#lebensgeschichte – Margot Luf: Buch und Ausstellung

Wenn die Münchner Künstlerin Margot Luf am 15. März ihren 80. Geburtstag feiert, ist bei den Kunstpartnern in Adlmannstein der Tisch reich gedeckt. Bei der Geburtstagsausstellung „Margot Luf zum 80.“ (18. Mai bis 15. Juni 2025) in der Galerie von Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler, wird auch die von mir verfasste Margot-Luf-Biografie „Ein Sterntalerleben“ vorgestellt.

Ich freue mich darauf, dass dann neben den Bronze-, Papier- und Keramik-Arbeiten der vielseitigen Künstlerin auch Werke der künstlerischen Wegbegleiter zu sehen sein werden: Lothar Fischer (1933 – 2004), Mitglied der Gruppe SPUR und Stefan Moritz Becker (1958 – 2013). – Bald erscheint auch meine Max-Bresele-Biografie „Der Idyllenstörer“, herausgegeben im Auftrag des Kunstvereins Weiden e.V.. Das Buch wird momentan von Florian Toperngpong grafisch gestaltet. Er entwarf auch die sinnenfrohe Aufmachung von Margot Lufs „Sterntalerleben“.

Beitragsfoto: Uwe Moosburger / Altrofoto

#lebensgeschichte – Mit geschmuggelten Zeitschriften gegen das Naziregime

Den relevantesten politischen Widerstandskreis Ostbayerns während der Naziherrschaft würdigt eine neue Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung– „Der Literaturschmuggel – Sozialdemokratischer Widerstand in Ostbayern“.

In den Interviews des Autors Thomas Muggenthaler werden fünf Sozialdemokrat_innen lebendig. Sie stehen beispielhaft für viele, die mit der Verbreitung sozialdemokratischer Schriften Widerstand gegen die Gleichschaltung leisteten. Die Widerständler_innen stammten aus Familien, in denen die Sozialdemokratie eine große Rolle spielte. Für ihre Überzeugung und ihren Mut bezahlten sie mit Zuchthausstrafen, Moorlager und KZ. Ihre politische Haltung bestimmte ihren Alltag.

Familienbande der Arbeiterkinder

„Wir sind mit dem Bewusstsein aufgewachsen, Arbeiterkinder zu sein“, erklärt der Eisenbahnersohn, spätere Regensburger Bürgermeister Hans Weber und Bundesvorstand der 1979 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft ehemals Verfolgter Sozialdemokrat_innen“. 1933 sollte er hauptamtlicher Jugendsekretär der SPD werden. Dann durchkreuzten die Nazis mit Machtergreifung, Gleichschaltung und SPD-Verbot diesen Plan.

„Das ist halt von der Familie her so in mir gewesen, dass ich für die SPD war und dann hat man da mitgemacht,“ formulierte Martha, Hans Webers damalige Freundin und spätere Ehefrau. „Weil der Hitler Krieg wollte und weil man anständige Leute wie Verbrecher behandelt“, so beschrieb Helene Joringer aus Straubing ihre Motivation, Widerstand zu leisten. Sie war die Tochter des ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Josef Laumer. Auch Josef und Franz Mörtl, die Söhne des Porzellandrehers und Weidener SPD-Stadtrats Franz Mörtl sen., wurden bereits früh in das politische Leben ihres Vaters eingebunden.  

Getarnte Titel

In den Interviews mit Thomas Muggenthaler beschreiben die fünf Personen stellvertretend für viele andere, wie sie auf Fahrrädern, zu Fuß oder als Mitfahrer_innen in Lieferwägen die verbotenen Schriften schmuggelten. Unter Lebensgefahr schafften sie die sozialdemokratischen Zeitschriften, darunter „Neuer Vorwärts“ und „Sozialistische Aktion“ im Kleindruck von Prag in die Oberpfalz und nach Niederbayern. Die Schriften wurden im Prager Exil der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) gedruckt und unter Tarntiteln über die grüne Grenze zwischen Prag und Ostbayern vertrieben. Das Prager Manifest beispielsweise trug den Titel „Die Kunst des Selbstrasierens“.

Die Zeitzeugen beschreiben auch, wie ihr Widerstandsring gesprengt und sie zu Haftstrafen verurteilt und ins Moorlager (Hans Weber) oder nach Dachau ins KZ (Franz und Josef Mörtl) verschleppt wurden. „Ich war ein Moorsoldat“, sagte der 2003 verstorbene Hans Weber über sich und dass die Nazis seine Überzeugung nicht brechen konnten.

Politisches Gedenken

In der vorliegenden Publikation wird der Widerständler_innen Hans und Martha Weber aus Regensburg, Helene Joringer aus Straubing sowie Franz und Josef Mörtl aus Weiden gedacht. Die Portraits dieser fünf Personen und ihrer Familien tragen dazu bei, die Kultur der Erinnerung aufrecht zu erhalten und undemokratischen Strömungen entgegenzuwirken.

