#cordonhaus – „Linie und Gebiet“ mit Ursula Kreutz und Günter Nosch

Günter Nosch, Ursula Kreutz und Anjalie Chaubal im Cordonhaus

Was ist eine Linie, was ein Gebiet? Heißt es „eine Landschaft“ oder „ein Landstrich“? Wo gibt es Grenzen? Im Dialog mit Betrachterinnen und Betrachtern widmet sich die Städtische Galerie Cordonhaus bis zum 3. August 2025 diesen Fragen. In der Ausstellung „Linie und Gebiet“ zeigt sie Arbeiten von Ursula Kreutz und Günter Nosch.

Ursula Kreutz und Günter Nosch stellen zum ersten Mal gemeinsam aus, wobei Günter Nosch den linken, Ursula Kreutz den rechten Flügel der Ausstellungsräumeim Cordonhaus bespielen. In der Mitte, im Foyer, begegnen sich beide Positionen und spätestens dort gewinnen Betrachterinnen und Betrachter wieder den Eindruck, dass zwei künstlersiche Positionen im Cordonhaus mehr sind als die Summe ihrer Werke. Halbstransparent und tiefgründig, das Wesen von Papier, Tusche, Persönlichkeit und Identität ergründend, führen sie durch ein gemeinsames Werk.

Die Ausstellung von Günter Nosch (*1956) und Ursula Kreutz (*1969) erkundet in einer feinsinnigen Gegenüberstellung das Spannungsfeld zwischen Linie und Fläche, Bewegung und Struktur. Unter dem Titel „Linie und Gebiet“ treten die Arbeiten der beiden Künstler in einen vielschichtigen Dialog. Nosch arbeitet mit grafischer Reduktion und rhythmischer Linienführung, die Raum und Dynamik andeuten, während Kreutz mit farblich akzentuierten Flächen und kompositorischer Dichte geografische wie emotionale Räume erschließt. Die Werke von Ursula Kreutz verbinden sich zu einer visuell-poetischen Sprache der Formen, in der Licht, Bewegung und Materialität eine entscheidende Rolle spielen.

Während einem die Arbeiten von Ursula Kreutz subtil und spielerisch begegnen, installativ an die eigenen Erinnerungen anknüpfen und Vergänglichkeit thematisieren, hat Günter Nosch ein eigenes Zeichensystem in Schwarz und Weiß entwickelt.

Geistreiche Codes

Günter Nosch beobachtet genau. Er entwickelt geistreiche Codes, stellt Wortbedeutungen auf den Kopf und wieder auf die Füße. Ob mit Tusche oder schwarzem Kabel, vielen Arbeiten Günter Noschs ist eines gemeinsam: Sie erinnern an Schriftzeichen, Schriftzüge und Schriftbilder. In seiner Werkgruppe „Landschaft schreiben“ wird das besonders deutlich. Nosch begreift Landschaft als Prozess, als sich ständig verändernde Struktur. Künstlerisch begegnet er diesem Phänomen mit kalligrafisch erzeugten Lineamenten, die Landschaft ebenso abzubilden scheinen, wie sie seismografisch ihre Veränderung nachzeichnen. „Zwischen diesen beiden Polen – dem visuellen und dem zeitlichen Abbild – bewegt sich meine Auseinandersetzung mit dem Thema Landschaft“, schreibt der Künstler über seine Arbeit.

In Günter Noschs Zeichensystem.
In Günter Noschs Zeichensystem.

Noschs Konzept „Duden dichten“ ist ein dreidimensionales Wörterbuch voller Wortwitz, doppelbödig und hintersinnig, ebenso wie die Arbeit „Transformator“ oder „Verabredetes Grün“. Der Künstler fordert dazu auf, zwischen den Zeilen zu lesen.

Wandelbare Rauminstallation

Im großen Ausstellungssaal der Städtischen Galerie Cordonhaus gestaltet Ursula Kreutz eine Rauminstallation. An den Wänden kleben Teile einer zerrissenen Fototapete. Drei Skulpturen aus Silberbronze stehen im Raum. Maskenfragmente aus Keramik hängen von der Decke. Zerschnittene transparente Vorhangstreifen, bedruckt mit dem gleichen Motiv wie die Wand, teilen den Raum. Kreutz spielt mit Metamorphose, Bild und Abbild, Portrait und Identität. Ähnlich der Momentaufnahme einer Fotografie ermöglichen die Fragmente, aus denen sich die Rauminstallation von Ursula Kreutz zusammensetzt, eines – Erinnerung an Vergangenes.

