#lebensgeschichte – Abschied von Christa Meier

Christa Meier lebt nicht mehr. Am vergangenen Mittwoch, den 18. Dezember, verabschiedeten sich Freunde und Wegbegleiterinnen aus Politik und Gesellschaft in einem Trauerakt im Historischen Reichsaal im Alten Rathaus der Stadt Regensburg von der früheren Oberbürgermeisterin, die am 1. Dezember 2024 verstorben war. Rednerinnen und Redner bemerkten unisono: Christa Meier war ihrer Zeit voraus.

Das Bild dieses Beitrags zeigt Christa Meier als Fotografin. Es stammt aus dem Jahr 1990. Christa Meier war soeben zum ersten weiblichen Stadtoberhaupt einer Bayerischen Großstadt gewählt worden. Hinter diesem Tor führt eine steile Treppe zum Historischen Reichsaal. Letzten Mittwoch begleiteten dort 50 Domspatzen den Trauerakt für Christa Meier. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hob Christa Meiers vorausschauende und progressive Politik hervor und betonte ihre zugewandte Art als Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg. Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Dr. Thomas Burger ließ Meiers 48 Jahre als Stadträtin Revue passieren.

Zum Abschluss der Trauerfeier durfte ich an Christa Meiers Kindheit erinnern. Ich las aus dem Kapitel „Bandenführerin“ ihrer Biografie. Im Alter von acht, neun, zehn, elf und zwölf Jahren war Christa Meier die Anführerin einer Kinderbande, unerschrocken, mutig und voller Energie. – Die Kraft dieses Mädchens wünsche ich allen Frauen, die Christa Meier als Politikerinnen nachfolgen.

„Bandenführerin“ – Kapitel aus Christa Meiers Biografie „Vorausgehen“ – Foto: Stefan Effenhauser/Stadt Regensburg

#lebensgeschichte – Mit geschmuggelten Zeitschriften gegen das Naziregime

Den relevantesten politischen Widerstandskreis Ostbayerns während der Naziherrschaft würdigt eine neue Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung– „Der Literaturschmuggel – Sozialdemokratischer Widerstand in Ostbayern“.

In den Interviews des Autors Thomas Muggenthaler werden fünf Sozialdemokrat_innen lebendig. Sie stehen beispielhaft für viele, die mit der Verbreitung sozialdemokratischer Schriften Widerstand gegen die Gleichschaltung leisteten. Die Widerständler_innen stammten aus Familien, in denen die Sozialdemokratie eine große Rolle spielte. Für ihre Überzeugung und ihren Mut bezahlten sie mit Zuchthausstrafen, Moorlager und KZ. Ihre politische Haltung bestimmte ihren Alltag.

Familienbande der Arbeiterkinder

„Wir sind mit dem Bewusstsein aufgewachsen, Arbeiterkinder zu sein“, erklärt der Eisenbahnersohn, spätere Regensburger Bürgermeister Hans Weber und Bundesvorstand der 1979 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft ehemals Verfolgter Sozialdemokrat_innen“. 1933 sollte er hauptamtlicher Jugendsekretär der SPD werden. Dann durchkreuzten die Nazis mit Machtergreifung, Gleichschaltung und SPD-Verbot diesen Plan.

„Das ist halt von der Familie her so in mir gewesen, dass ich für die SPD war und dann hat man da mitgemacht,“ formulierte Martha, Hans Webers damalige Freundin und spätere Ehefrau. „Weil der Hitler Krieg wollte und weil man anständige Leute wie Verbrecher behandelt“, so beschrieb Helene Joringer aus Straubing ihre Motivation, Widerstand zu leisten. Sie war die Tochter des ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Josef Laumer. Auch Josef und Franz Mörtl, die Söhne des Porzellandrehers und Weidener SPD-Stadtrats Franz Mörtl sen., wurden bereits früh in das politische Leben ihres Vaters eingebunden.  

Getarnte Titel

In den Interviews mit Thomas Muggenthaler beschreiben die fünf Personen stellvertretend für viele andere, wie sie auf Fahrrädern, zu Fuß oder als Mitfahrer_innen in Lieferwägen die verbotenen Schriften schmuggelten. Unter Lebensgefahr schafften sie die sozialdemokratischen Zeitschriften, darunter „Neuer Vorwärts“ und „Sozialistische Aktion“ im Kleindruck von Prag in die Oberpfalz und nach Niederbayern. Die Schriften wurden im Prager Exil der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) gedruckt und unter Tarntiteln über die grüne Grenze zwischen Prag und Ostbayern vertrieben. Das Prager Manifest beispielsweise trug den Titel „Die Kunst des Selbstrasierens“.

Die Zeitzeugen beschreiben auch, wie ihr Widerstandsring gesprengt und sie zu Haftstrafen verurteilt und ins Moorlager (Hans Weber) oder nach Dachau ins KZ (Franz und Josef Mörtl) verschleppt wurden. „Ich war ein Moorsoldat“, sagte der 2003 verstorbene Hans Weber über sich und dass die Nazis seine Überzeugung nicht brechen konnten.

Politisches Gedenken

In der vorliegenden Publikation wird der Widerständler_innen Hans und Martha Weber aus Regensburg, Helene Joringer aus Straubing sowie Franz und Josef Mörtl aus Weiden gedacht. Die Portraits dieser fünf Personen und ihrer Familien tragen dazu bei, die Kultur der Erinnerung aufrecht zu erhalten und undemokratischen Strömungen entgegenzuwirken.

„Historisches Arbeiten und Erinnern versteht die Friedrich-Ebert-Stiftung nie als Selbstzweck, sondern als Voraussetzung für verantwortungsbewusstes Handeln. Demokratiefähigkeit, Erinnerungsbereitschaft, Schuld- und Verantwortungsbewusstsein gehören unmittelbar zusammen“, schreiben Simone Reperger und Eva Nagler im Vorwort der besprochenen Publikation.

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) schreibt über die neue Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung: „Die Lebensläufe zeigen, wie überaus mutig es ist, für seine demokratischen Ideale einzustehen und zu kämpfen. Diese Menschen sollten uns allen ein Vorbild sein. Denn auch heute, hier und jetzt müssen wir uns für eine starke Demokratie einsetzen und sie gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen schützen.“

Vergessene Held_innen

Besonders wirksam zeigt sich Erinnerung, wenn Betroffene ihr persönliches Schicksal schildern. In seinem Buch über den Literaturschmuggel lässt Autor Thomas Muggenthaler fünf „vergessenen Held_innen“, wie er sie selbst nennt, in ausführlichen Interviews selbst zu Wort kommen. Um die Geschichte von Widerstand und Verfolgung möglichst gut nachvollziehen zu können, sind die ebenso persönlichen wie informativen Gespräche angereichert mit historischen Recherchen, Archivmaterial und persönlichen Fotografien.

Autor Thomas Muggenthaler

Thomas Muggenthaler (*1956) ist Journalist und Autor. Seit seinem Politikstudium beschäftigt er sich mit der Zeit des Nationalsozialismus. Seine langjährigen und zahlreichen multimedialen Arbeiten sind wichtige Beiträge zur Aufarbeitung. Er wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Regensburg, dem Bayerischen Fernsehpreis und zweimal mit dem Deutsch-Tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Für seinen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus erhielt er im Sommer 2024 das Bundesverdienstkreuz.

Download der Publikation unter https://nextcloud.fes.de/nc/s/ATrq4kPkS7zmEjQ




#cordonhaus – Wie Künstler*innen mit der KI experimentrieren

„künstlich<echt>künstlich“ ist die erste Ausstellung in Ostbayern, die sich umfassend mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Bis zum 19. Januar 2025 zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus Cham die Schau, für die Roul Kaufer Künstler*innen aus ganz Deutschland holte, von denen er sich vorstellen konnte, dass sie die Künstliche Intelligenz (KI) in ihre Arbeit integrierten. Seine Ausstellung mit neun Künstler*innen fragt: Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Kunst? Es ist die allererste Ausstellung in Ostbayern, die sich umfassend mit Kunst und KI beschäftigt.

