei sowie ihre zeitgenössische Qualität. Axel Geis und Paul Wesenberg ist es mit ihren jeweils völlig unterschiedlichen Werken gelungen, diese neue Bildqualität zu formulieren. Die Ausstellung „The Third Element“ ist bis zum 16. Juni 2024 in der Städtischen Galerie Cordonhaus zu erleben.

In der Dynamik des Meltingpots Berlin entwickelten Axel Geis und Paul Wesenberg neue Positionen für die Malerei des 21. Jahrhunderts. Der Berliner Kurator und Kunstkritiker Christoph Tannert beschreibt die Großstadt seit dem Mauerfall als „Pluriversum höchst unterschiedlicher ästhetischer Perspektiven“. Dabei nehme die Malerei in diesem System eine ausgesprochen wichtige Position ein – mit Axel Geis und Paul Wesenberg als deren „typische Protagonisten“.

Für eine neue Erfahrung mit der Malerei

Während Geis im Rückgriff auf Kunst- und Kulturgeschichte in der Manier eines post-, postpost- oder neo-modernen Künstlers gestaltet, experimentiert Wesenberg auf der Leinwand zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.

Die Bilder von Axel Geis sind ein Destillat aus der Geschichte der Malerei. Geis mischt das Romantische, Geheimnisvolle, Situative und Subjektive. Die Körperhaltung seiner Figuren reflektiert das Innere, die Gefühle, das Dasein. Dabei greift Geis auf Topoi aus Film- und Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur zurück. „Beim Versuch zu kopieren geht einiges schief“, bekennt Axel Geis augenzwinkernd: „So entsteht mein Bild.“ – Eklektisch zeigen seine teils großformatigen Werke einen viruosen Strich.

Paul Wesenbergs Werk changiert zwischen der hochreflektierten Position als Maler und einer großen Lust, sein Bild möglichst wirkungsvoll zu präsentieren. Zwischen diesen Polen oszilliert seine Arbeit auch formal. Mal abstrakt, mal konkret, mal pastos, mal transparent bietet die Leinwand dem Maler unendlich viele Möglichkeiten im Dialog mit seinem Publikum.  Als Krönung seines experimentellen Spiels mit dem Malgrund dringen Wesenbergs Bilder in den Raum vor. In so enannten Wunderbildern kehrt Wesenberg um, was malerei bisher bedeutete. Betrachterinnen erkennen Bildisse und Farbe in den Rissen einer Leinwand. Wesenberg spielt mit Bilderwartungen, kehrt Gewissheiten der Bildbetrachtung um. Schließlich führt er den Beweis, dass Farbe schweben kann – mittels Elektrizität, mittels Induktion. Als Objektkästen oder Installationen schweben seine Bilder schließlich über dem Boden, statt an der Wand zu hängen – für eine neue Erfahrung mit der Malerei.

Axel Geis

Seine malerische Haltung entwickelte Axel Geis (*1970 in Limburg/Lahn) an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und an der Kunsthochschule in Mainz. Das Werk des Berliner Malers befindet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter des Musée National d’Art Moderne Centre Pompidou in Paris. Es ist in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zusehen.

Paul Wesenberg

Paul Wesenberg (*1973 in Minsk, Belarus) studierte zunächst an der Hochschule für Kunst in Minsk und später an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Wesenberg arbeitete in Finnland, Schweden und Deutschland als Werbegrafiker für große Marken wie Samsung oder Hugo Boss. Das Werk des Berliner Malers ist in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

Städtische Galerie Cordonhaus Cham, Propsteistr. 46, 93413 Cham

Tel.: 0941 8579-420, http://www.cordonhaus-cham.de

Öffnungszeiten Mi – So und Feiertage 14 – 17 Uhr, Do 14 – 19 Uhr

#lebensgeschichte – der Junge mit dem Wespenstich

Noch bis zum 25. Februar zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus Cham Werke von Rudi Tröger. Landschaftsbilder, Gartenstücke und Portraits des früheren Kunstprofessors an der Akademie in München vermitteln Stimmung, Persönlichkeit und Charakter. So etwa das Portrait „Wespenstich Andreas, von 1987/97“.