Ursula Kreutz mit massivem Keramikkopf. Immer wieder hat sie seine Konturen mit einem feuchten Tuch verwischt, um das Thema Auflösung darzustellen.
Ursula Kreutz mit massivem Keramikkopf. Immer wieder hat sie seine Konturen mit einem feuchten Tuch verwischt, um das Thema Auflösung darzustellen.

Die Nürnberger Künstlerin schöpft in ihrer Gestaltung aus vielfältigen Bezügen, die sie gleichzeitig infrage stellt. Zum zerschnittenen Vorhang, den Teilen der zerrissenen Fototapete und den Masken aus Keramik gesellen sich schließlich die drei Silberbronzen, deren spiegelnde Oberflächen die kunstvoll gestaltete Umgebung aufzulösen und zu entmaterialisieren scheinen. Besonders beeindruckend wie sinnhaft begegnet einem bereits im Foyer ein Kopf, den die Künstlerin aus einem Klumpen Ton formte. Immer wieder, wenn sie ihm, ihm noch im feuchtem Zustand begegnete, wischtre sie mit einem nassen Lappen darüber. So verschwanden Schicht für Schicht die ursprünglichen Konturen. Ursula Kreutz interessiert der Prozess der Auflösung. Schließlich konserviert sie einen Zustand dieses Kopfes gebrannt und unter silbern glänzender Glasur.

Fotos: Julia Weigl-Wagner

#lebensgeschichte – Großes Fest – 80 Jahre Margot Luf

Anlässlich ihres 80. Geburtstags erschien die Margot-Luf-Biografie „Ein Sterntalerleben“, verfasst von Julia Weigl-Wagner. Wilma Rapf-Karikari und Ingo Küber, die den Künstlerinnen-Vorlass verwahren, zeigen in ihrer Kunstpartner-Galerie und dem zugehörigen Schaulager noch bis zum 15. Juni die gleichnamige Ausstellung.

Mit Margot Luf feiern Menschen, die ich bereits in den Interviews für die Biografie „Margot Luf – Ein Sterntalerleben“ kennenlernte. Darunter, die Freundinnen Gittli und Audrey, Freund Anton Fischer, Ehemann Anton Yeremenko und viele andere.

Die Ausstellung anlässlich Margot Lufs 80. Geburtstag in Galerie und Schaulager in Adlmannstein (Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler) zeigt auch Arbeiten der künstlerschen Vorbilder Lothar Fischer und Heimrad Prem, außerdem Werke, die die Signaturen von Stefan Becker und Margot Luf tragen. Mit Becker lebte und arbeitete die Künstlerin viele Jahre.

Für die Mittelbayerische Zeitung verfasste Florian Sendtner diesen Text:

Florian Sendtners Text in der Mittelbayerischen Zeitung vom 16. Mai 2025

Beitragsfoto: HP Zierer

#donumenta – Kunst von Alexander Rosol leuchtet mit Sonnenstrom

Alexander Rosol und Regina Hellwig-Schmid bei der Vernissage von "Space Shifter"

#donumenta – Kunst von Alexander Rosol leuchtet mit Sonnenstrom

Mit „Space Shifter“ im mobilen donumenta ART LAB on the Move gelang dem donumenta e.V. eine völlig autarke Stromversorgung. Bis zum 26. Juli leuchtet das Werk Alexander Rosols an der Aussiger Straße mit Sonnenstrom. Von dort zieht der Kubus mit neuer Kunst und nachhaltiger Stromversorgung weiter.

Nach zehn Jahren arbeitet der Künstler zum ersten Mal mit einem richtig großen Leuchtkasten im öffentlichen Raum. „Das ist eine ganz andere Dimension“, sagt er. Fast zwei Meter hoch, sind im donumenta ART LAB on the Move auf Platten gedruckte, fotografisch generierte Architekturfragmente Schicht für Schicht hinter- und nebeneinander angeordnet.