Manche der beteiligten Künstler*innen experimentierten zum ersten Mal mit KI. Gemeinsam brachten sie sich beim Workshop im Technologie-Campus CHam der Technoschen Hochschule Deggendorf auf den neuesten Stand der Technik.

Kurator Raoul Kaufer, selbst Bildender Künstler fragt: Können Künstliche Intelligenzen Kunst erschaffen? Ist das, was sie hervorbringen überhaupt Kunst? Wenn ja, ist sie echt oder falsch oder schlicht ein Surrogat? Welche Art von Faktizität, Authentizität, Originalität, Individualität wohnt der Künstlichen Intelligenz inne? Und wie steht es mit Ausdruck, Stil, Autoren- und Urheberschaft der Künstler, die KI nutzen?

Mit der Ausstellung „künstlich<echt>künstlich“ im Cordonhaus eröffnet der Kurator neun ausgesuchten Künstler*innen aus ganz Deutschland die Möglichkeit, sich über diese Fragen miteinander sowie mit Besucher*innen auszutauschen. Experten steuern im Begleitprogramm wichtige Fakten, Trends und technische Innovationen bei.

Werke mit und ohne KI

Für die Ausstellung, die am 9. November in der Städtischen Galerie Cordonhaus eröffnet wird, wählte Raoul Kaufer Künstlerinnen und Künstler, die KI bereits in ihre Arbeitsroutine integriert haben oder das zum ersten Mal tun, aber auch Arbeiten aus ihrer künstlerischen Arbeit vor KI vorstellen. Daraus ergibt sich die große Spannung von „künstlich<echt>künstlich“. Besonders reizvoll an der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von Arbeiten mit und ohne KI bei jedem teilnehmenden Künstler.

Mit und ohne KI

Zu den teilnehmenden Künstler*innen gehören so schillernde Persönlichkeiten, wie Boris Eldagsen (Berlin), der 2023 den Sony World Photography Award ablehnte, weil er ein KI-generiertes Bild eingereicht hatte. Seine heute ikonische Promptografie „PSEUDOMNESIA | The Electrician“ wurde zu einem der berühmtesten Bilder des Jahres. Eldagsen arbeitet mit Fotografie, Video, Installation und KI. Er ist Lehrbeauftragter und Gastprofessor an internationalen Bildungseinrichtungen und bekannt durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Boris Eldagsen, PSEUDOMNESIA I | The Electrician, Promptografie, 2022, ©Boris Eldagsen, courtesy: Photo Edition Berlin
Boris Eldagsen, PSEUDOMNESIA I | The Electrician, Promptografie, 2022, courtesy: Photo Edition Berlin

Ornella Fieres (Berlin) schuf ein vollkommen künstliches Video, das Landschaften nach der Vorstellung der Künstlerin zeigt und dazu die Geschichte einer Familie erzählt. Alles, was sie zeigt, wurde von der KI nach ihren Vorgabe als Film umgesetzt. Ihre Landschaften sehen täuschend echt aus. Fieres‘ Thema ist eine Welt von gestern, gesehen durch die Brille der Algorithmen von heute. Sie bearbeitet Fotografien aus Nachlässen oder filmisches Archivmaterial mit Künstlicher Intelligenz und transferiert es so in die Gegenwart. Ihre Multimedia-Installationen wurden unter anderem im Centre Pompidou in Paris, an der School of the Art Institute of Chicago und im Kunstverein Speyer ausgestellt.

Ornella Fieres, It seems to capture the beauty and majesty of nature, 2023, ©Ornella Fieres,courtesy SEXAUER Gallery
Ornella Fieres, It seems to capture the beauty and majesty of nature, 2023, courtesy SEXAUER Gallery

Michael Franz (Berlin) legt einen Kalender mit Monatsblättern vor. Die nach seinen Prompts entstandenen Bilder der KI zeichnet er mit Buntstift nach und schafft so eine anregende Spannung zwischen analoger Technik und Künstlicher Intelligenz. Das Gros seiner Arbeiten handelt vom ästhetischen Zusammenspiel unterschiedlicher Arbeitstechniken. Dabei analysiert Franz sowohl gesellschaftliche, ökonomische und politische Entwicklungen wie auch die Herstellungs- und Vertriebslogik zeitgenössischer Kunst. Er lehrt an den Kunsthochschulen Leipzig und Nürnberg.  

Michael Franz, 2025 (Juni), 2024, ©Michael Franz
Michael Franz, 2025 (Juni), 2024

In einem großen Tableau stellt Johannes Franzen (Frankfurt a. M.) seine Arbeiten mit und ohne KI gegenüber. Das Auge ruht auf den verschiedenfarbigen Kühen und Bergen aus der Zeit bevor sich Franzen des Instruments der Künstlichen Intelligenz bediente und springt schließlich überrascht von einer KI-Kreation zur nächsten. Franzen macht sich das Prinzip des Generatoiven seit den frühen 2000er Jahren zunutze. Seit 2020 ist die generative KI zu sein bevorzugtes Werkzeug. Die daraus resultierenden konzeptuellen Werke überschreiten den Raum des Bildhaften. Franzen war Meisterschüler bei Peter Kubelka an der Städelschule in Frankfurt a. M. und in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.

Johannes Franzen, alles+, 2023, ©Johannes Franzen
Alles KI: Johannes Franzen, alles+, 2023

Zita Habarta (München) hat sich in langen Experimentreihen am Computer einen digitalen Baukasten geschaffen, mit dem sie Informationen der uns umgebenden Welt transferiert, um daraus Neues zu entwickeln. Mit Hilfe der KI bringen ihre 2-D-Grafiken noch mehr Dreidimensionalität. Ihre Werke werden im In- und Ausland gezeigt.

Zita Habarta, ROD Cy-5#AI 33, 2024, ©Zita Habarta
Zita Habarta, ROD Cy-5#AI 33, 2024

Barbara Herold (München) gehört zu den Künstler*innen, die aus dem um die KI vergrößerten Werkzeugkasten schöpfen. Dabei wirken traditionelle Techniken nach. Durch ausgeklügelte Prompts generiert Herold die für sie so charakteristischen konstruktivistischen Bildwerke. Sie schöpft aus dem Vollen, wenn sie sie schließlich als Siebdrucke präsentiert. Barbara Herold arbeitet sowohl als Solo-Künstlerin als auch in Koproduktionen an den Schnittstellen von Mensch und Maschine, Natur und Künstlichkeit. Für ihre Simulationen und spielerischen Systeme nutzt sie Animation, Grafik, Installation und digitale Formate. Sie entwickelt unter anderem Apps für mobile devices, die u. a. als geobasierte Augmented-Reality-Installationen in München, Würzburg, Esslingen und Wien zu erleben sind. Ihre Medienkunst wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Barbara Herold, “SPACER” / HALF-CAB TS machine parts 2003, ©Barbara Herold / VG-Bild-Kunst, Bonn
Barbara Herold, “SPACER” / HALF-CAB TS machine parts 2003

Raoul Kaufer (Regensburg) hat für die Ausstellung einen Roboterarm von der KI programmieren lassen und seine eigenen Bewegungsmuster zugrunde gelegt. Jetzt agiert der um den Roboterarm imaginierte Maler (runder Kristallspiegel) zwischen Modell (Besucher*innen der Ausstellung) und Leinwand (Kristallspiegel auf Staffelei) hin und her und schafft sich seine eigenen Bilder. In einer weiteren Arbeit legt Kaufer der Bilderstellungs-KI Midjourney eigene computergenerierte Grafiken vor und weist sie an, Figuren daraus zu erstellen. Das Ergebnis ist eine phantastische Mode-Fotostrecke: Futuro-Retro. Diese stellt Kaufer nun ChatGbT vor, um den Figuren Namen zu geben und sie möglichst treffend zu beschreiben. Das Ergebnis ist ein weiterer Beitrag zu den Werkserien Kaufers, die durchweg auf Kenntnissen der Medien- und Kunstgeschichte, Philosophie, Semiotik und Ökonomie zurückgreifen – neuerdings mit KI. Er nutzt dafür sowohl analoge als auch digitale Techniken, die sich in unterschiedlichen räumlichen und sozialen Kontexten mittels Installationen, Interventionen, Bildern und Objekten spiegeln.