Sammler Andreas Pahler war ein besonderer Gast bei der Midissage der Chamer Ausstellung. Sein Elternhaus stand in der Nachbarschaft Rudi Trögers. Ebenso wie seine Geschwister saß Pahler dem Künstler wiederholt Modell. Er muss ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein, als ihn während einer Sitzung eine Wespe stach. „Am oberen Bildrand ist sie noch zu sehen“, sagt Pahler und freut sich über das Portrait.

Andreas Pahler vor seinem Portrait als 10-Jähriger (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Galerist Fred Jahn erinnert sich daran, wie viele Jahre es dauerte, bis Tröger den Kunsthändler endlich in sein Atelier einlud. Dabei wollte Tröger mit seinen Bildern gar keine Geschäfte machen. Ehefrau Klara kaufte die Arbeiten ihres Mannes regelmäßig wieder zurück und erklärte: „Wir wollen unsere Bilder nicht verkufen.“

Dr. Michael Semff vom Vorstand der Tröger-Stiftung charakterisiert den Künstler als humorvoll, aber nicht beredt. Er hob die eigenständige Position Rudi Trögers hervor, der sich nicht an Strömungen orientierte, vielmehr dem Prozess des Malens folgte. Endlos hätte er überarbeitet, abgekratzt und wieder übermalt. Ein häufig wiederholter Kommentar Rudi Trögers zu Positionen zeitgenössischen Kunstschaffens soll gewesen sein: Das kann man schon machen.“

Ausser in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham sind Trögers Arbeiten aktuell im British Museum in London zu sehen. Die Ausstellung „Gesture and Line“ zeigt bis zum 1. April die Arbeiten von deutschen und österreichischen Nachkriegskünstlern.






















































































































#cordonhaus Rudi Trögers dichte Bildsprache

Die Stadt Cham zeigt die starke Position eines stillen Malers Rudi Tröger (*1929). Bis zum 25. Februar 2024 präsentiert die Ausstellung „Rudi Tröger – Ausblicke und Innenschau“ 56 Arbeiten aus 7 Schaffensjahrzehnten des langjährigen Münchner Akademie-Professors. „Tröger ist ein herausragender Maler. Es ist selten und außergewöhnlich, dass man so etwas sieht“, freut sich Anjalie Chaubal, Leiterin der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham. In ihrer Einführung bei der Ausstellungseröffnung lässt sie den Künstler selbst zu Wort kommen:

„Der Entstehungsprozess ist mir grundsätzlich wichtiger als das Resultat. Ein relativ ›abgeschlossenes‹ Bild kann durch kleinste Veränderungen wieder neu angetrieben werden; es muss so lange angetrieben werden, bis es sich allein bewegt. […] Im Arbeitsvorgang werden ohne Vorzeichnung einer bestimmenden Form, vom kleinsten Wert ausgehend, der von Anfang an die Fläche zum Schwingen bringen muss, Farbwerte verwoben, immer darauf bedacht, keine Durchbrüche zu dulden, durch dauerndes Verändern und Überlagern des Entstehenden, bis eine Verdichtung, ein Bildkörper, eine Bildhaut entstanden ist.“

Rudi Tröger über seine Malerei

Magische Szenerie von Rudi Tröger. Der 1. Bürgermeister der Stadt Cham, Martin Stoiber, und Anjalie Chabal eröffneten die Restrospektive des Künstlers. (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Die Stadt Cham übertrug mir die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für diese Ausstellung. Ich danke Anjalie Chaubal für die schöne Zusammenarbeit und den Zugang zu dieser großartigen Malerei.

Städtische Galerie Cordonhaus Cham, Propsteistr. 46, 93413 Cham

Tel.: 0941 8579-420, http://www.cordonhaus-cham.de

Führungen an den Sonntagen, 26. Dezember 2023, 28. Januar 2024, 25. Februar 2024 jeweils 14 Uhr

Öffnungszeiten Mi – So und Feiertage 14 – 17 Uhr, Do 14 – 19 Uhr

geöffnet: 26.12. (2. Weihnachtsfeiertag), 01.01.2024 (Neujahr), 06.01.2024 (Hl. Dreikönige)

geschlossen: am 24./25.12. (Weihnachten), 31.12. (Silvester)