Jeder erkennt bekannte Architektur

Hinterleuchtet zieht Space Shifter bereits während der Dämmerung und umso mehr nach Sonnenuntergang die Blicke von Flaneuren, Gassi-Geherinnen und Heimkehrenden auf sich. Jeder, der stehenbleibt und sich in das leuchtende Werk vertieft, erkennt etwas, was ihm bekannt vorkommt. Das ist faszinierend. Alexander Rosol erklärt es so: „Das liegt daran, dass ich mich auf den Aspekt der Austauschbarkeit urbaner Räume beziehe.“

Strom von der Sonne

Der Strom für das mobile ART LAB on the Move kommt ab jetzt von der autarken PV-Anlage auf dem Dach des Kunstkubus. Die Idee dazu gibt es schon länger. Jetzt fand sich ein Sponsor, mit dem der donumenta e.V. die ökologisch nachhaltige Stromversorgung realisiert hat. Peter Kropmeier, Geschäftsführer der Firma e-pn, erkannte die Chance für sich selbst und den Kunstverein. Er übernahm die Kosten der gesamten Anlage, die jetzt ausreichend Strom liefert für die Beleuchtung des Kunstwerks Alexander Rosols in den Abendstunden.

Im Abendlicht: Kuratorin Regina Hellwig-Schmid, Sposor Peter Kropmeier, Space Shifter und Küntler Alexander Rosol (Fotos: Julia Weigl-Wagner)

#cordonhaus – Drop me a Line

Wie zwei Künstlerinnen aus unterschiedlichen Generationen im Dialog eine großartige Ausstellung schaffen. „Drop me a Line“ diente als Titel, formaler gemeinsamere Nenner und Kommunikationsprinzip zugleich. „Drop me a Line“ mit Arbeiten von Jasmin Schmidt und Christine Reiter läuft bis zum 18. Mai in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham.

Christine Reiter und Jasmin Schmidt sind in Vielem einig. Die Hände sind wichtig. Beide arbeiten mit den Händen, formen, malen, zeichnen. Unzählige Male hat Christine Reiter das Gesicht eines auf der Straße gefundenen Handschuhs variantenreich verdichtet und überlagert in Papier geritzt und ihm so Wert und Ausdruck verliehen. Als „Rot Händle“ hat Reiter diesen Handschuh in Wachs gegossen und ihm dreidiomensional eine Form geschenkt.

Geschichten auf Loden

Jasmin Schmid faszinieren die Mudras, die indischen Handgesten in Alltag, Religion und Tanz. In „Träge Hände“ hat sie sie auf Loden verweigt. Der Stoff aus der traditionsreichen Tirschenreuther Tuchfabrikation Mehler gehört zum Kunstschaffen Jasmin Schmidts wie das Auswaschen und Übermalen. Damit der Stoff die respektable Größe ihrer Bilder erreicht und als Malgrund taugt, näht sie die Stücke erst einmal zusammen und bearbeitet den wasserabweisenden Lodenstoff solange, bis er Farbe aufnehmen kann. So enstehen beeindruckende Arbeiten, darunter ein Seebild, das die Bildergeschichte eines sinkenden Handelsschiffes vergegenwärtigt oder ein Schmuckstück aus dem Dresdner Grünen Gewölbe. Indem Jasmin Schmidt das Kleinod um ein vielfaches vergrößert, rückt sie Bedeutungen und kulturelle Zusammenhänge gerade. Sie erzählt wie ein Schulkind den Clan-Älteren vom Schatz im Grünen Gewölbe der Dresdner Residenz berichtet und damit den großen Dresdner Juwelendiebstahl von 2019 in Gang setzt.