Raoul Kaufer, „FUTURORETRO_Model Olinara“, 2024, ©Raoul Kaufer
Raoul Kaufer, „FUTURORETRO_Model Olinara“, 2024

Michaela Lautenschlager (Regensburg) arbeitet in der Ausstellung mit einem interaktiven Gesichtserkennungstool, das Emotionen darstellt. Glückliche Gesichter, die sich der KI vorstellen, erscheinen in einem Rahmen aus überwiegend gelben Punkten. Verärgerte umkreist pures Stoppschild-Rot. Die vielseitig interessierte Künstlerin arbeitet mit digitalen Datenspuren (z. B. der Stadt Regensburg) und macht diese in Bild und Installation sichtbar. Sie studierte an der TU München Landschaftsarchitektur und absolvierte danach ein weiteres Studium als Kommunikationsdesignerin. 2021 erhielt sie das Stipendium „Junge Kunst und neue Wege“ des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Michaela Lautenschlager, Bildwurzel, Serie Japan, Nr. 11, 2022, ©Michaela Lautenschlager
Michaela Lautenschlager, Bildwurzel, Serie Japan, Nr. 11, 2022

Roland Schappert (Köln) ist Essayis, Bildender Künstler und Musiker. Für seine Plattencover nutzt er regelmäßg die KI. Witzig, schräg und schön, was dabei herauskommt. Mit und ohne KI arbeitet im Spannungsfeld gesellschaftspolitischer Fragestellungen und beschäftigt sich u. a. mit der Bedeutung von Kunst, kreativen Prozessen und KI im gesellschaftlichen Wandel. Seiner Arbeit „Fiction“ mit der Anmutung eines Goldmosaiks liegt eine Kugelschreiber-Kritzelei zugrunde, die hochvergrößert wurde, bis die Pixel Mosaikgröße erreichten. Dafür war keine KI notwendig. Als Bildender Künstler entfaltet er mit analogen und digitalen Medien eine spezifische Bildwerdung der Schrift, die sich für Dialogvielfalt einsetzt. Parallel zu seinen Ausstellungen im In- und Ausland veröffentlicht er als Autor hybride Textformen, Lyrik sowie Essays, u. a. regelmäßig im Kunstforum International.

Roland Schappert, o. T. (FICTION), 2023, ©R. Schappert und VG Bild-Kunst
Roland Schappert, o. T. (FICTION), 2023

Beitragsfoto: Julia Weigl-Wagner

#donumenta – Videokunst im öffentlichen Raum

Diese Videokunst macht glücklich. In konsumierbare Häppchen geschnitten überrascht sie en passant. Man kommt immer wieder. Ab 9. Oktober vier Wochen lang an der Universität Regensburg (Forum) und im November im Donaueinkaufszentrum.

Mit seiner Video-Säule bringt der donumenta e.V. gemeinsam mit Kurator Raimund Ritz ein neues Format in den öffentlichen Raum. Bis November zeigt das Programm zeigt überraschend geschnittene Sequenzen aus Kunstvideos von Studierenden der deutschen Kunst- und Filmhochschulen.
 
Es ist für alle ein Novum. Im öffentlichen Raum begegnen uns bisher vor allem Werbefilme. Jetzt installiert der donumenta e.V. zum ersten Mal eine Videosäule für Kunstfilme im öffentlichen Raum – ein Experiment für Künstler*innen, Kurator und   donumenta. Kurator Raimund Ritz ist gespannt. In einem geschlossenen Raum wie dem Kino seien die Bedingungen für den Filmgenuss doch optimal. Vorteile, die es im öffentlichen Raum nicht gibt und doch fasziniert ihn die Idee des donumenta ART LAB on Screen: „Der Zufall spielt eine große Rolle: wie laut oder wie konzentriert ist es gerade? Wo steigt der Betrachter bei einer im Loop abgespielten Installation ein? Haben wir etwas verpasst?“
 
Wenn Kunst zum Betrachter kommt 
Die beteiligten Künstler*innen lassen sich darauf ein, dass der öffentliche Raum die Kunst verändert. Drei Monate werden Kunstvideos über die hochformatigen Screens der dreiseitigen donumenta-Video-Säule flimmern. Bei einbrechender Dunkelheit werden sie die Szenerie am Kohlenmarkt, am Campus der Universität und im Donaueinkaufszentrum verändern und ihre Fans finden.
 
Hochformat und Experiment
Am Anfang war das Smartphone und drehte den Experimentalfilm aus der Horizontalen in die Vertikale. Das verändert Blick, Perspektive und Inhalt. Neun hochformatige Filme von Studierenden der Kunst- und Filmhochschulen in Deutschland laufen drei Monate lang an drei Plätzen im Stadtraum.
 
„Dreaming Bodies“ heißt der Streifen von Vivian Bausch und Ella Knorz. Die Protagonistin dieses Filmes beobachtet sich mit einer Wärmebildkamera. So werden Gefühle und Empfindungen sichtbar. Neugier, Unsicherheit, Verletzlichkeit oder gar Angst werden durch die Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera verstärkt. Sie eröffnen eine zusätzliche Dimension der Wahrnehmung. Auf überraschende und poetische Weise lenken sie so den Fokus auf verborgene, im Grunde nicht filmbare körperliche Empfindungen. Die Autorinnen dieses Films studieren an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit 2020 drehen sie gemeinsam. Als Kamerafrauen waren sie mit dem Spielfilm „Para:Dies“ für den Max Ophüls-Preis 2022 nominiert.
 
In seiner Videoinstallation „Scalalogia“ beobachtet Emil Silvester Ahlhelm mit unbewegter Kamera Menschen, die in gleicher Richtung zu besonderen Orten oder Ereignissen strömen. Der langsame, bedächtige Fluss der Bilder lässt nur erahnen, aus welchem Grund die Menge in Bewegung ist. Die Dynamik der Menschen auf den Treppen erinnert an Blutkreisläufe oder Industriestraßen, in denen lebenswichtige Stoffe transportiert und wichtige Waren produziert werden. Der angehende Filmemacher studiert Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
 
Der Film „Love at First Byte“ der Schwestern Felizitas und Theresa Hoffmann nutzt die Überwachungsbilder der Londoner U-Bahn und erzählt mit Hilfe des neu geordneten Videomaterials die abstrakte Geschichte rund um den Fahrgast 061651774505 durch das Transportsystem der Millionenstadt London. Die Video-Arbeit geht zurück auf Theresas Anfragen bei verschiedenen Organisationen in London. Sie wollte herausfinden, welche persönlichen Daten über sie gespeichert, verwendet und geteilt werden. Theresa Hoffmann studierte Schauspiel in London, Felizitas Hoffmann Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
 
„Alltagsnotizen“ ist die Videoinstallation von Hans Wagner, montiert aus unzähligen Schnappschüssen, die den Fotobibliotheken der Mobiltelefone entnommen sein könnten. Sie zeigt alltägliche Beobachtungen des Künstlers. Auf den ersten Blick sind es gewöhnliche Alltagsaufnahmen. Innerhalb von wenigen Sekunden verwandeln sie sich dramatisch und erzeugen ungeahnte Spannung. Hans Wagner studiert an der Akademie der Bildenden Künste München Fotografie.  
 
Der Kurzfilm „Flight To Nowhere“ ist eine Arbeit von Katharina Rabl. Mit dem Handy aus verschiedenen Perspektiven erzählt, thematisiert sie den Eskapismus der Passagiere in Zeiten globaler Krisen. Der vermeintlich unterhaltsame Rundflug macht die Fluggäste zu ohnmächtigen Zeugen ihres eigenen Lebensstils. Katharina Rabl ist freie Autorin und Regisseurin. Sie studiert seit 2016 Dokumentarfilmregie an der an der Hochschule für Fernsehen und Film München. 2020 gewann sie den Preis der deutschen Filmkritik und den Tenk Award für „Dead Sea Dying“.
 