„Historisches Arbeiten und Erinnern versteht die Friedrich-Ebert-Stiftung nie als Selbstzweck, sondern als Voraussetzung für verantwortungsbewusstes Handeln. Demokratiefähigkeit, Erinnerungsbereitschaft, Schuld- und Verantwortungsbewusstsein gehören unmittelbar zusammen“, schreiben Simone Reperger und Eva Nagler im Vorwort der besprochenen Publikation.

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) schreibt über die neue Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung: „Die Lebensläufe zeigen, wie überaus mutig es ist, für seine demokratischen Ideale einzustehen und zu kämpfen. Diese Menschen sollten uns allen ein Vorbild sein. Denn auch heute, hier und jetzt müssen wir uns für eine starke Demokratie einsetzen und sie gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen schützen.“

Vergessene Held_innen

Besonders wirksam zeigt sich Erinnerung, wenn Betroffene ihr persönliches Schicksal schildern. In seinem Buch über den Literaturschmuggel lässt Autor Thomas Muggenthaler fünf „vergessenen Held_innen“, wie er sie selbst nennt, in ausführlichen Interviews selbst zu Wort kommen. Um die Geschichte von Widerstand und Verfolgung möglichst gut nachvollziehen zu können, sind die ebenso persönlichen wie informativen Gespräche angereichert mit historischen Recherchen, Archivmaterial und persönlichen Fotografien.

Autor Thomas Muggenthaler

Thomas Muggenthaler (*1956) ist Journalist und Autor. Seit seinem Politikstudium beschäftigt er sich mit der Zeit des Nationalsozialismus. Seine langjährigen und zahlreichen multimedialen Arbeiten sind wichtige Beiträge zur Aufarbeitung. Er wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Regensburg, dem Bayerischen Fernsehpreis und zweimal mit dem Deutsch-Tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Für seinen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus erhielt er im Sommer 2024 das Bundesverdienstkreuz.

Download der Publikation unter https://nextcloud.fes.de/nc/s/ATrq4kPkS7zmEjQ




Naab-Werkstätten: Über das Menschliche an der Arbeit

Menschen mit und ohne Behinderung begegnen sich seit 50 Jahren in den Naab-Werkstätten im Schwandorfer Stadtteil Ettmannsdorf. In Wäscherei, Schreinerei, Montage, Fahrradwerkstatt, Kantine und vielen anderen Abteilungen arbeiten 600 Menschen mit- und füreinander. Jetzt zeigt eine 58-seitige Broschüre in Text, Bild und Grafik wie diese Zusammenarbeit tagtäglich auf’s Neue gelingt.

Das Besondere an diesem Heft sind die 22 Statements von Mitarbeitenden der Naabwerkstätten. Ein Gruppenleiter, eine Mitarbeiterin in der Wäscherei, die Frauenbeauftragte, ein Beschäftigter am Bauhof, einer aus der Montageabteilung und viele andere erzählten mir, was ihnen wichtig ist und was ihren Alltag in den Naab-Werkstätten ausmacht.

Anette K. ist stolz auf ihre kleinen Hände. Damit kann sie vor allem kleine Teile wie Unterhosen oder Waschlappen besonders gut falten. Nina W. ist Gruppenleiterin und zerlegt Arbeitsprozesse wie das Zusammenbauen eines Feuerlöschers in einzelne Arbeitsschritte. „Bei jedem Handgriff braucht man eine andere Fähigkeit“, freut sie sich. Rebecca S. will die Frauen in den Naab-Werkstätten stärken, für sie da sein. Und Gruppenleiter Christian K. freut sich auf das Papierschöpfen für die Weihnachtskarten.

Ich danke Naab-Werkstätten-Geschäftsführerin Margit Gerber, der das Konzept von Grafikerin Astrid Riege und mir von Anfang an gefiel. Naab-Werkstätten-Mitarbeiterin Doris Pauker-Solbach hat die Interviewtermine für mich fein koordiniert und Astrid Riege hat eine Gestaltung vorgelegt, die Herzlichkeit und Miteinander ausstrahlt.

Neben diesen Statements und einer Einführung von Geschäftsführerin Margit Gerber, bringt das Heft eine Reihe von Plädoyers für eine Arbeit nach dem Vorbild der Naab-Werkstätten, darunter ein Grußwort von Verena Bentele, der Landesvorsitzenden des Sozialverbands VdK Bayern.

zu beziehen über: Naab-Werkstätten GmbH, gemeinnützige Werkstätten für Menschen mit Behinderung, St.-Vitalis-Straße 22, 92421 Schwandorf, info@naabwerkstaetten.de