Juwel aus dem Grünen Gewölbe auf Loden. Jasmin Schmidts Arbeit „Machtsymmetrie“ (Fotos Julia Weigl-Wagner)

Trompe-l’œil

„Krone“ nennt Christine Reiter eine Weiße Skulptur die mit unserer Vorstellung von Schwer und Leicht spielt. Das zweiteilige Trompe-l’œil scheint aus einem prorösen Stein gehauen zu sein. So täuschend echt hat die Künstlerin PU-Schaum bemalt und in Szene gesetzt. Den Deckel auf diesen vermeintlich schweren Trog hat die Künstlerin aus Pappmaché geformt, bemalt und geschliffen. Immer wieder bearbeitet Reiter Fundstücke. Wie auch bei ihrer Installation „Sitzlandschaft“. Aus Gartenmöbeln vom Sperrmüll schafft sie die perfekte Illusion einer Landschaft, mit dem Betrachter in seiner Mitte wie er am Horizont die sanft geschungene Höhenlinie wahrnimmt.

Jasmin Schmidt und Christien Reiter sind wunderbare Illusionistinnen, Spielerinnen und Seherinnen, die Horizonte öffnen. Wenn Sie sich in „Drop me a Line“ auf den gemeinsamen Nenner „Linie“ verständigt haben, dann geben sie damit den Blick frei auf einen ganzen Kosmos.

JW2 / 07.04.2025

#donumenta – Im Strudel der Erkenntnis

„Und es bewegt sich doch etwas, in der kunstvoll gestalteten gläsernen Scheibe der gefragten Videokünstlerin Betty Mü.“ – Das war die überwältigende Erkenntnis gestern bei der Ausstellungseröffnung des donumenta ART LAB on the Move im Atelier am Wiedfang in Regensburg.

Inspirierend, mutig und voller Leben – so sind die Werke der international gefragten Videokünstlerin Betty Mü. Besucher*innen können sich an zwei Orten in die außergewöhnliche Kunst der Münchnerin vertiefen: Im Atelier Am Wiedfang zeigt die Künstlerin Werke aus Glas, die mittels Handy-App ihr schillerndes Eigenleben entwickelt. Für die Fassade des Historischen Museums bearbeitete Mü die Figuren aus einem historischen Gemälde als Videomapping: „Inside / Out – Liebe, Frieden, Gerechtigkeit, Stärke, Weisheit“. Eröffnung am Wiedfang ist am 3. April um 19.00 Uhr – Finissage am 30. April mit Vortrag der Künstlerin.

Ausstellungseröffnung mit Kulturreferent Wolfgang Dersch, Stadt Regensburg, Betty Mü (l.) und donumenta Vorsitzende Regina Hellwig-Schmid (Fotos: Julia Weigl-Wagner)

Vortex – eine hypnotische Erzählung

Vortex (Strudel) – so nennt Betty Mü die kreisrunden Glasscheiben, die abstrakte und surreale Motive zeigen. Die Rauminstallation im Atelier am Wiedfang erinnert an große Kaleidoskope im Raum, die das Licht reflektieren und sich um die eigene Achse drehen.  

Mittels einer App lässt Betty Mü die Oberflächen ihrer Vortex-Scheiben mit bewegten Bildern verschmelzen. Wer von Betty Mü entwickelte App diese auf seinem Handy installiert und auf die Vortex-Scheibe richtet, gerät in den Strudel einer hypnotischen Erzählung.

Per App animierte Vortex-Scheibe der Video-Künstlerin Betty Mü mit im Bild Betty Mü und die künstlerische Leiterin des donumenta e.V. regina Helwig-Schmid. (Video Julia weigl-Wagner)

Die Künstlerin Betty Mü

BETTY MÜ gilt international als eine der gefragtesten Medienkünstlerinnen. Sie schlägt Brücken zwischen digitalen und analogen Ausdrucksformen. Sie integriert Techniken wie AI und VR. Betty Mü realisiert Projekte für öffentliche und private Auftraggeber wie BMW, SAP,

Pinakothek der Moderne, Basel World sowie Kunstprojekte in Italien, USA und Mexiko.

Ihre immersiven Installationen zeigte sie u. a. am Lichtfest in Leipzig, dem Festival of Lights in Berlin und dem BLINK Festival in Cincinnati, USA.

JW2/04.04.2025

# lebensgeschichte – Max Bresele: Utopist und Idyllenstörer

Max Bresele und Wolfgang Herzer in Uckersdorf

Biografie des Bildhauers Max Bresele / herausgegeben vom Kunstverein Weiden e.V. / verfasst von Julia Weigl-Wagner / Herzliche Einladung zur Buchvorstellung am 19. März 2025 um 18.00 Uhr, M26, Maximilianstraße 26 in Regensburg im Programm der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg.