Der Experimentalfilm „Caring Co-Existence“ von Katharina Schnekenbühl, Lea Geerkens und Mariella Maier geht der Beziehung zwischen Mensch und Taube nach und fragt nach der Bedeutung für beide.
Katharina Schnekenbühl studiert seit 2018 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München, Lea Geerkens verbindet seit 2021 Kunst und Bildung an der Akademie der Bildenden Künste in München und Mariella Mair bringt ihre interdisziplinäre Expertise in Philosophie und Kunst ein.
 
„Staubfängerin“ heißt die Videoinstallation von Laura Sophia Rentz. Die Filmemacherin beschäftigt sich in ihrem Projekt mit der Bedeutung von Zeit im Medium Film und wie darin Vergangenheit und Veränderung wahrgenommen werden. Aus welchem Material besteht ein Körper? Kann er aufgelöst und wieder zusammengesetzt werden? Ist dieser Prozess auch auf das Vergangene, auf eine Erinnerung übertragbar? Ist es möglich, eine unverfälschte Erinnerung oder ein unveränderliches Bild der Vergangenheit zu bewahren? Laura Sophia Rentz studiert an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn Kunsttherapie.
 
In „Farbstill I & II“ untersucht Lina Killinger die Bewegung und Konsistenz von Farbpigmenten in einem mit Wasser gefüllten Aquarium. Durch Heranzoomen öffnet sie den Blick auf sonst verborgene Vorgänge wie Verdichtung, Ausbreitung und Auflösung. Das sich ständig verändernde Bildmaterial erinnert an organische Abläufe, an den ständigen Kreislauf von Entstehen und Vergehen, Trennen und Verbinden. Lina Killinger studierte Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München und setzt ihr Studium ab dem kommenden Semester in der Glasklasse der Académie de Strasbourg fort.
 
„Close up“ von Anja Verbeek von Loewis teilt mit uns den sonst verborgenen Blick einer Malerin während des Malens. Verbeek von Loewis macht uns zu Zeugen dieses kreativen Prozesses. Beim Zuschauen erleben wir Momente des Entstehens und Augenblicke der Zerstörung, wenn bereits fertig geglaubte Strukturen übermalt werden oder wie aus dem Nichts neue Formen und Zusammenhänge entstehen. Anja Verbeek von Loewis studiert an der Akademie der Bildenden Künste München.
donumenta.de
Information: Künstlerinnen: Vivian Bausch und Ella Knorz, Emil Silvester Ahlhelm, Felizitas Hoffman und Theresa Hoffmann, Hans Wagner, Katharina Rabl, Katharina Schnekenbühl mit Lea Geerkens und Mariella Maier, Laura Sophia Rentz, Lina Killinger, Anja Verbeek von Loewis
Kurator: Raimund Ritz, München
Ort: Kohlenmarkt, Regensburg

Weitere Ausstellungsorte 2024: 
ab 09. Oktober 2024: Forum der Universität Regensburg
ab 05. November 2024: Donau-Einkaufszentrum Regensburg
Foto: Minh Chau Truong

#Cordonhaus – Morsende Kronleuchter

Morsende Kronleuchter

Rauminstallationen von Stefanie Unruh im Cordonhaus

Die Städtische Galerie im Cordonhaus Cham zeigte einmal mehr, was Kunst kann – fesseln, begleiten und Gespräche anregen. Selten kamen so viele Gäste über die Kunst ins Gespräch, deren Teil sie bei der Ausstellungseröffnung am Samstag wurden. Noch bis zum 3. November zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus „Works“ mit Arbeiten der Münchner Künstlerin Stefanie Unruh. Sie handeln vom Dickicht der Städte, vom Frieden, vom Krieg und von der Inspiration.

Im 13. Jahrhundert als Zehentstadel des Klosters Reichenbach errichtet, fungierte das Cordonhaus im 19. Jahrhundert als Militärposten. Das Gebäude atmet Geschichte und ist vom White Cube weit entfernt. Umso herausfordernder für Künstlerinnen und Künstler, den historischen Räumen mit Rauminstallationen zu begegnen. Stefanie Unruhs assoziativer Zugang führt zu ebenso überraschenden wie inspirierenden Bildern. Dabei geht es um existenzielle Fragen, um Wahrnehmung und um Bedeutung – kuratiert von Simone Seifert.

So entsteht Inspiration

Schon im Foyer der Städtischen Galerie nehmen Künstlerin Stefanie Unruh und Kuratorin Simone Seifert Ausstellungsbesucherinnen und -besucher mit auf eine besondere Reise. Sie gehen der Frage nach: Wie entsteht künstlerische Inspiration? Die Installation „bric à brac“ gibt Aufschluss. Sie zeigt Fotos, Tiere, Uhren, Zeichnungen, Badekappen, schließlich all die kleinen Dinge, die sich im kreativen Prozess zu Stefanie Unruhs Werken zusammensetzen und sich vom Zwei- ins Drei-Dimensionale vergegenständlichen. „bric á brac“ ist eine sehr persönliche Arbeit der Künstlerin.  

Baustelle Menschlichkeit

Die Baustelle ist für Stefanie Unruh Metapher für das Verschwinden des Menschlichen. Wenn Baugruben abgesperrt, Brachen dem Zufall entrissen und Möglichkeitsräume aufgelöst werden, stellt sich die Frage nach der menschlichen Dimension. Stefanie Unruhs Installation zeigt ein vielschichtiges Bild des Phänomens Verdichtung im urbanen Raum. Bauzaunsegment für Bauzaunsegment hangelt es sich entlang an der zentralen gesellschaftlichen Frage: Wie wollen wir leben? Und, weniger offen: Formen wir die Stadt oder formt sie uns? Zwischen Drucken auf Stoff, Bauzaunelementen, Videos und großformatigen Fotografien, finden Besucherinnen und Besucher ihren Weg aus dem Dickicht der Städte.

Der Leuchter stürzt

Seit vielen Jahren arbeitet Unruh mit Sprache und Zeichen. Sie sind feste Elemente in ihren Werken. Im zweiten Raum im Cordonhaus hängen Kronleuchter von der Decke. Einer liegt zerborsten am Boden. – Der Kronleuchter, Sinnbild gediegener Bürgerlichkeit, über Generationen vererbt, schillernd, strahlend, freundlich, hell. Er hängt an der Decke bis diese birst, der Haken bricht, der Leuchter stürzt. Längst sind bürgerliche Gemütlichkeit und der Frieden in Europa in Gefahr. Kronleuchter morsen das Alphabet des Krieges und konterkarieren den Frieden. In diesem Raum verweisen zwei weitere Skulpturen auf dieses Thema. „Athene“, die griechische Göttin der Weisheit, der Strategie und des Krieges, nennt die Künstlerin eine gepolsterte Badekappe, aus der spitze Stecknadeln ragen. Mit Goldfarbe bestrichenes Japanpapier zeigt japanische Familienwappen und mit Schreibmaschine geschriebene Berichte von Frauen, die morgens ihre Männer verabschiedeten, die am Abend nicht wieder nach Hause kamen. Das Werk trägt den Titel „6.8.1945“, das Datum des Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Die Künstlerin Stefanie Unruh

Geboren in Hamburg lebt und arbeitet Stefanie Unruh heute in München. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der School of Visual Arts in New York. ihre Vita umfasst zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Rauminstallationen und Kunst im öffentlichen Raum. Von 2000 bis 2005 war Stefanie Unruh an der Städtischen Kunstkommission „Quivid“ für Kunst im Öffentlichen Raum am Baureferat der Landeshauptstadt München beteiligt.  

Stefanie Unruh – WORKS

bis zum 03.11.2024

Die Ausstellung kuratierte Simone Seifert.