„Idyllenstörer Max Bresele“ – unter diesem Titel erschien jetzt meine Biografie des oberpfälzer Künstlers Max Bresele (1944 – 1998), herausgegeben vom Kunstverein Weiden e.V. Bresele war Künstler, sein Leben ein Kunstwerk. Der Bildhauer, Filmemacher und Assembleur verarbeitete, was er fand. So manche Idylle durchkreuzte Bresele mit breitem Stift, Skalpell oder Scharfkantigem vom Schrottplatz. Sein Œuvre richtet sich gegen Krieg und Konsum.

Mitgestalter einer Ästhetik des Widerstands

Auf die Frage, wer Max Bresele war, formuliert Wolfgang Herzer, Vorstand des
Kunstvereins Weiden, zumindest zwei Perspektiven auf den Künstler: „Durch die eine Brille sieht man eher den sozial aus-dem-Ruder-geratenen Menschen, der sich mit Kunsthandwerk über Wasser hält. Eine andere Brille offenbart einen Kunst-Utopisten, der aus seiner Vision ernst macht.“ Bresele, der gelernte Offset-Drucker, war dadaistisch radikal. Wie kein anderer in der Oberpfalz repräsentiert er die Kunstströmungen der 70er und 80er Jahre. Er war Mitgestalter der Ästhetik des Widerstandes am Bauzaun der in Wackersdorf bei Schwandorf geplanten Wiederaufbereitungsanlage atomarer Kernbrennstäbe aus Atomreaktoren (WAA).

Ein Stall als Behausung

15 Jahre lang lebte er am Rande einer Öko-Land-Kommune in einem aufgelassenen Stall. Dieses Gebäude war bis zu seinem Tod 1998, eingebettet in eine Garten-Wildnis, nicht nur Produktionsstätte von Gemälden, Büchern, Möbeln, Objektkästen, Dada-Fahrzeugen (Karren der Depression), Filmen, Musikstücken, Assemblagen, absurden landwirtschaftlichen Werkzeugen und vielem anderen. Dieser Stall war auch Behausung eines Lebens aus dem Geist der Kunst.

Nach seinem Tod rettete der Kunstverein Weiden das Werk des Aussteiger-Künstlers vor der Vernichtung und wurde dessen Nachlassverwalter. Mehr als 1.000 Artefakte Breseles lagern in einem Speicher in Etzenricht bei Weiden. Beim Kunstverein Weiden e.V. ist ein provisorisches Max-Bresele-Museum mit Gemälden, Objektkästen, und Skulpturen eingerichtet. Auch im Kunstpartner GbR-Schaulager von Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler

in Adlmannstein (www.kunstpartner.eu) finden Interessierte eine Reihe von charakteristischen Bresele-Werken.

Weigl-Wagner, Julia: Idyllenstörer Max Bresele, hrsg. v. Kunstverein Weiden e.V., 2025 – 104 Seiten mit Abbildungen als Paperback, 14,99 Euro (ISBN 978-3-00081-665-9) und E-Book 7,99 Euro (ISBN 978-3-384-53366-1) – zu beziehen über Kunstverein Weiden e.V., Ledererstraße 6, 92637 Weiden, Telefon 0151 61481710 E-Mail info@kunstvereinweiden.de oder den Buchhandel.

Titel der Max-Bresele-Biografie (Gestaltung Florian Toperngpong)

#donumenta – Betty Mü setzt Frauen aus historischem Gemälde in Bewegung

Am Internationalen Frauentag 2025 war Uraufführung des Video-Mappings „INSIDE/OUT – LIEBE, FRIEDEN, GERECHTIGKEIT, STÄRKE, WEISHEIT“ von Betty Mü. Auf Einladung des donumenta e.V. bearbeitete die gefragte Video-Künstlerin die Frauenfiguren aus einem Gemälde Isaac Schwendners von 1592, das im Alten Rathaus in Regensburg hängt. Die fünf Tugenden, die auf dem historischen Gemälde dargestellt sind, versetzte die Künstlerin mittels KI in Bewegung. Mittels Rückprojektion wurden die so bearbeiteten und animierten Figuren in den Fenstern des Museums sichtbar – Eine großartige Begegnung. Weitere Termine: 3.-30. April 2025 jeweils nach Einbruch der Dunkelheit bis 23.00 Uhr. 