JW2/ 16.09.2024

#donumenta – Mehrgängiges visuelles Festmahl

Die frühneuzeitlichen Gobelins im Historischen Museum der Stadt Regensburg erfahren durch die Linse zweier Wiener Künstlerin eine neue Bedeutung – im donumenta ART LAB on the Move im Regensburger Stadtosten an der Kreuzung Straubinger Straße / Kastenmaierstraße.

Das Werk von Gabriele Edlbauer und Julia S. Goodman heißt “And Now a Few Words From Our Sponsors“ (dt. Und nun ein paar Worte von unseren Sponsor*innen”). In diesem anspielungsreichen Werk geht um Essen, Geld und Konsum.

Hommage an historische Wandteppiche

Wie die farbigen Fäden in einem Wandteppich, weben die Wiener Künstlerinnen Gabriele Edlbauer und Julia S. Goodman in ihren Arbeiten Erzählstränge aus Populärkultur, Kunstgeschichte und Alltag ineinander. Ihr aktuelles Werk für die dritte Station des donumenta ART LAB on the Move ist eine Hommage an die frühneuzeitlichen Wandteppiche „Kampf gegen die Laster und Tugenden“ (ca. 1400) und “Wilde Leute” (1400 – 1420) im Historischen Museum der Stadt Regensburg. 

Die Präsentation von Edlbauer und Goodman besticht durch Humor und Detailverliebtheit, die vielfältige Assoziationen hervorrufen können. In diesem Werk vermischen sich alberne Wortspiele, tiefgründige politischen Andeutungen und vieles mehr. Wer sich mit dieser Installation beschäftigt, genießt schließlich ein mehrgängiges visuelles Festmahl.

Humorvolle Annäherung

In ihrer Zusammenarbeit verbinden die Künstlerinnen Malerei und Skulptur. Dabei beziehen sie sich jeweils auf lokale Bildwelten. Für ihre Regensburger Arbeit wählten sie Motive aus dem 15. Jahrhundert und entwickelten daraus neue Narrative.

Die Installation für das donumenta ART LAB on the Move setzt sich aus zwei großen Gemälden – Rücken an Rücken montiert – und einer Vielzahl von Keramiken zusammen. Das eine Gemälde zeigt in Referenz zu den Teppichen, die Protagonist*innen, die die Ausstellung “And Now a Few Words From Our Sponsors” ermöglichten. Die persönlichen Verbindungen zu einem Ort und seinen Menschen sind wichtige Faktoren in der Kunstproduktion. In allen Epochen verewigen sich Künstler*innen und ihre Auftraggeberinnen in ihren Werken. Wer genau hinschaut, entdeckt die künstlerische Leiterin des donumenta e.V. und Trägerin des diesjährigen Kulturpreises der Stadt Regensburg. Weil sie seit vielen Jahrzehnten Künstler*innen den Zugang zur Stadt ermöglicht, hält sie die Schlüssel zur Stadt in ihren Händen. Kuratorin Antonie Angerer, gebürtige Regensburgerin, schuf die Verbindung zur UNESCO Weltkulturerbestadt. Angerer schwebt mit ihren beiden Schwestern über der Szene.

Frauen schaffen neue Räume des Dialogs

Das zweite Gemälde bildet den Hintergrund für zahlreiche handgefertigte Keramiken. Überdimensionierte Lebensmittelbehälter erinnern sowohl an Ketchup-Flaschen, und Senftuben als auch an Farbtuben und -töpfe. Ihre handbemalten oder glasierten Etiketten transferieren die Warenwelt des 21. Jahrhunderts ins Mittelalter. Das Design der Logos greift die Tier- und Pflanzenwelt der Teppiche auf. Die Keramiken verbinden sich mit der Malerei, der Makroaufnahme des gewebten Stoffes. Die gesamte Installation bedient sich Versatzstücken aus beiden Teppichen. Tatsächlich wurden diese Teppiche über Jahrhunderte hinweg immer wieder zerschnitten und neu zusammengesetzt. 

Mit feministischer Linse extrahieren Edlbauer und Goodman Figuren aus den historischen Wandteppichen und übersetzen sie in eine zeitgenössische Bildsprache. Sie thematisieren Geschlechterrollen und historische Fiktion, indem sie diese mit ihrer eigenen künstlerischen Ästhetik verbinden und neue Zusammenhänge herstellen. Sie füllen die grauen Bereiche aus, die verlorene Teile der Teppiche kennzeichnen. Diese Leerstellen, sowie die Würzmittel, die faden Lebensmitteln Geschmack verleihen, dienen als Metaphern dafür, Altes neu zu denken. So sind es in dieser Installation die Frauen, die Kunst ermöglichen, schaffen und nutzen, um neue Räume des Dialogs zu schaffen. 

Die Ausstellung wird bei Tag und Nacht für alle Besucher*innen und insbesondere die Nachbar*innen sichtbar sein. An zwei Samstagen (21.09. und 12.10.2024) lädt der Verein donumenta e.V. jeweils zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr zum Dialog, um die vielfältigen Aspekte dieses mehrgängigen visuellen Festmahls zu diskutieren.

Die Künstlerinnen

Gabriele Edlbauer (*1988, Linz) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien (2006–2012) und am Royal Institute of Art in Stockholm (2009–2011).

Edlbauer hat an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen, darunter sind die Luleå Biennale in Schweden, Belvedere 21 in Wien, Offenes Kulturhaus in Linz, Contemporary Istanbul, Kunstverein Dortmund und Luckman Gallery in Los Angeles. Zu ihren Residenzen zählen unter anderem Red Gate Residency in Peking/China, Black Sea Calling in Krasnodar/Russland und Spread Art in Detroit/USA. 

Julia S. Goodman (*1987, New York) machte 2020 ihr Diplom an der Akademie der bildenden Künste Wien und 2009 einen BFA der New York University. 

Ausgewählte Ausstellungen in Österreich bei Belvedere 21, MQ Art Box, Galerie Zeller van Almsick, Galerie Raum mit Licht, Galerie 5020, VBKÖ, ksRoom, One Work Gallery. Sie hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter Na rayone, Novo Molokova, Moskau, Queer Encounters / Vienna trans LA, Los Angeles, I guess the diet’s working, Galerie Zahorian & Van Espen, Bratislava, SubDocumenta, Athens Museum of Queer Arts, Athen.

Die Kuratorinnen

Antonie Angerer (*1986) ist gebürtige Regensburgerin, Kuratorin und Forscherin. Derzeit arbeitet sie an einem vom BMBF geförderten Projekt mit dem Titel „Social Worlds: China‘s Cities as Spaces of Worldmaking“ an der Universität Würzburg. 2014 gründete sie in Beijing die unabhängigen Kunst- und Forschungsplattform I: project space für kunstbasierte Forschung, internationalen Austausch und Ausstellungen und leitete die Institution bis 2023. Angerer kuratierte international Ausstellungen und hielt Fachvorträge, u. a. bei der documenta fünfzehn, dem Kunstmuseum Wolfsburg, dem Artspace Sydney und dem CAFAM (China Academy of Fine Arts Museum) Beijing. Heute ist Angerer als freiberufliche Kuratorin in Deutschland tätig und promoviert an der Freien Universität Berlin über die Imagination einer Stadt der Zukunft.

Anna-Viktoria Eschbach (* 1987) arbeitete als Kuratorin und Autorin an Projekten für die documenta fünfzehn, das Kunstmuseum Wolfsburg, das Artspace Sydney, das CAFAM (China Academy of Fine Arts Museum) Beijing und das Ludwig Museum in Budapest. Von 2014 bis 2020 baute sie das kuratorische Büro und Residenzprogramm von I: project space in Beijing auf. Thematischer Schwerpunkt waren Urbanisierung, Gender-Konzepten im asiatisch-pazifischen Raum, unabhängige Kunsträume, neuen Medien und digitale Kunst. Bis 2022 arbeitete sie an dem mehrjährigen kuratorischen Forschungsprojekt „Beijing22“, das den urbanen Wandel im Großraum Beijing dokumentierte. Als Mitglied des schweizerisch-chinesischen Verlags tria veröffentlichte Anna-Maria Eschbach zahlreiche Bücher über Kunst, Theorie, Stadtentwicklung und China. An der Kunstuniversität Linz promoviert Eschbach über Museen und Soft-Power-Politik in China.

Noch bis 13. Oktober an der Kastenmaierstraße 1, Ecke Straubingerstraße, vor der Raiffeisenbank Regensburg.

#donumenta – Mach Dich zu einer Wassernixe

REGENSBURG. Für das Dörnbergforum gestaltete die Frankfurter Künstlerin Tina Kohlmann eine imaginäre Wasserwelt mit sympathischen Wesen, die einen in die eigene Phantasie entführen. Bis zum 25. August 2024 gastiert das donumenta ART LAB on the Move mit dieser Installation im Dörnbergforum im neuen Stadtviertel an der Kumpfmühler Brücke.

Bei 30 Grad im Schatten wird sehr schnell klar, was Planer*innen auf dem dreieckigen Platz zwischen Geschäften und Restaurants im neuen Dörnberg-Viertel vergessen haben: Wasser. Tina Kohlmann, Künstlerin aus Frankfurt bringt zumindest eine Vorstellung davon auf den überhitzten Platz. Kuratiert von Antonie Angerer und Anna Eschbach gestaltete Kohlmann eine anregende und richtig coole Wasserwelt. Schon am Vorabend der Präsentation dieses schillernden Werks versammelten sich feiernde Abiturient*innen vor dem Kunstlabor, imaginierten sich selbst in die Wasserwesen, deuteten es als Avatare und fotografierten sich paarweise vor den illuminierten Wasserwesen. Mit seinen spiegelnden Augen sind sie wie gemacht dafür, sich selbst zu erkennen.

Bewusstsein für öffentlichen Raum

Das Dörnbergforum ist die 2. Station des Projekts, das Dialog und Begegnung in Stadtteilen außerhalb des UNESCO Weltkulturerbes fördert. Jeden Samstag zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr lädt der donumenta e.V. vor Ort zu Gesprächen. Die Themen setzen jeweils die Besucher*innen. Wie wichtig das ist, zeigen die Genehmigungsprozesse für die Kunst im öffentlichen Raum. Wer glaubt, dass es mit Anfragen bei der Stadt getan sei, weil er öffentliche Raum allen Bürger*innen gehört, irrt. Die Anfragen bei Investmentgesellschaften führen mitunter bis zu den Kaiman-Inseln. Mit seiner Arbeit will der donumenta e.V. ein Bewusstsein für die gemeinsamen Orte schaffen. „Die Stadt gehört uns“, sagt Regina Hellwig-Schmid, 1. Vorsitzende des Vereins. 

Kunst findet im Leben statt

Diese Auffassung teilen die Kuratorinnen Antonie Angerer und Anna Eschbach. Seit vielen Jahren geht es ihnen darum, mit dem Vehikel der Kunst, Orte für Begegnung und Experimente zu schaffen. „Kunst findet im Leben statt und nicht in White Cubes“, sagt Angerer. In Regensburg aufgewachsen, entwickelte die Kunstexpertin unter anderem in zehn Jahren Peking Strategien, um im öffentlichen Raum Passant*innen einzubeziehen, wenn es um die gesellschaftliche Bedeutung des öffentlichen Raums geht. Auch wenn sich Angerer bisher nicht vorstellen konnte, sich einmal für ein Projekt in Regensburg zu engagieren. Jetzt freut sie sich über das aufregende Heimspiel im Dörnbergforum. Das Konzept des donumenta ART LAB on the Move überzeugte sie. Gemeinsam mit Co-Kuratorin Anna Eschbach wird sie auch die 3. Station des donumenta ART LAB on the Move im Regensburger Osten konzipieren.

Tor in eine andere Welt

Mit Tina Kohlmann teilen die Kuratorinnen ihre große Neugier auf das Verborgene, auf das, was sich unter der Oberfläche befindet. Im Bild der Wasserwelt verschmelzen diese Aspekte miteinander. „Go make thyself like a nymph o‘ th‘ sea” (dt. Mach dich zu einer Wassernixe!), der Titel von Kohlmanns Installation ist Shakespeares „Sturm“ entlehnt. „Der Text beginnt mit der Anrufung der Kunst, die Veränderung bringen soll.“ So entschlüsselt Anna Eschbach die Bedeutung von Kohlmanns Werk.

Ihre gelb leuchtenden, sehr sympathischen, mal traurigen, mal heiteren, überlebensgroß wachenden Figuren mit ihren das Gegenüber reflektierenden Augen geben mannigfache Möglichkeiten, sich in sie hineinzuversetzen und sich selbst zu verwandeln. Dabei wirkt die Hülle, in die sie hineingestellt sind, das auf zwei Seiten transparente donumenta ART LAB on the Move, wie ein Portal, das Tor in eine andere Welt. Es lädt dazu ein, die Dinge mit anderen Augen zu sehen, aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen. Dabei wirbt es um Respekt für andere Lebenswelten – funkelnd, warm und vielschichtig: Versuche es auch: „Mach Dich zu einer Wassernixe.“

Beitragsfoto: Von links: Die Kuratorinnen Antonie Angerer und Anna Eschbach, Künstlerin Tina Kohlmann und donumenta-Vereinsvorsitzende Regina Hellwig-Schmid. (Foto: Laura Bork)

#donumenta – Einfach mal die Standards verschieben

REGENSBURG. Was donumenta-Artists in Residence bei ihrem vierwöchigen Aufenthalt in der UNESCO Weltkulturerbestadt entwickelten, präsentierten sie jetzt der Öffentlichkeit. Alle drei Werke im Öffentlichen Raum setzen auf Interaktion.  

Kunst wirkt, macht Spaß, weitet den Blick und stellt so manche Gewissheit auf den Kopf. Für die Arbeiten der donumenta-Artists in Residence von 2023, deren Werke ab jetzt für drei Monate am Domplatz, am Beschlächt und am Schwanenplatz zu sehen sind, gilt das ganz besonders. Dass Erwachsene und Kinder längst damit beginnen, mit den Werken zu interagieren und zu spielen, wertet der donumenta e.V. als besondere Auszeichnung für die Arbeit der donumenta-Artists in Residence.

Neue Perspektive

Stano Masár, der Künstler und Kunstprofessor aus der Slowakei, ließ ein Gerüst um das Podest des Reiterstandbildes Ludwig I. auf dem Domplatz anbringen. Wer hinaufsteigt, gelangt auf ein Plateau und findet sich auf einer Ebene mit dem König und seinem Pferd wieder. „HORSE’S VIEW“ verändert die Perspektive und hat schon jetzt eine Flut an Selfies ausgelöst. Einheimische und Tourist*innen verändern so die Perspektive und ihren Blick auf die Geschichte. Stano Masárs Werk macht den Unterschied zwischen dem feudalistischen Herrscherbild und dem Gesellschaftsbild im 21. Jahrhundert schließlich auch körperlich erfahrbar. 

Temporärer Selfie-Spot: „HORSE’S VIEW“ von Stano Masar (l.) mit Regina Hellwig-Schmid, 1. Vorsitzende des donumenta e.V. (Foto: Julia Weigl-Wagner)

Bewegung verändert

Inspiriert von der Vielzahl von Mühlen, die es in der Geschichte der UNESCO Weltkulturerbestadt gab, entwarf und baute der ungarische Künstler und gelernte Schreiner Lorand Bögös seine eigene, besondere Mühle. Statt Wasser setzt menschliches Eingreifen die beiden gegenläufigen Propeller in Bewegung. So verändert Kraft des Individuums die Dynamik der Mühle. „OWN MILL“ ist eine Einladung dazu, die eigene Energie zur Veränderung einzusetzen. Zu sehen ist diese Mühle gewordene emanzipatorischen Botschaft am Beschlächt zwischen Unterem und Oberen Wöhrd.