Links das Original des Malers Isaac Schwendner, rechts die Bearbeitung der Video-Künstlerin Betty Mü. (Montage donumenta e.V., Beitragsfoto Stefan Effenhauser)

#cordonhaus – Harmonie der Gegensätze

Yvonne Andreini, Robert Dufter, Kai Schiemenz. Es ist faszinierend, wie im Cordonhaus mit jeder neuen Ausstellung ein neuer Raum entsteht. Dieses Mal führen drei künstlerische Positionen einen Dialog über Form, Farbe und Raum. Und während die beschwingt lebendige Malerei Yvonne Andreini mit den strengen Farbkompositionen Robert Dufters und den verwegenen Glasskulpturen von Kai Schiemenz diskutiert, stehen wir mitten drin in diesem Raum, der sich mit jedem Schritt, jedem Sonnenstrahl und mit jeder Perspektive verändert. Bis zum 30. März in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham.

Die ausgestellten Werke verbinden sich in dieser Ausstellung zu einer spannungsvollen Erzählung über Struktur, Ästhetik und das Zusammenspiel von Kunst und Umgebung. „Die Arbeiten der drei laden dazu ein, die Grenzen zwischen Malerei, Skulptur und Architektur auszuloten und die Wechselwirkung von Material und Wahrnehmung zu erforschen“, findet Anjalie Chaubal. Die Leiterin der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham hat die Ausstellung kuratiert. Die drei Künstler*innen stellen zum ersten Mal gemeinsam aus. Alle drei sind an der räumlichen Wirkung ihrer Werke interessiert. In der Ausstellung beziehen sich ihre Werke aufeinander.

Robert Dufter mit Malerei von Yvonne Andreini und Glasarbeiten von Kai Schiemenz (Foto Julia Weigl-Wagner)

Kalkül und Zufall

Yvonne Andreini arbeitet in ihren futuristisch anmutenden großformatigen Gemälden mit Staffelungen. So schafft Andreini abstrakte Räume von unendlicher Tiefe. Der Rhythmus kreisender Bewegungen strukturiert Yvonne Andreinis ebenso lebendige wie feinsinnige Malerei. Als seien sie künstlerisch verwandt, bedient sich Robert Dufter eines ähnlichen Farbenspektrums wie Andreini und kommt doch zu einer völlig anderen Wirkung.

Der studierte Ingenieur für Druckereitechnik näherte sich der Farbe methodisch, um daraus emotionale Wirkung abzuleiten. Er interessiert sich für Johannes Itten und die Farbenlehre am Bauhaus. Als Ausdrucksform hat sich Dufter ein hochkomplexes System aus Farbkarten angelegt, das er als Farbvokabular in seine Kunst einbringt.

Kai Schiemenz im Gespräch mit Robert Dufter – Glasskulpturen von Schiemenz und Gemälde von Dufter (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Kai Schiemenz‘ virtuoser Umgang mit dem Werkstoff Glas ist sensationell. Ganz anders als Dufter lässt Schiemenz den Zufall als Mitgestalter gelten. In Grün und leuchtendem Blau ahmen seine Glassteine die steinerne Struktur von Basaltsäulen nach. Fragil wirkt ein aus farbigem Glas geblasener Turm aus Quadern.

Yvonne Anreini wurde 1985 in Rom geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee in Berlin bei Prof. Hanns Schimansky und wurde dessen Meisterschülerin. 2008 erhielt sie den DAAD-Preis für die beste ausländische Studentin.

Robert Dufter, 1969 in Traunstein geboren, besuchte die FH München und wurde Ingenieur für Druckereitechnik. Neben seinen zweidimensionalen Bildkompositionen arbeitet das Vorstandsmitglied des Kunstvereins Traunstein e.V. an Konzepten für Kunst im Öffentlichen Raum und erhielt dafür Preise. Dufter lebt und arbeitet in Siegsdorf.  