Spiel mit Gewohnheiten

Eines der bevorzugten Themen von Danilo Milovanović sind Normen und Standards. Er nahm sich der mittelalterlichen Maße der Freien Reichstadt Regensburg an. Elle, Klafter und Schuh sind gut sichtbar am Portal des Alten Rathauses angebracht. Indem der slowenische Künstler die historischen Maßeinheiten auf die modernen Stadtmöbel Regensburgs anwendet, schafft er ein heiteres, intelligentes und sehr einladendes Durcheinander: Eine Laterne, über die man stolpern könnte, eine Sitzbank, für die man eine Leiter brächte oder ein Mülleimer, für den man sich ziemlich strecken muss. Hersteller dieser Stadtmöbel von Danilo Milovanović ist im Übrigen die gleiche Firma, die auch die normale Stadtmöblierung Regensburgs liefert.

#cordonhaus Männer, Frauen, Hund und Katz – Lisa Endriß und Klaus Effern

Sie sprechen miteinander als wären sie für einander gemacht. In der Ausstellung „Artenvielfalt“ in der Städtischen Galerie Cordonhaus in Cham führen mit Lisa Endriß (Malerei) und Klaus Effern (Skulptur) zwei Künstlergenerationen einen anregenden Dialog. Während der Bildhauer Klaus Effern das Material bändigt, bezieht die Malerin Lisa Endriß ihre Inspiration aus der täglichen Bilder- und Informationsflut. Auf Menschen und Tiere, Männer und Frauen in all ihren Merkwürdigkeit haben es beide abgesehen. – „Artenvielfalt“ ist eine Ode an das Lebendige.

Immer wieder beweist Kuratorin und Galerieleiterin Anjalie Chaubal, wie sich künstlerische Seh- und Arbeitsweisen ergänzen und zusammen mehr ergeben als die Summe ihrer Werke. „Artenvielfalt“ ist die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß mit dem Bildhauers Klaus Effern. Für Anjalie Chaubal eine besondere Paarung: „Als schwinge sich das doppelbödig Paradoxe in der Malerei von Lisa Endriß zu den kraftvoll eigenwilligen Skulpturen von Klaus Effern in die dritte Dimension empor.“ ­– Regelmäßig verwandelt Chaubal die Städtische Galerie Cordonhaus Cham in Rauminstallationen. Flanieren zwischen Kunstwerken ist hier möglich, der Dialog mit der Kunst, den Künstlerinnen, Künstlern – und der Kuratorin.

Der Rapper mit Klaus Effern, Galerieleiterin Anjalie Chaubal und Mensch mit Tieren von Lisa Endriß.

Die Geschichtenerzählerin …

Wie sie darauf kommt, den Tiger ausgerechnet neben die rosahäutige, nur leicht bedeckte Dame zu legen. Beide liegen im Gras. Eine friedliche Szene, wäre da nicht das alarmierend rotbraun, weiß, schwarz gestreifte Fell des Tigers. Oder der Panther, der Menschen, einem Schwein und anderem Getier in eine Schlucht folgt. Mit ihrer Kunst erzählt Lisa Endriß Geschichten. In Philosophie und Kunsttheorie gut informiert, gehören ironische Brüche zu den Spezialitäten der Künstlerin. Sie schöpft aus dem Informationsnetz unserer Gesellschaft, filtert aus der täglichen Informationsflut Bilddokumente voller Widersprüche, immer auf der Suche nach den feinen Merkwürdigkeiten mit ihrer gewissen Doppelbödigkeit.

Das malerische Werk von Lisa Endriß zeigt Motive mit Menschen und Tieren oder auch Menschen hinter Masken. Das Thema Mensch und Umwelt behandelt sie, indem sie auch mal das Medium wechselt und etwa in einem Videoprojekt Männer und Frauen ihre utopischen Ideen zur Rettung der Welt erzählen lässt. 

Die Künstlerin wurde mit zahlreichen internationalen Stipendien und Preisen ausgezeichnet und gehörte in den 80er Jahre zur Künstlerinnengruppe „WeibsBilder“. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Sammlungen, darunter in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, in der Sammlung Götz, im Kunstmuseum Düsseldorf, in der Städtischen Galerie Regensburg, bei der BMW Group und bei der Hypo-Stiftung München.

… und der Materialbändiger

Als das „zusammengesetzt Lebendige“ bezeichnet Arie Hartog, Leiter des Gerhard-Marcks-Museums für Bildhauerei in Bremen, die Skulpturen von Klaus Effern. In seinen Holzfiguren arbeite der Bildhauer gleichzeitig mit und gegen das Material. Tatsächlich dürfte die dadurch erzeugte Spannung der wichtigste Grund für die eigentümlich lebendige Wirkung der Werke Klaus Efferns sein. Aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, steht Efferns Hund nicht still. Neongrün angesprüht, läuft er jemandem oder etwas hinterher. Der Hund ist eine Ausnahme im Werk Efferns. Viele seiner anderen Figuren stehen trotz all ihrer inneren Bewegung still. Ebenso sein David, der zerfurcht mit einer Art Rüstung angetan nur noch entfernt an das Vorbild Michelangelos erinnert oder der moderne Morisk mit einem Kopf, der auch ein Tierkopf sein könnte.

Für seine in Holz arbeitenden Kollegen hat das Material die Konnotationen Block oder Stamm. Effern hingegen arbeitet mit der Technik der Montage. Seine Figuren entstehen aus rohen oder vom Künstler bereits geschnitzten Hölzern. Sie werden jeweils in unterschiedlichen Bearbeitungsphasen zusammengefügt und dann weiterbearbeitet. Die weiße Lasur, die den Arbeitsprozess abschließt, täuscht eine Einheitlichkeit vor. In Wirklichkeit scheinen die einzelnen Teile plastisch immer noch durch. Die Wirkung des Materials wird durch die weiße Lasur wortwörtlich unterdrückt. Umso mehr bricht sich das innere Wirken im Holz Bahn, das Reißen und Trocknen. Efferns Figuren stehen unter Spannung.

Der Holzbildhauer lernte sein Handwerk in Berchtesgaden, bevor er sein Studium an der Hochschule für Künste in Bremen aufnahm und schließlich Meisterschüler von Prof. Alfred Hrdlicka in Wien und Prof. Bernd Altenstein in Bremen wurde. Er gestaltet Kunst im öffentlichen Raum. Seine Werke waren und sind in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen.

Mit „Artenvielfalt“ zeigt das Cordonhaus die erste gemeinsame Ausstellung der Malerin Lisa Endriß und des Bildhauer Klaus Effern.

„Artenvielfalt“

Lisa Endriß – Klaus Effern

Städtische Galerie Cordonhaus Cham vom 23.06. bis 11.08.2024

Lisa Endriß

1978-88 Gruppe WeibsBilder 1989-95 Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hans Baschang 1996-97 MFA Programme Vermont College, USA DAAD Jahresstipendium für New York, USA 2005 Fellowship Seaside Florida, USA 2016 Fellowship Yaddo, Upstate New York 2018 Nominierung für „Villa Romana Preis“, Florenz 2020 Fellowship Seaside Florida, USA

Einzelausstellungen (Auswahl)

2022 SFB TRR 294/1-424638267, Strukturwandel des Eigentums, Friedrich-Schiller-Universität Jena (K) 2019 Kunstraum Potsdam, Showtime Reloaded, Katalog 2018 Kasper König & Lisa Endriß Artisttalk & Performance, Münchner Kammerspiele, München 2017 Showtime, Laura Mars Gallery, Berlin 2015 AK68 – Kunstverein Wasserburg – David and Goliath for paradise now; Yaddo, New York, Rauminstallation 2012 Lisa Endriß – Odd stage 2, Laura Mars Gallery, Berlin 2011 Städtische Galerie Rosenheim (K) 2010 Galerie Seiler, München 2009 Kunstverein Schweinfurt; Kunstverein Landshut 2008 Odd stag, Laura Mars Gallery, Berlin 2007 Ballhaus Ost, Berlin; Galerie Bernd Kugler, Innsbruck 2005 Morsel Gallery, New York, USA 2001 A.R.T Gallery, New York, 1991 Kunstforum der Galerie im Lenbachhaus, München (K)