Kai Schiemenz, Jahrgang1966, wurde in Erfurt geboren und studierte 1990-1991 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 1992-1998 Visual Cultural Studies an der Universität der Künste, Berlin und wurde 1999 Meisterschüler bei Professor Lothar Baumgarten an der UdK Berlin. 2005 folgte das Villa Aurora Stipendium, Los Angeles, USA, 2006 ein  Arbeitsstipendium der Stadt Madrid, schließlich, 2010, ein New York-Stipendium der Senatskanzlei Berlin Kulturelle Angelegenheiten, USA. Schiemenz lebt und arbeitet in Berlin.

Die Ausstellung „Räume im Wandel“ ist bis zum 30. März 2025 in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham zu sehen. Mittwoch bis Sonntag / Feiertage: 14.00 – 17.00 Uhr, Donnerstag: 14.00 – 19.00 Uhr

Beitragsbild: v.l. Kai Schiemenz, Anjalie Chabal und Robert Dufter (Foto: Julia Weigl-Wagner)

#lebensgeschichte – Margot Luf: Buch und Ausstellung

Wenn die Münchner Künstlerin Margot Luf am 15. März ihren 80. Geburtstag feiert, ist bei den Kunstpartnern in Adlmannstein der Tisch reich gedeckt. Bei der Geburtstagsausstellung „Margot Luf zum 80.“ (18. Mai bis 15. Juni 2025) in der Galerie von Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler, wird auch die von mir verfasste Margot-Luf-Biografie „Ein Sterntalerleben“ vorgestellt.

Ich freue mich darauf, dass dann neben den Bronze-, Papier- und Keramik-Arbeiten der vielseitigen Künstlerin auch Werke der künstlerischen Wegbegleiter zu sehen sein werden: Lothar Fischer (1933 – 2004), Mitglied der Gruppe SPUR und Stefan Moritz Becker (1958 – 2013). – Bald erscheint auch meine Max-Bresele-Biografie „Der Idyllenstörer“, herausgegeben im Auftrag des Kunstvereins Weiden e.V.. Das Buch wird momentan von Florian Toperngpong grafisch gestaltet. Er entwarf auch die sinnenfrohe Aufmachung von Margot Lufs „Sterntalerleben“.

Beitragsfoto: Uwe Moosburger / Altrofoto

#lebensgeschichte – Abschied von Christa Meier

Christa Meier lebt nicht mehr. Am vergangenen Mittwoch, den 18. Dezember, verabschiedeten sich Freunde und Wegbegleiterinnen aus Politik und Gesellschaft in einem Trauerakt im Historischen Reichsaal im Alten Rathaus der Stadt Regensburg von der früheren Oberbürgermeisterin, die am 1. Dezember 2024 verstorben war. Rednerinnen und Redner bemerkten unisono: Christa Meier war ihrer Zeit voraus.

Das Bild dieses Beitrags zeigt Christa Meier als Fotografin. Es stammt aus dem Jahr 1990. Christa Meier war soeben zum ersten weiblichen Stadtoberhaupt einer Bayerischen Großstadt gewählt worden. Hinter diesem Tor führt eine steile Treppe zum Historischen Reichsaal. Letzten Mittwoch begleiteten dort 50 Domspatzen den Trauerakt für Christa Meier. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hob Christa Meiers vorausschauende und progressive Politik hervor und betonte ihre zugewandte Art als Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg. Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Dr. Thomas Burger ließ Meiers 48 Jahre als Stadträtin Revue passieren.

Zum Abschluss der Trauerfeier durfte ich an Christa Meiers Kindheit erinnern. Ich las aus dem Kapitel „Bandenführerin“ ihrer Biografie. Im Alter von acht, neun, zehn, elf und zwölf Jahren war Christa Meier die Anführerin einer Kinderbande, unerschrocken, mutig und voller Energie. – Die Kraft dieses Mädchens wünsche ich allen Frauen, die Christa Meier als Politikerinnen nachfolgen.

„Bandenführerin“ – Kapitel aus Christa Meiers Biografie „Vorausgehen“ – Foto: Stefan Effenhauser/Stadt Regensburg