Klaus Effern

1967 geboren in Siegsdorf 1990-93 Ausbildung zum Holzbildhauer, Berchtesgaden 1993 Studium der Bildhauerei an der HfK Bremen bei Prof. W. Otto und Prof. B. Altenstein 1996 Arbeitsaufenthalt bei Prof. Hrdlicka, Wien 2000 Meisterschüler bei Prof. Altenstein 2000-03 Arbeitsaufenthalt in Berlin

2002 Lehrauftrag HfK Bremen Symposium Untersberg seit 2004 engagiert in der Bildhauerwerkstatt „Mauern-öffnen“ e.V.

Einzelausstellungen (Auswahl)2021 Inglorious Brazzbande, Kulturkirche St. Stephan, Bremen (mit Markus Keuler) 2016 „Father“, Lapua Art Museum (FI) 2015 St. Matthäus, Frankfurt a. Main 2014 Kulturkirche St.

#donumenta – Zeichnen mit Roboterarm

Der renommierten Patrick Tresset und seine Zeichen-Maschinen sind Gast des donumenta e.V. in Regensburg. Für die Inszenierung des französisch-belgischen Künstlers hatte sich Kuratorin Regina Hellwig-Schmid einen Raum gewünscht, in den man „von außen hineinschauen kann“. Jetzt können Groß und Klein ihre Nase am Schaufenster des Pop up-Raumes des Degginger in der Tändlergasse 18 plattdrücken und zusehen wie Kameraaugen rotieren, fokussieren und wie sich Roboterarme zeichnend über zweieinhalb Stunden auf Zeichenkarton bewegen. Allmählich entsteht so ein Tableau aus Roboterzeichnungen mit signaturähnlichem Strich in der linken unteren Ecke. Tressets Arbeiten sind auf der ganzen Welt zu sehen, darunter im Centre Pompidou in Paris, in der Tate Modern in London oder im Mori Museum in Tokyo.

Was das Kameraauge sieh
Auf drei historischen Zeichentischen ruhen die Apparaturen aus Roboterarmen und Kameraaugen. Vor weißen Wänden sind Tierpräparate aus dem Naturkundemuseum Ostbayern arrangiert: Reh, Eule, Biber, Eichhörnchen, Fuchs, Pfau, Iltis und Krähe. In der Mitte der Inszenierung ist ein memento mori aus Spielzeugrobotern, Totenköpfen und einer Muschel zu sehen. Die Tierpräparate stehen in dieser Inszenierung für Natur und Vergänglichkeit, während sie anmutig und spielerisch auf die Technik treffen.

Distanz zur Emotion 
Mit seinen Zeichenmaschinen ahmt Tresset menschliche Fähigkeiten nach. Die Faszination des Künstlers für Computer begann bereits im Alter von neun Jahren. Überwältigt von Spontaneität und emotionalen Momenten des künstlerischen Schaffens, wechselte er nach seinem Kunststudium am Goldsmith-College in London zum Technikstudium in das Department of Media. Für mehr Distanz zum eigenen Malprozess entwickelt er seit mehr als 20 Jahren Zeichenroboter.

„Der Roboter zeichnet einfach weiter, was er sieht“, sagt Tresset und lässt sich durch Spontaneität und Emotion nicht aus dem Konzept bringen. Das ist die Motivation, die Tresset dazu brachte das Zeichnen an den Roboter zu delegieren und ihm seinen eigenen Zeichenstil einzuprogrammieren. Heute verfolgt der Künstler mit großem Interesse, wie Menschen reagieren, wenn sie dem Roboter beim Zeichnen zusehen und die so erzeugten Werke später an der Wand betrachten. Als Regisseur, Dramaturg und technischer Mastermind seiner theatralischen Inszenierung bestimmt er das Geschehen zwischen den Zeichenrobotern und den Modellen. Seine Installationen zeigen einen möglichen Weg, die Technik zu beherrschen und sie konstruktiv einzusetzen.
#donumenta – Zeichnen mit Roboterarm
Der renommierten Patrick Tresset und seine Zeichen-Maschinen sind Gast des donumenta e.V. in Regensburg. Für die Inszenierung des französisch-belgischen Künstlers hatte sich Kuratorin Regina Hellwig-Schmid einen Raum gewünscht, in den man „von außen hineinschauen kann“. Jetzt können Groß und Klein ihre Nase am Schaufenster des Pop up-Raumes des Degginger in der Tändlergasse 18 plattdrücken und zusehen wie Kameraaugen rotieren, fokussieren und wie sich Roboterarme zeichnend über zweieinhalb Stunden auf Zeichenkarton bewegen. Allmählich entsteht so ein Tableau aus Roboterzeichnungen mit signaturähnlichem Strich in der linken unteren Ecke. Tressets Arbeiten sind auf der ganzen Welt zu sehen, darunter im Centre Pompidou in Paris, in der Tate Modern in London oder im Mori Museum in Tokyo.

Was das Kameraauge sieht
Auf drei historischen Zeichentischen ruhen die Apparaturen aus Roboterarmen und Kameraaugen. Vor weißen Wänden sind Tierpräparate aus dem Naturkundemuseum Ostbayern arrangiert: Reh, Eule, Biber, Eichhörnchen, Fuchs, Pfau, Iltis und Krähe. In der Mitte der Inszenierung ist ein memento mori aus Spielzeugrobotern, Totenköpfen und einer Muschel zu sehen. Die Tierpräparate stehen in dieser Inszenierung für Natur und Vergänglichkeit, während sie anmutig und spielerisch auf die Technik treffen.

Distanz zur Emotion 
Mit seinen Zeichenmaschinen ahmt Tresset menschliche Fähigkeiten nach. Die Faszination des Künstlers für Computer begann bereits im Alter von neun Jahren. Überwältigt von Spontaneität und emotionalen Momenten des künstlerischen Schaffens, wechselte er nach seinem Kunststudium am Goldsmith-College in London zum Technikstudium in das Department of Media. Für mehr Distanz zum eigenen Malprozess entwickelt er seit mehr als 20 Jahren Zeichenroboter.

„Der Roboter zeichnet einfach weiter, was er sieht“, sagt Tresset und lässt sich durch Spontaneität und Emotion nicht aus dem Konzept bringen. Das ist die Motivation, die Tresset dazu brachte das Zeichnen an den Roboter zu delegieren und ihm seinen eigenen Zeichenstil einzuprogrammieren. Heute verfolgt der Künstler mit großem Interesse, wie Menschen reagieren, wenn sie dem Roboter beim Zeichnen zusehen und die so erzeugten Werke später an der Wand betrachten. Als Regisseur, Dramaturg und technischer Mastermind seiner theatralischen Inszenierung bestimmt er das Geschehen zwischen den Zeichenrobotern und den Modellen. Seine Installationen zeigen einen möglichen Weg, die Technik zu beherrschen und sie konstruktiv einzusetzen.


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Patrick Tresset: Tableau aus Roboterzeichnungen
Information: Ausstellungszeitraum: 5.-30. Juni 2024, Mi-So, 14.00 – 19.00 Uhr, Pop up-Raum, Degginger, Tändlergasse 18, Regensburg Matinee & Podium mit Ausstellung der computergenerierten Zeichnungen von Patrick Tresset:
21. Juli 2024, 11.00 – 13.00 Uhr mit
Wouter Wahl (Leiter Naturkundemuseum Ostbayern),
Barbara Sophie-Höcherl (Künstlerin),
Elisabeth Peterlik (Künstlerin).
Moderation: Regina Hellwig-Schmid
Ort: Naturkundemuseum Ostbayern, Am Prebrunntor 4, 93047 Regensburg.